Verminderte Libido oder Erektionsstörungen können Nebenwirkungen verschiedener Arzneimittel sein. Hemmer der Phosphodiesterase (PDE5) können zur Behandlung der erektilen Dysfunktion eingesetzt werden. HIV-positive Männer, die mit einer antiretroviralen Therapie behandelt werden, müssen auf schwerwiegende Wechselwirkungen achten.
Fall: Ein Kunde informiert sich in der Apotheke über den Einsatz von PDE5-Hemmern. Er bittet, auf mögliche Wechselwirkungen mit seiner HIV-Medikation zu achten. Von einem Freund habe er außerdem gehört, dass Poppers das sexuelle Empfinden steigern soll.
Analyse: Der Proteasehemmer (PI) Ritonavir ist Bestandteil des Therapieregimes des Kunden. Ritonavir hemmt die HIV-Protease, die Aminosäuresequenzen in Vorläuferproteinen des gag-pol-Polyproteins schneidet. Der PI unterbindet diese Spaltung und es entstehen unreife und nicht infektiöse HIV-Partikel. Das Virus kann sich nicht vermehren. Ritonavir kann außerdem als pharmakokinetischer Booster beispielsweise in Kombination mit Lopinavir in Kaletra (Abbvie) eingesetzt werden.
Der PI ist ein Inhibitor des CYP3A-vermittelten Stoffwechsels, über den auch Sildenafil metabolisiert wird. Ritonavir kann die Plasmaspiegel des PDE5-Hemmers erhöhen und schwerwiegende unerwünschte Arzneimittelwirkungen verursachen. Beispielsweise kann die zweimalige tägliche Gabe von 500 mg Ritonavir in Kombination mit 100 mg Sildenafil eine 300-fache Steigerung der Cmax des PDE5-Hemmers verursachen. Selbst nach 24 Stunden waren die Plasmaspiegel mit etwa 200 ng/ml – im Vergleich zu 5 ng/ml ohne PI – stark erhöht. Herzrhythmusstörungen, Hypotonie, Sehstörungen sowie plötzlicher Herztod können die Folgen sein. Die Kombination von Sildenafil und Ritonavir ist unter Vorsicht anzuwenden. Die maximale Sildenafil-Dosis darf 25 mg innerhalb 48 Stunden nicht überschreiten. Sildenafil ist unter Einnahme eines Protease-Hemmers zur Behandlung der pulmonalen Hypertonie kontraindiziert.
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