ABDA/KBV-Modell

Medikationsmanagement kommt später

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Berlin -

Zwischen Ärzten, Apothekern und der AOK Plus gibt es weiterhin Unstimmigkeiten bei der Planung des ABDA/KBV-Modells. Nachdem sich die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und die ABDA auf die Durchführung des Modells nach Vorgaben der Kasse eingelassen haben, wird nun insbesondere über die technische Realisierung diskutiert. Kopfschmerzen bereitet allen Beteiligten die Datenweiterleitung zwischen Arztpraxen, Apotheken und der Kasse. Fest steht bereits jetzt, dass die Integration der Apotheker durch das Medikationsmanagement erst als letzte Phase erfolgt – voraussichtlich gegen Ende des kommenden Jahres.

Als erster Schritt ist die Wirkstoffverordnung geplant. Dem Vernehmen nach kam es aber insbesondere zwischen den Ärzten und der AOK immer wieder zu Uneinigkeiten hinsichtlich der Vernetzung: Schließlich müssen alle teilnehmenden Arztpraxen miteinander verbunden werden. Es gibt aber bislang keine technische Lösung, bei der einzelne Praxissoftware-Systeme sich mit anderen Arztpraxen verbinden können.

Die AOK Plus will außerdem die Möglichkeit bekommen, in die von den Ärzten und Apothekern gepflegten Medikationspläne Daten eintragen zu können. Schließlich könnten teilnehmende Patienten sich ja dafür entscheiden, ihr Rezept auch in einer anderen, nicht teilnehmenden Apotheke einzulösen. Das Arzneimittel könnte in diesem Fall nicht in den Medikationsplan aufgenommen werden. Sowohl die Ärzte als auch die Apotheker lehnen eventuelle Nachträge der Kasse jedoch ab. Sie fürchten, dass die Kasse die Therapie kontrollieren will.

Auch juristische Probleme gibt es noch zu klären: Insbesondere die Wirkstoffverordnung sei anfechtbar, hieß es aus Beobachterkreisen. Alle Beteiligten fürchteten demnach Klagen aus der Pharmaindustrie: Hersteller könnten wegen Ungleichbehandlung bei der Abgabe klagen.

 

Für die Einführung der ersten Phase war ursprünglich der 1. Januar 2013 vorgesehen. Doch auch dieser Termin soll aufgrund der Unstimmigkeiten wackeln. Als zweite Phase soll der Medikationskatalog folgen, der derzeit federführend von der KBV entworfen wird.

Vor der letzten Phase, dem Medikationsmanagement, sollen auch Apotheker die Möglichkeit bekommen, sich einzuschreiben. Auch hier gibt es aber noch Umsetzungsprobleme: ABDA und AOK Plus versuchen derzeit, die Anbindung der Apothekensoftware an das Ärzte-System zu klären: Damit auch die Apotheker auf die Medikationspläne zugreifen können, muss zunächst eine einheitliche Datenstruktur geschaffen werden. Das Medikationsmanagement soll sechs bis zwölf Monate nach Einführung der Wirkstoffverordnung an den Start gehen.

Bis Ende September sollen alle Beteiligten ein Eckpunktepapier zur Umsetzung des Konzeptes unterschreiben. Der Klärungsbedarf ist derzeit aber noch so groß, dass auch ein vollständiges Scheitern nicht ausgeschlossen wird.

 

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