Analgetika

Migränemittel: Barmer schlägt Alarm

, , Uhr
Berlin -

Fast 10 Prozent der Deutschen gehen mindestens einmal im Jahr wegen Kopfschmerzen zum Arzt. Besonders auffällig: Immer mehr junge Erwachsene trifft die Diagnose. Dies geht aus dem aktuellen Arztreport der Barmer hervor, der am Montag in Berlin vorgestellt wurde. Die Kasse warnt vor den Folgen übermäßigen Arzneimittelkonsums.

Im Zeitraum 2005 bis 2015 ist demnach der Anteil der 18- bis 27-Jährigen mit Kopfschmerzdiagnosen um 42 Prozent gestiegen. Inzwischen seien 1,3 Millionen junge Erwachsene von einem ärztlich diagnostizierten Pochen, Klopfen und Stechen im Kopf betroffen, 400.000 mehr als 2005.

Am häufigsten seien Kopfschmerzen im Alter von 19 Jahren diagnostiziert worden. Die Gründe für den Anstieg bei jungen Erwachsenen seien noch nicht ganz klar, erläuterte Barmer-Chef Christoph Straub. Er könnte möglicherweise ein Beleg dafür sein, dass der Druck auf die jungen Menschen zugenommen habe.

Wie wichtig präventive Maßnahmen seien, zeige sich am bedenklichen Tablettenkonsum bereits bei Kindern. So nehmen nach einer repräsentativen Umfrage der Barmer bereits 40 Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen 9 und 19 Jahren Medikamente ein, wenn sie Kopfschmerzen haben. 42 Prozent bekämpften den Schmerz sogar jedes Mal mit Arzneimitteln. „Wer Kopfschmerztabletten regelmäßig oder gar übermäßig nimmt, riskiert seine Gesundheit“, warnte Professor Dr. Joachim Szecsenyi, Autor des Arztreports und Geschäftsführer des Aqua-Instituts in Göttingen.

Die Umfrage belege einen bedenklichen Tablettenkonsum, so Straub. Als Migränemittel etwa würden fast ausschließlich Mittel aus der Substanzgruppe der Triptane, vor allem Sumatriptan, verordnet. Sie gelten demnach als Wundermittel für Migränepatienten, können jedoch unerfreuliche Nebenwirkungen haben, nämlich Kopfschmerzen. Die Verordnungsrate sei bei den 18- bis 27-Jährigen in der Zeit von 2005 bis 2015 um ganze 58 Prozent gestiegen. Über alle Altersklassen hinweg betrachtet gab es lediglich einen Anstieg um 9,9 Prozent. Straub bezeichnete die Entwicklung als „alarmierend”.

„Die Dosis macht das Gift“, so Straub. „Wer immer wieder zu Medikamenten greift, um Kopfschmerzen los zu werden, landet im schlimmsten Fall in einem Teufelskreis aus Tablettenkonsum und Dauerkopfschmerzen. Die Betroffenen sitzen dann in einer Pillenfalle.“ Sport, Entspannungstechniken oder eine gesunde Lebensführung könnten vielen Betroffenen helfen.

Insgesamt gibt es um die 250 Arten von Kopfschmerzen. Die Barmer-Studie hat sich auf Spannungskopfschmerzen und Migräne konzentriert. Die Dunkelziffer nicht behandelter Kopfschmerzen dürfte noch wesentlich höher liegen.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr zum Thema
Umweltzertifikate als Zugangskriterium
GWQ: Zweite Generika-Ausschreibung gestartet
Direktabrechnung nur Ausnahme
AOK: „Keine Berührung mit Scanacs“
Mehr aus Ressort
Interdisziplinäre Zusammenarbeit unerlässlich
GHG: Schulterschluss für mehr Prävention
„Der Kassenabschlag sichert unsere Liquidität“
Skonto: Absenkung statt Streichung

APOTHEKE ADHOC Debatte