„Habt ihr auch genug von Kettenapotheken?“

Mr. Christmas und die Weihnachts-Apotheke

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Berlin -

Die Stadt Sumter im US-Bundesstaat South Carolina hat eine besondere Apotheke – die Christmas‘ Pharmacy. Der Inhaber muss schmunzeln, wenn er auf den Namen angesprochen wird. Er wecke bei vielen Kund:innen Neugier.

Die Christmas‘ Pharmacy geht auf den Nachnamen des Gründers zurück. Steve Christmas ist seit 24 Jahren Apotheker und war lange für große Ketten, unter anderem 16 Jahre für Walmart tätig. Vor einem Jahr zog er die Reißleine und gründete seine erste eigene Apotheke. Dass er seinen Betrieb nach sich selbst benannte, war schnell entschieden. „Hier kennt mich jeder als Christmas“, sagt er.

Name nicht weitverbreitet

Außerdem habe der Name einen positiven Bezug. „Es ist ein lustiger, ein glücklicher Name.“ In seiner Region gebe es zwar ein paar Menschen, die so hießen. Insgesamt sei Christmas als Nachname in den USA aber nicht weit verbreitet. „Über Texas geht er nicht hinaus.“ Seine Ahnenforschung habe ergeben, dass der Name aus England stammt und sehr lange zurückreiche.

Der Name der Apotheke habe auch den Vorteil gehabt, dass er nicht lange nach einer Domain suchen musste. Christmaspharmacy sei frei gewesen, auch beim E-Mailprovider habe es keine Wettbewerber gegeben. Am 4. Januar öffnete Christmas seine Apotheke. Er selbst hatte genug von der unpersönlichen Arbeit für große Konzerne und warb nach der Eröffnung mit einem Frontalangriff auf die großen Apotheken für seinen Service: „Seid ihr auch müde, in langen Schlangen bei Kettenapotheken zu warten? Ruft unsere Nummer an und wir lösen euer Rezept ein.“

Unabhängig geführte Apotheken seien gemütlicher und man kenne seine Kund:innen, beschreibt er einige der Vorteile gegenüber Kettenapotheken. Man arbeite nicht in einer Maschine, in der die Patient:innen nur Nummern seien. „Das Rezept für den Erfolg einer unabhängigen Apotheke ist der gute Kundenservice“, ist er sich sicher. In einer Kette arbeite man als Apotheker wie in einer Fabrik und es werde so wenig wie möglich in Personal investiert.

 

„Die Leute hier sind die Arbeit für große Konzerne leid“

Personalprobleme wie sie Kolleg:innen in Deutschland haben kennt Christmas nicht. „Ich selbst hatte keine Schwierigkeiten, Leute zu finden“, freut er sich. Mit drei angestellten Apotheker:innen habe er sogar mehr Pharmazeut:innen als PTA (Pharmacy Technicians) – von ihnen beschäftigt er zwei. „Die Leute hier sind die Arbeit für große Konzerne leid.“ Zudem sei die Work-Life-Balance deutlich besser. Seine Angestellten führten die Apotheke so, als wäre es ihre eigene.

Das erste Jahr mit der eigenen Apotheke sei wegen der Pandemie „tough“ gewesen. „Wir haben langsam angefangen.“ Als er vor etwa einem Jahr einen Covid-19-Schnelltest für seine Frau gesucht habe und dieser 150 Dollar gekostet habe, habe er sich selbst einen Händler gesucht und bietet die Tests seitdem über die Apotheke an. Außerdem impft er gegen Covid-19. Die Patient:innen schätzten das Angebot, freut er sich. Sie lobten besonders, dass es im Vergleich zu Kettenapotheken „einfach“ sei, in die unabhängige Apotheke zu gehen.

Lokale Geschäfte boomen

Insgesamt habe sich in der Vergangenheit der Bezug zu den Händlern vor Ort geändert. „Es gab die Zeit der ‚Big Boxes‘“, sagt er. Einkaufszentren hätten nicht groß genug sein können. Zuletzt seien die lokalen Geschäfte wie der Metzger um die Ecke oder eben auch die Apotheke wieder wichtiger geworden. „Und die Preise sind gar nicht so unterschiedlich.“

Die kleine Apotheke von Christmas ist weihnachtlich geschmückt. „Wir dekorieren viel, für den Platz den wir haben.“ Ein antiker Coca-Cola-Automat, eine historische Wage und ein Weihnachtsbaum mit zahlreichen Lichterketten schmücken den Wartebereich in der Apotheke. „Hinter den Kulissen geht es bei uns modern und hochtechnisiert zu“, sagt Christmas. Der Pharmazeut legt beispielsweise Wert auf eine eigene App, um direkten Kontakt zu den Kund:innen zu haben.

Am 25. Dezember wird Christmas die Apotheke schließen und im Kreis der Familie selbst Weihnachten feiern. Seine Kinder werden kommen und auch sein Vater – „Father Christmas“ – sei noch unter ihnen.

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