4000 Euro für LKW-Fahrer?

Verdienst-Debatte: Kammerchef kontert GKV-Chefin

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Berlin -

Die Chefin des GKV-Spitzenverbandes, Dr. Doris Pfeiffer, äußerte sich zuletzt wenig verständnisvoll gegenüber der Honorarforderungen von Apotheker- und Ärzteschaft. Die nun kürzlich in den Raum geworfenen Behauptungen über die verschiedenen Gehälter verärgern den Präsidenten der Landesapothekerkammer Brandenburg, Jens Dobbert.

Eine solche einseitige Berichterstattung mache nur Stimmung und lenke von den eigenen, viel zu hohen Verwaltungsausgaben ab, so der Kammer-Chef. „Die nassforsche Art, mit der sie die berechtigten Sorgen und Nöte der Apotheker hinwegwischt, zeugt von einer kaum noch zu überbietenden Ignoranz gegenüber den übermäßigen Belastungen, denen die Arzneimittelversorgung seit Jahren ausgesetzt ist“, erklärt Dobbert.

Konkret geht es um die Äußerung Pfeiffers bezüglich der derzeit protestierenden Ärzteschaft sowie den auch bei Demonstrationen geforderten Honoraranpassungen der Apotheken. Die GKV-Chefin sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland gestern: „Was Ärzte oder Apotheker mehr bekommen wollen, müssen die Supermarktkassiererin und der Lkw-Fahrer mit ihren Krankenkassenbeiträgen finanzieren.“ Diese Berufsgruppen litten genauso unter den gestiegenen Preisen. Die Brutto-Reinerträge der niedergelassenen Ärzt:innen seien in den vergangenen Jahren im bundesweiten Durchschnitt gestiegen.

Pfeiffers Aussage hinkt

„Der Hinweis, dass eine eventuelle Mehrvergütung von den LKW-Fahrern und Supermarktkassiererinnen durch erhöhte Beiträge getragen werden müsste, verkennt, dass die Mitarbeiter in den Apotheken selbst ebenso dafür aufkommen müssen“, so Dobbert. Zumal Pfeiffer hierbei die Mehrausgaben der Versicherten für die gestiegenen Beiträge zur Krankenkasse mit monatlich 8 Euro beziffere und dies an Gehältern von 4000 Euro festmache. Dies würden die genannten Berufsgruppen sicher nicht verdienten.

Selbst die Pharmazeut:innen verdienen keine solchen Beträge zum Berufsstart, sondern erst später. Zudem müssten Inhaber jeweils die Hälfte der Krankenkassenbeiträge als Arbeitgeber für ihre Mitarbeitenden schultern, gibt die Kammer zu bedenken. Und auch für sie würden die gestiegenen Preise gelten. „Schließlich sind sämtliche Ausgaben der GKV, also auch das Gehalt von Frau Pfeiffer, beitragsfinanziert. Die Verwaltungsausgaben sind inzwischen doppelt so hoch wie die Ausgaben für die gesamten Leistungen der Apotheken“, mahnt Dobbert an.

Jedes Jahr müssten immer mehr Apotheken aus finanziellen Gründen schließen, was den mehr als dringenden Handlungsbedarf der Politik an dieser Stelle zeige. „Sich darüber einfach hinwegzusetzen, steht dem GKV-Spitzenverband nicht zu, zumal vielleicht erst einmal im eigenen Haus gespart werden könnte!“

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