Preisbindung wird fallen: Apotheker glauben Spahn nicht APOTHEKE ADHOC, 09.01.2020 10:35 Uhr
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Trotz Versprechen: Laut einer aposcope-Umfrage glaubt eine Mehrheit der Inhaber nicht, dass Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) an der Rx-Preisbindung festhalten wird. Foto: Mateusz Tondel
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Eile und Sorge: Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) wird sein Rx-Boni-Verbot vor der EU-Kommission verteidigen müssen. Dabei soll das Preisbindungsgutachten helfen. Foto: Andreas Domma
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2hm 2.0: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) prüft das Ende der Preisbindung. Foto: Andreas Domma
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Es geht um die „möglichen Auswirkungen einer partiellen oder vollständigen Aufgabe der Preisbindung beziehungsweise der Gewährung von Boni bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln“. Foto: Elke Hinkelbein
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140.000 Euro lässt sich das BMG das Gutachten kosten. Foto: Elke Hinkelbein
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Was Spahn mit dem Werk beabsichtigt, war nicht zu erfahren. Foto: Andreas Domma
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Beauftragt wurde das Iges-Institut von Professor Dr. Bertram Häussler sowie das DIW. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Vor zwei Jahren sorgte ein Gutachten im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums für Schlagzeilen. Foto: Elke Hinkelbein
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Darin kamen die Gutachter zu dem Ergebnis, dass beim Apothekenhonorar ein Milliardenbetrag eingespart werden könnte. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Die Mainzer Beratungsfirma 2hm hatte das Honorargutachten erarbeitet. Foto: 2hm
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Besonder pikant: Gutachterin Iris an der Heiden arbeitet heute für das Iges-Institut. Foto: 2hm
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Das 2hm-Gutachten verschwand in der Schublade, dient jedoch gelegentlich als Drohszenario. Beim DAT 2018 in München etwa sprach Spahn die Ergebnisse an. Foto: Christof Stache
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ABDA-Präsident Friedemann Schmidt wollte Diskussionen über das Honorargutachten unterbinden. Foto: Christof Stache
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Dr. Frank Diener von der Treuhand Hannover zerpflückte das 2hm-Gutachten. Foto: Elke Hinkelbein
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Der BVDVA-Vorsitzende Christian Buse fand dagegen, die Politik müsse sich „dieser umfassenden und auch kostspieligen Analyse“ annehmen und die darin enthaltenen Empfehlungen analysieren. Foto: Andreas Domma
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Die Honorargutachter des BMWi schlugen vor, den Zuschlag der Apotheken von 8,35 auf 5,84 Euro drastisch abzusenken.
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Die prozentuale Marge soll von 3 auf 5 Prozent angehoben, aber gedeckelt werden.
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Der Notdienstzuschlag soll von 16 auf 33 Cent pro Packung steigen.
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Drastisch gekürzt werden auch die Stoffzuschläge für Rezepturen.
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Dagegen soll der Arbeitspreis für die Rezepturherstellung deutlich steigen.
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Auch für das Abfüllen soll ein fester Aufschlag eingeführt werden.
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Die Zuschläge für parenterale Zubereitungen sollen deutlich sinken.
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Die gerade erst angehobenen BtM-Zuschläge sollen deutlich steigen.
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Die Notdienstgebühr bleibt unverändert.
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Auch das Großhandelshonorar haben die Gutachter unter die Lupe genommen. Die prozentuale Marge müsste demnach von 3,15 auf 0,53 Prozent sinken. Nur sie stünde für einen Rabatt zur Verfügung.
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Der Fixzuschlag soll von 70 auf 96 Cent angehoben werden. Hier wird die Rabattsperre wieder eingeführt.
Berlin - Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat ein Gutachten zur Überprüfung der Preisbindung in Auftrag gegeben. Einem Sprecher des BMG zufolge soll damit das Apothekenstärkungsgesetz (VOASG) unterstützt werden. Trotzdem machen sich die Apotheker Sorgen: Ein Ende der Preisbindung würden sie nach eigener Einschätzung wirtschaftlich nicht überleben, wie eine aktuelle aposcope-Umfrage zeigt.
Vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) beauftragt wurden diesmal das Iges-Institut und das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Das Gutachten befasst sich laut einem Ministeriumssprecher „mit den möglichen Auswirkungen einer partiellen oder vollständigen Aufgabe der Preisbindung beziehungsweise der Gewährung von Boni bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln“. Ergebnisse erwartet das BMG Mitte des Jahres.
Und was erwarten die Apotheker? Immerhin zwei Drittel (68 Prozent) gehen davon aus, dass es bei einer Analyse nur eine Antwort geben kann: Die Preisbindung ist für die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln essenziell. 18 Prozent rechnen damit, dass die Preisbindung formal erhalten bleibt, Apotheken aber die Gewährung von Rx-Boni erlaubt wird. Weitere 13 Prozent erwarten, dass die Gutachter eine komplette Preisfreigabe auf allen Handelsstufen empfehlen werden.
Und was würde das für die Apotheken bedeuten? Die Inhaber sehen schwarz: Ausnahmslos teilen sie die Erwartung, dass ein Ende der Preisbindung das Aus für tausende Apotheken bedeuten würde: 100 Prozent stimmen dieser Aussage zu, 71 Prozent davon stimmen vollkommen zu. Fast jeder Dritte befürchtet, dass es genau so kommt: 30 Prozent der Apotheker rechnen damit, dass die Preisbindung noch in dieser Legislaturperiode fällt. Entsprechend hofft allerdings eine Mehrheit (64 Prozent) noch darauf, dass es dazu zumindest mittelfristig nicht kommt. 6 Prozent sind bei der Frage unsicher.
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