Keine Experimente mit Apotheken

Seyfarth: Light-Filialen wären Todesstoß

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Berlin -

Im Vorfeld des zweiten Apothekenprotesttags am kommenden Mittwoch findet der Vorsitzende des Hessischen Apothekerverbands (HAV), Holger Seyfarth, deutliche Worte zu den Reformplänen des Bundesgesundheitsministeriums (BMG): „Das ist kein Zukunftsplan, sondern der finale Einstieg in das Ende der wohnortnahen Patientenversorgung mit Arzneimitteln und das Aus für die öffentlichen Apotheken vor Ort.“

Die Apothekenteams arbeiteten täglich bis zur Erschöpfung, so Seyfarth. „Sie sind ausgelaugt und frustriert von den komplett an der Realität vorbeigehenden Vorschlägen und den jetzt auch noch absurden und realitätsfremden Äußerungen aus dem Bundesgesundheitsministerium.“

Die geplanten Lockerungen für Filialen seien mit Blick auf die Gesundheit der Deutschen und somit auch mit Blick auf den volkswirtschaftlichen Nutzen durchaus gut gemeint, so Seyfarth. Allerdings: „Das ist für Apotheken in Zeiten eines historischen Arzneimittelnotstandes, der für die Apothekenkunden unzumutbar ist, eines durchschlagenden Fachkräftemangels und im Angesicht des größten Apothekensterbens in der Geschichte der Bundesrepublik schlichtweg nicht leistbar.“

So sank die Zahl der Apotheken in Hessen alleine seit Jahresbeginn von 1385 auf 1344 am Ende des dritten Quartals. „Und dieser Trend setzt sich ungebremst fort“, so Seyfarth. Zu den Hauptgründen für die Schließungen zählten die schlechten Rahmenbedingungen, wegen derer es für junge Apotheker derzeit wirtschaftlich nicht stemmbar sei, eine Apotheke zu eröffnen oder zu übernehmen.

An erster Stelle stehe dabei die seit 20 Jahren trotz Inflation, steigender Tariflöhne, höherer Mietpreise und gestiegener Energiekosten quasi unveränderte Vergütung der Apotheken. Hinzu kämen Zwangsrabatte an die Krankenkassen, überbordende Bürokratie, Fachkräftemangel, enormer Mehraufwand aufgrund der katastrophalen Lieferengpässe und anderes mehr. „Da jetzt noch so wie das Bundesgesundheitsministerium mit Experimenten zu kommen, die der öffentlichen Apotheke den Todesstoß versetzen, ist einfach unfassbar. Und deshalb werden wir uns bei unseren weiteren Protesten und Maßnahmen entschieden dagegen wehren“, kündigte Seyfarth an.

So schließen die Apotheken in Hessen am 15. November zum dritten Mal in diesem Jahr, um für eine nachhaltige Sicherung der wohnortnahen Arzneimittelversorgung und eine Stärkung der öffentlichen Apotheken vor Ort zu demonstrieren. „Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bieten wir einmal mehr unseren konstruktiven Beitrag zur Lösung der aktuell für die Gesundheitsversorgung der Menschen brandgefährlichen Situation an und sind jederzeit zu Gesprächen auf Augenhöhe bereit“, so Seyfarth.

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