Wegen fehlendem Personal & Corona

Apothekerin kürzt Öffnungszeiten

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Berlin -

Viele Apotheken-Inhaber kennen es: Die Suche nach Personal gestaltet sich zunehmend schwierig, die Corona-Pandemie hat die Teams weiter dezimiert. Apothekerin Christina Heitland muss nun schweren Herzens eine Konsequenz ziehen: Ab Dezember werden die Öffnungszeiten ihrer Mühlen-Apotheke in Gütersloh eingeschränkt – obwohl eigentlich genug zu tun ist.

Die Problematik besteht nicht erst seit gestern: Apotheker und PTA zu finden ist in einigen Teilen Deutschlands sehr schwer – sollen sie dann noch flexibel und mit Herzblut bei der Sache sein, geht die Chance vielerorts gegen null. Das spürt auch Heitland zusehends: „Wir bekommen ohnehin schon schlecht Personal, Corona hat die Situation aber nochmals verschärft“, erklärt sie.

Pandemie sorgt für Ausfälle im Team

Allein in ihrer Mühlen-Apotheke waren zu Beginn der Krise drei Mitarbeiterinnen schwanger – diese wurden relativ schnell in ein Beschäftigungsverbot geschickt. Viele Mitarbeiter haben außerdem Kinder, die betreut werden müssen. Hinzu komme, dass man mit Quarantäne und Erkältungen im Team rechnen müsse. „Sonst war man bei einem Schnupfen zwei oder drei Tage außer Gefecht, nun ist es mindestens eine Woche“, meint die Apothekerin. All das seien Punkte, die das Team sehr belasten.

Die Ausfälle seien zwar mit Überstunden der übriggebliebenen Mitarbeiter aufgefangen worden – „dauerhaft ist das allerdings nicht möglich.“ Die Corona-Krise sei neben dem hohen Arbeitsaufkommen auch eine psychische Belastung für die Apothekenmitarbeiter. Auch wenn die anfängliche Unsicherheit mittlerweile ein Stück weit zurückgegangen sei, so habe man dennoch keine richtige „Erholungsphase“ gehabt. „Wir befinden uns im Dauerstress – das geht so nicht weiter“, meint Heitland.

Eigentlich hatte die Apotheke bisher Montag bis Samstag von 8 bis 20 Uhr geöffnet. Damit war sie auch zu später Stunde und an Wochenenden eine beliebte Anlaufstelle im Umkreis. Denn solche Öffnungszeiten gibt es in der näheren Umgebung nicht. Ab Dezember soll in der Woche nur noch bis 19 Uhr geöffnet sein, am Samstag nur bis 16 Uhr. Damit wird künftig auch am Wochenende eher auf die notdiensthabenden Apotheken im Umkreis zurückgegriffen werden müssen. Diese seien allerdings ein gutes Stück weit entfernt.

Die Änderung der Öffnungszeiten sei nicht von heute auf morgen umsetzbar. In der Lokalpresse wurde bereits darauf aufmerksam gemacht, dennoch sollen Flyer folgen und die Kunden zunehmend darauf hingewiesen werden. „Ich möchte ja nicht, dass nachher jemand vor der geschlossenen Tür steht“, erklärt sie. Viele der Kunden hätten Verständnis für ihre Situation gezeigt. „Einige meinten allerdings, ich hätte doch genügend Personal – die sehen natürlich nicht, was alles im Hintergrund zu tun ist.“

Kein Personal in Sicht

„Wir gehen einfach auf dem Zahnfleisch, das ist so nicht mehr machbar“, meint Heitland. Wenn wieder mehr Personal zur Verfügung steht, kann sie sich vorstellen die Öffnungszeiten wieder auszudehnen. „Im Moment kann ich den Trend aber nicht sehen. Wir haben schon über ein halbes Jahr durchgehalten. Ich habe aber keine Aussicht, dass sich die Lage in naher Zukunft entspannen wird“, erklärt die Apothekerin.

Die Apotheke sei als Arbeitsplatz einfach zu unattraktiv geworden: Die Bürokratie nehme zunehmend mehr Raum ein und werde immer anstrengender. Hinzu kämen die langen Arbeitszeiten und das vergleichsweise geringe Gehalt für die dahintersteckende Arbeit – obwohl Heitkamp übertariflich bezahlt. „Ab einem gewissen Maß kann man auch mit Geld nichts mehr ausrichten. Wenn man wochenlang durcharbeitet, wiegt die Freizeit einfach schwerer“, erklärt sie. Viele Kolleginnen hätten der Apotheke mittlerweile deshalb komplett den Rücken gekehrt. Auch der Nachwuchs fehle: Die nächste Uni sei mehr als eine Stunde entfernt in Münster, auch die PTA-Schulen seien nur schwer durch pendeln zu erreichen. „Viele ziehen daher um und arbeiten dann natürlich lieber vor Ort.“ Die Corona-Krise habe die ganze Situation jetzt noch zusätzlich verschärft.

 

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