Kundgebung in Dortmund

Protest: Saarland macht komplett dicht

, Uhr
Berlin -

Morgen demonstrieren die Apothekenteams im Westen Deutschlands. Im Saarland haben sich die Apotheken zusammengeschlossen und machen gemeinsam dicht. Wie der Saarländische Apothekerverband (SAV) mitteilt, werden lediglich die zum Notdienst eingeteilten Apotheken offen bleiben. 

Susanne Koch, Vorsitzende des SAV weist auf das seit 20 Jahren nicht erhöhte Apothekenhonorar hin: „Resultat dieser falschen Sparpolitik ist, dass sich die Zahl der saarländischen Apotheken im gleichen Zeitraum um fast 100 auf jetzt nur noch 264 verringert hat.“ Die mangelnde finanzielle Ausstattung führe dazu, „dass immer weniger junge Kolleg:innen eine Apotheke übernehmen“ wollten. Da aber auch 40 Prozent der Inhaber:innen über 60 Jahre alt sind, müsse davon ausgegangen werden, dass das Apothekensterben dramatisch weiter ginge. „Entweder die Politik steuert mit mehr Geld dagegen, oder die Apotheke, so wie wir sie jetzt kennen, wird in Zukunft unwiederbringlich verschwunden sein.“

Axt am deutschen Apothekensystem

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) lehne die Forderungen der Apothekerschaft ab, sei bereits maßgeblich beim Thema Versandapotheken verantwortlich gewesen und lege nun erneut „die Axt an das deutsche Apothekensystem“, heißt es aus Saarbrücken.

Lauterbachs aktuelle Vorschläge sei völlig untauglich, das seit Jahren andauernde Apothekensterben zu stoppen. „Minister Lauterbach will zukünftig die Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln durch Arzneimittelausgabestellen à la DDR sicherstellen“, meint Koch. Wer in den abgespeckten Apotheken bei einer nächsten Pandemie Desinfektionsmittel herstellen, Impfzertifikate ausstellen, Atemschutzmasken verteilen solle oder bei Lieferengpässen mit eigenen Rezepturen aushelfe, bliebe ungeklärt. „Dies wird, wenn der Minister seine zerstörerischen Pläne umsetzt, unwiederbringlich nicht mehr möglich sein.“

Koch vergleicht die Lage der Apotheken mit dem Straßenverkehr: „Stellen Sie sich vor, mit Schlaglöchern durchsetzte Autobahnen werden nicht mehr repariert, sondern die Geschwindigkeit auf 40 km/h reduziert, damit die Schlaglöcher ‚sicher‘ umfahren werden können. Im Ergebnis kommen sie irgendwann ans Ziel, aber die Autobahn erfüllt nicht mehr ihren eigentlichen Zweck. Das Gleiche geschieht derzeit mit den Apotheken.“

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Lesen Sie auch
Mehr zum Thema
„Es wird eine große Reform sein“
Pflegeversicherung: Lauterbach unter Druck
Spahn-Ministerium ließ Optionen verfallen
Beatmungsgeräte: 90 Millionen Euro für nichts?
Mehr aus Ressort
Gesundheitliche Gründe
SPD: Kühnert tritt zurück

APOTHEKE ADHOC Debatte