Apotheker führt Liste

„Ich vertraue der Technik nicht“

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Berlin -

Apotheker Markus Cebulla führt in der Mühlen Apotheke Krefeld akribisch Buch über die generierten QR-Codes. Eine einfache und schnelle Lösung sollte her, denn der Technik allein vertraue er nicht. Am Ende möchte er nachvollziehen können, was genau abgerechnet wurde und ob sich die Vergütung mit der Anzahl der ausgestellten Zertifikate deckt. Dabei geht es dem Apotheker vor allem um mehr Transparenz.

Wie und ob die Software zwischen Erst- und Zweitimpfung unterscheiden kann, ist aktuell nicht klar. Ob es am Ende dazu kommt, dass immer 18 Euro pro Eintrag abgerechnet werden, das weiß auch Apotheker Markus Cebulla nicht. In seiner Mühlen Apotheke in Krefeld möchte er dies nicht dem Zufall überlassen. „Ich vertraue der Technik nicht“, begründet der Apotheker die Einführung seiner Dokumentationsliste. Dieses fortlaufende Dokument wird von allen Mitarbeitern, die Impfzertifikate ausstellen, ausgefüllt. Die Listen würden Transparenz ermöglichen: „An erster Stelle führe ich die Listen, um Ehrlichkeit zu zeigen und Transparenz zu ermöglichen. Wenn eine Prüfung kommt, dann kann ich zeigen, was ich geleistet habe.“

„Die Liste ist eine provisorische Allround-Lösung.“ Viele Optionen bleiben dem Apotheker nicht, denn schreibt er die Namen der Geimpften nieder, so verstößt er gegen die Datenschutz-Grundverordnung (DGSVO). Dennoch wollte Cebulla eine Dokumentation zur späteren Überprüfung der Abrechnung. Denn ob und wie das Portal zwischen Erst- und Zweitimpfungen unterscheidet, dass offenbart sich dem Apotheker aktuell nicht. Zudem läuft der Zähler auch bei Fehlangaben munter weiter. Die Liste enthält lediglich das Datum, die letzten drei Zeichen der eindeutigen Zertifikatserkennung und die Unterschrift des Mitarbeiters/der Mitarbeiterin, der/die die Eintragung vorgenommen hat. „Ich sehe an zwei gleichen Unterschriften, dass es sich um eine Erst- und Zweitimpfung handelt. Im Nachgang kann ich so die Abrechnung gegenkontrollieren.“

„Diese Art der Listen haben wir bereits bei der Maskenabgabe geführt“, erzählt Cebulla. Die erste Liste habe er im Dezember ausgelegt, als es noch keine Coupons gab. „Auch für die Schnelltests werden wir diese Vorgehensweise ab Juli einführen. Hier wird es wohl auch eine verpflichtende Dokumentation geben.“

Trotz des erhöhten Arbeitsaufwandes findet Cebulla die Einbeziehung der Apotheken bei den digitalen Impfausweisen gut: „Ich freue mich generell über solche Aktionen und bin sogar dankbar dafür. Hier können die Vor-Ort-Apotheken beweisen, wie wichtig sie sind. DocMorris oder Amazon stellen einem kein Impfzertifikat aus.“

Cebulla plädiert dafür, neue Aufgaben anzunehmen. „Man muss sich der Herausforderung stellen und Lösungen anbieten. Da muss man auch mal spontan entscheiden. Zuletzt wurden wir bei den Impfstoffen kreativ. Damit die Vials nicht umfallen, haben wir kurzerhand den 3D-Drucker genutzt und Vial-Halter konstruiert.“

Auf die Frage, ob das Portal denn heute besser funktioniere als gestern zum Start, schmunzelt er nur: „Heute ist es mit dem Portal schlimmer als gestern. Es läuft sehr zäh.“

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