Großhandelshonorar

Währungsgewinne und Lagerwertverluste

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Nicht nur der Großhandel zögert mit seinen Konditionen für 2012 - auch die Hersteller halten sich mit Angeboten bislang zurück. Dabei geht es für die Firmen darum, gerade niedrigpreisige Schnelldreher in den Direktbezug zu holen - immerhin winken 70 Cent zusätzliche Marge. Die Apotheken hoffen auf attraktive Angebote der Industrie. Wer jetzt rechtzeitig reagiert, kann schon bei der Umstellung zusätzliche Erträge abgreifen. Auf der anderen Seite drohen erhebliche Lagerwertverluste.

Wenn zum 1. Januar das Großhandelshonorar umgestellt wird, ändern sich über Nacht so ziemlich alle Preise - analog zur Umstellung der Apothekenvergütung vor sieben Jahren: Wegen des Fixzuschlags werden preiswerte Arzneimittel teurer, bei Hochpreisern gibt es einen Verfall. Mit der Großhandelsmarge ändern sich auch Apothekeneinkaufs- und -verkaufspreise: Wer nach alter Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV) eingekauft hat, muss trotzdem nach den neuen Vorschriften abgeben.

Die magische Grenze liegt bei einem Herstellerabgabepreis (APU) von 35 Euro - die entsprechenden Produkten kosten alt und neu im Apothekeneinkauf 36,80 Euro. Wer bis zum Jahreswechsel preiswertere Produkte an Lager legt, kann also von der Umstellung profitieren: Vor allem bei Packungen im niedrigen einstelligen Euro-Bereich lässt sich die Spanne so erheblich aufblasen, insbesondere wenn zum Grossopreis direkt eingekauft wird. Mitunter müssen die Apotheken nicht einmal in Vorleistung gehen: Die Firmen locken mit Valuta bis Ende März.

Die Kehrseite der Medaille: Der „Währungsgewinn“ in der Silvesternacht wird kaum ausreichen, um die gleichzeitigen Verluste des Inventurwerts zu kompensieren. Alle Packungen jenseits der Preisgabel werden entwertet - statt bei 72 Euro ist das Großhandelshonorar künftig bei 38,50 Euro gedeckelt. Nach Berechnungen aus der Branche sind 60 bis 70 Prozent des Warenlagers nach Wert betroffen. Bei einer Inventursumme von 200.000 Euro und einem Verfall um 2 Prozent geht also jeder Apotheke im Generalalphabet ein vierstelliger Eurobetrag verloren.


Mindestens genauso spannend wie der Einmaleffekt ist die Frage, welche dauerhaften Gestaltungsmöglichkeiten mit der Umstellung auf die Apotheken zukommen. Dass die Industrie Konzepte für eine Ausweitung des Direktgeschäfts in den Schubladen hat, ist kein Geheimnis. Man sei startbereit, heißt es bei einem großen Generikahersteller.

Bei den Apotheken dürften die Firmen offene Türen einlaufen. Denn die neuerliche Kürzung der Einkaufskonditionen beim Großhandel wird viele Pharmazeuten hart treffen - und das auf Jahre hinaus: In der Politik will man vor 2013 nicht einlenken, erst einmal werden mit dem Versorgungsstrukturgesetz (VStG) die letzten Rabatt-Schlupflöcher geschlossen.

Die Großhändler werden mit Argusaugen verfolgen, welche Anreize die Hersteller den Apotheken setzen. Sollten die Apotheken etwa systematisch mit Skonti geködert werden, werden die Großhändler vermutlich schnell intervenieren - schließlich wurden ihre Zahlungsziele zuletzt massiv zusammengestrichen.

In den Gesprächen mit den Apotheken bleiben die Gebietsleiter der Hersteller daher derzeit noch unverbindlich. Bevor der Änderungsantrag zum Fixzuschlag durch ist, will offenbar niemand Versprechungen abgeben.

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