Grippeimpfstoffe

Vaxigrip: Bestellung als Odyssee

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Berlin -

Der Impfstoffhersteller Sanofi Pasteur MSD hat in dieser Saison ein Bestellportal für Vaxigrip eingerichtet. Apotheken in den Ausschreibungsgebieten sollen den Grippeimpfstoff über dieses Internetportal anstatt über den Großhandel beziehen. Während einige Pharmazeuten reibungslos bestellen konnten, hatten andere Schwierigkeiten.

Ein Apotheker aus Sachsen-Anhalt hat eine wahre Odyssee erlebt: Im August stornierte sein Großhandel die Vaxigrip-Bestellung. Daraufhin versuchte er, sich auf dem Sanofi-Pasteur-Portal zu registrieren – vergeblich. Als er im Service-Center anrief, erfuhr er, dass es technische Probleme gebe. Er könne aber per Fax bestellen.

Der Apotheker schickte also ein Fax los, mit dem Briefbogen der Apotheke, der Bestellung inklusive PZN und seiner Unterschrift. Damit war die Sache für ihn erledigt. Als er allerdings in den nächsten Tagen nichts von Sanofi Pasteur hörte, fragte er erneut im Service-Center nach. Die Auskunft: Auf seinem Fax fehle der Stempel. Obwohl sich dem Apotheker nicht ganz erschloss, warum neben Briefkopf der Apotheke und Unterschrift auch noch ein Stempel notwendig sei, schickte er das Fax erneut ab.

Wieder kam von Sanofi Pasteur nichts. Stattdessen beschwerte sich der Arzt beim Apotheker, weil er keinen Impfstoff bekam, obwohl der doch lieferbar sei. Der Apotheker wandte sich daraufhin direkt an Sanofi Pasteur. Dort konnte man seine Daten zwar nicht finden, die Bestellung wurde aber telefonisch aufgenommen. Kurz darauf erhielt der Apotheker tatsächlich die erhoffte Bestellbestätigung: Die Impfstoffe sollten in der kommenden Woche geliefert werden.

„Ich habe eins gelernt: Im nächsten Jahr werde ich nicht warten, sondern jeden Tag anrufen“, sagt der Apotheker. Aus seiner Sicht sind das fehlerhafte Bestellportal und der Umgang mit seiner Bestellung ein „Armutszeugnis“ – zumal es sich bei Sanofi Pasteur nicht um eine „Wald- und Wiesenfirma“ handele. „Man muss sich darauf verlassen können, dass die Dinge funktionieren“, so der Pharmazeut. Er könne schließlich nicht jeder Bestellung hinterhertelefonieren.

Bei Sanofi Pasteur zeigte man sich überrascht von dem Fall: „Es funktioniert alles tadellos“, so eine Sprecherin. Es scheine aber „ab und zu“ vorzukommen, dass Apotheker Probleme mit ihrem Server oder ihren Computereinstellungen hätten. Eine Apothekerin habe beispielsweise von dem Computer in ihrer Offizin nicht auf das Portal zugreifen können, von ihrem Rechner zu Hause aber schon.

Falls das Online-Portal nicht funktioniert, empfiehlt Sanofi Pasteur eine Bestellung per Fax. Da diese von Hand bearbeitet werden müsse, könne es im Einzelfall auch länger dauern. Die Sprecherin betont, dass es nur in wenigen Einzelfällen Probleme gegeben habe.

Monika Koch, Vorsitzende des Sächsischen Apothekerverbands, hatte das Bestellportal grundsätzlich kritisiert: Sie hält es für eine „Frechheit“, dass Sanofi Pasteur auf einer Direktbestellung besteht. Für die Apotheken bedeute dies Mehraufwand.

Das Portal hat Sanofi Pasteur in den Ausschreibungsgebieten eingeführt. In Teilen von Bayern, Nordbaden, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen hatte der Hersteller Ausschreibungen der Kassen gewonnen.

Ursache für den Bestellprozess sind laut Hersteller die Rabattverträge. Man sei verpflichtet, den Kassen Meldungen über die gelieferten Impfdosen zu erstatten, so die Sprecherin. Außerdem müsse man als Rabattpartner sicherstellen, den Markt zeitgerecht mit ausreichenden Mengen Vaxigrip zu versorgen. Bei dem Hersteller hofft man offenbar, durch den Direktvertrieb besser kontrollieren zu können, ob die Impfstoffe tatsächlich in die Ausschreibungsgebiete gelangen.

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