Medizinalhanf

Mehr Cannabis: Niederlande erhöhen Exportmenge

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Berlin -

Cannabis zu medizinischen Zwecken wird derzeit aus dem Ausland bezogen; Blüten „made in Germany” gibt es noch nicht. Die bisherigen Importmengen decken die hohe Nachfrage jedoch nicht. Deshalb bekommt Deutschland bald Hilfe von seinen Nachbarn: Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) sollen die Niederlande 800 Kilogramm mehr Cannabis als bisher nach Deutschland einliefern.

Grundsätzlich kann Medizinalhanf aus jedem Land importiert werden, das den Anbau nach den hierfür geltenden völkerrechtlichen Vorgaben unter hinreichender staatlicher Kontrolle durchführt und Cannabis in standardisierter Arzneimittelqualität anbieten kann. Aktuell werden die Blüten etwa zu 60 Prozent aus Kanada importiert, die restlichen 40 Prozent werden aus den Niederlanden bezogen. Bislang lieferten die Nachbarn Deutschlands jährlich 700 Kilogramm, diese Menge soll nun auf bis zu 1,5 Tonnen erhöht werden. Darauf hat sich das niederländische Kabinett geeinigt. Spahn werte dies als „gelebte Nachbarschaft”, wie der „Spiegel” zitiert.

Seit der Novellierung des Betäubungsmittelgesetzes (BtMG) im März 2017 steigt die Nachfrage nach Cannabisblüten immer weiter an. Die Importmenge konnte nach Inkrafttreten des Gesetzes zwar erheblich gesteigert werden, doch der Bedarf ist groß: So wurde die Gesamtimportmenge von rund 1,2 Tonnen im gesamten Jahr 2017 bereits im ersten Halbjahr 2018 mit rund 1,62 Tonnen überschritten, teilt ein Sprecher des BMG mit. Derzeit würden rund 30 verschiedene Sorten medizinischer Cannabisblüten in standardisierter Qualität mit unterschiedlichen Wirkstoffgehalten nach Deutschland importiert.

Bis den Patienten Cannabis aus deutschem Anbau zur Verfügung steht, muss der Bedarf weiterhin über Importe gedeckt werden. Die Erhöhung der Exportmenge scheint daher als Rationale unumgänglich zu sein. Die erste Ausschreibung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) für den Anbau für den deutschen Markt scheiterte zunächst, weil das Vergabeverfahren gerichtlich gestoppt wurde. Am 20. Juli startete die Behörde dann die zweite Runde. Diesmal will sie 10,4 Tonnen Cannabis in Deutschland anbauen lassen – fast vier Tonnen mehr als beim ersten Mal. Mit einer ersten Ernte wird erst im Jahr 2020 gerechnet – und nicht wie zunächst erhofft im kommendem Jahr.

Patienten können Präparate mit Medizinalhanf zu Lasten der Krankenkasse verordnet bekommen, vorab ist allerdings eine Antragstellung zwingend erforderlich. Über den Antrag entscheidet nach Begutachtung der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK). Der Eigenanbau von Cannabis ist weiterhin verboten. Mit der Gesetzesänderung mussten Patienten, die über eine Ausnahmegenehmigung verfügten, diese zurückgeben. „Das Gesetz zeigt seine positive Wirkung”, so das BMG. Das belege auch die steigende Zahl an genehmigten Anträgen auf Kostenübernahme durch die Krankenkassen.

Cannabis kann bei verschiedenen Krankheitsbildern eingesetzt werden, wobei der behandelnde Arzt entscheidet, wann und wie das Arzneimittel dem Patienten helfen soll. Die Verwendung des Medizinalhanf aus der Apotheke ist gesetzlich nicht an eine Indikation gebunden, die Studienlage ist verbesserungswürdig. Daraus ergeben sich teilweise Probleme bei der Kostenübernahme, da der Interpretationsspielraum des Begriffs sehr groß ist. Nach Sozialgesetzbuch (SGB V) müssen die Krankenkassen bei vorliegendem Rezept und sorgfältig ausgefüllten Antrag für die Kosten der Therapie aufkommen.

Doch bei den Krankenkassen hält sich die Begeisterung in Grenzen, denn Cannabis-Therapien kosten im Monat im Schnitt 540 Euro. Die Therapie bleibt eine gesetzliche Ausnahmeregelung, da für sie nicht das gleiche Evidenzlevel vorliegt wie für nach dem Arzneimittelgesetz zugelassene Fertigarzneimittel.

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