Selbstdispensation

Engelen: Grenze zwischen Arzt und Apotheker

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Berlin -

In Nordrhein-Westfalen wird der Notdienst seit Januar zentral vergeben. Die neue Regelung stößt in der Bevölkerung auch auf Skepsis. Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Bündnis 90/Die Grünen) hat die Apotheker vor einer unsachlichen Debatte gewarnt und erneut das Dispensierrecht für Ärzte auf die Agenda gebracht. Bei der Apothekerkammer Nordrhein kann man den Vorstoß der Ministerin nicht nachvollziehen.

Nordrheins Kammerpräsident Lutz Engelen sieht keinen Bedarf für neue Lösungen bei der Notfallversorgung. Der Notdienst sei zum Jahreswechsel bewusst umgestellt worden, um ländliche Regionen zu entlasten. „Vor diesem Hintergrund jetzt wieder mit der Diskussion anzufangen, ist Quatsch“, sagt er. Das neue System habe zu einer gerechteren Verteilung der Dienste geführt.

Eine hitzige Debatte in der Kommunalpolitik – wie von Steffens befürchtet – erwartet Engelen nicht: In einzelnen Regionen wie Aachen seien zwar Bedenken geäußert worden, die jedoch in Gesprächen vor Ort beigelegt worden seien. Die Menschen müssten sich bei der neuen Regelung zunächst neu orientieren, die Entfernungsparameter hätten sich statistisch nur um wenige hundert Meter verschoben.

Alternativen zur Selbstdispensation sind laut Engelen nicht erforderlich. Patienten, die lebensbedrohlich erkrankt seien, würden bei Ärzten oder in Kliniken jetzt schon mit Arzneimitteln versorgt. „Deshalb braucht man Ärzten kein Dispensierrecht einzuräumen.“ Apotheker und Ärzte müssten zwar zusammenarbeiten, aber die Schnittmengen müssten exakt definiert sein.

In NRW wurde zuletzt über das neue Notdienstsystem diskutiert: Der SPD-Landtagsabgeordnete Stefan Kämmerling hatte das Ministerium um eine Überprüfung der neuen Regelung gebeten. „Sollte die nunmehr von der Apothekenkammer eingeführte Neuregelung in der Praxis zu einer nachweisbaren Unterversorgung der Bevölkerung im Notfall führen, werde ich das an die Gremien des Landtages herantragen“, kündigte er an. Dann müsse auch die „Sinnhaftigkeit der alleinigen Zuständigkeit der Apothekenkammern“ hinterfragt werden.

Auch in Westfalen-Lippe gibt es vereinzelt Proteste gegen die zentrale Vergabe der Notdienste: In Datteln will sich etwa die Senioren Union mit einer Unterschriftenaktion für mehr Notdienste einsetzen.

In Castrop-Rauxel hat eine CDU-Gruppe mehr Dienste gefordert. Die Apothekerkammer lässt die Kritik nicht gelten, will aber dennoch in mittelgroßen Städten und in der Nähe von Notfallpraxen nachbessern.

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