Arzneimitteldefekte

Lieferengpässe: Petition nimmt Fahrt auf

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Berlin -

Die Petition gegen Lieferengpässe des sächsischen Apothekers Jürgen Hoffmann kommt langsam ins Rollen. Hoffmann hat deutschlandweit Verbündete gefunden, künftig könnte die Petition zudem in allen Apotheken der Kooperation Migasa ausliegen. Nun plant der Inhaber der Schwanen-Apotheke in Burgstädt bei Chemnitz gar eine Einreichung beim Petitionsausschuss des Bundestages.

Eigentlich sei es ihm ja nur wichtig gewesen, „dass überhaupt jemand was macht“, sagt Hoffmann. Doch dann wirbelte er mit seiner Unterschriftensammlung mehr Staub auf als er erwartet hatte. Nicht nur die lokale Presse, auch der MDR stand auf der Matte und machte einen Fernsehbeitrag über seine Petition. Das Ergebnis: Nicht nur Kunden, Patienten und eine Selbsthilfegruppe chronisch Kranker meldeten sich bei ihm und fragten, wie sie ihn unterstützen können, sondern auch andere Apotheker.

Darunter war Dr. Katja Pannewig, Inhaberin der Klara-Apotheke in Münster – ihrerseits wiederum Mitglied in der Apothekenkooperation Migasa. Ihr Plan sei, die Petition an die 160 Mitgleidsapotheken weiterzuleiten, damit diese sie dort auslegen und beim Unterschriftensammeln helfen können, erklärt Marleen Seifert, die als Marketingmanagerin der Schwanen-Apotheke die Organisation der Petiton übernommen hat. „Frau Pannewig hat bei uns angerufen und gesagt, dass sie die Petition gern streuen würde“, so Seifert.

Auch die drei weiteren Apotheken in Burgstädt haben sich bereits angeschlossen, wie Hoffmann erzählt. „Es sind schon einige Unterschriften zusammengekommen, aber das wird noch nicht ausreichend sein“, so der Pharmazeut. „Deshalb will ich noch einen Versuch unternehmen, andere Apotheken zu finden, die mitmachen.“ Sein Plan: Bis Ende des Jahres sollen möglichst viele Unterschriften zusammenkommen, die er dann im Januar gebündelt an den Bundestag gesendet werden. Angemeldet ist die Petition dort noch nicht, das müsse sie aber auch nicht, erklärt Seifert. Denn nur wenn man eine Online-Petition anmeldet, gelte die Vorgabe, binnen vier Wochen mindestens 50.000 Unterschriften zu sammeln. „Bei analogen Petitionen gibt es hingegen keine Fristen für Zeit und Unterschriftenanzahl.“

Eine Zielstellung habe sie für die Petition bewusst nicht gesetzt, sagt Seifert. Mindestens 10.000 erhoffe er sich aber schon, hingegen Hoffmann. Konkrete Pläne oder die Hoffnung, vor dem Petitionsausschuss Stellung zu beziehen – wie es Pharmaziestudent Benedikt Bühler mit seiner RxVV-Petition wohl bevorsteht – habe er nicht. „Aber wenn ich eingeladen werde, gehe ich natürlich hin“, so Hoffmann.

Das Wichtigste sein erst einmal, Öffentlichkeit für das Thema zu schaffen – denn die Situation habe sich in den letzten Wochen nicht entspannt, ganz im Gegenteil: „Es wird immer schlimmer statt besser. Wir haben jetzt schon die Zahl von 130 Defekten erreicht“, sagt er. Damit liegt er aber tatsächlich noch einiges unter dem, womit Kollegen umzugehen haben. So vermeldet zum Beispiel Kollege Moritz Leiss aus dem bayerischen Olching auf seiner Lieferengpass-Homepage „List of Shame“ aktuell 280 Arzneimittel, die aus seinem Lager derzeit nicht lieferbar sind.

Doch es geht nicht um blanke Zahlen, sondern das System an sich. Ziel der Petition solle deshalb sein, dass der Bundestag Pharmaunternehmen gesetzlich dazu verpflichtet, wichtige Arzneimittel stets auf Vorrat zu halten. Bei ausbleibenden Lieferungen sollen ihnen harte Strafen auferlegt werden, so die Forderung weiter. Doch auch an der Wurzel will Hoffmann anpacken: „Für mich sind eindeutig die Rabattverträge schuld an den Lieferproblemen“, sagt er. „Wenn ich für Medikamente kaum noch etwas bezahle, ist es doch klar, dass die Hersteller nur noch das produzieren, was viel einbringt.“ Deshalb fordert er in der Petition auch die Abschaffung der Rabattverträge. „Meiner Meinung nach sind Festbeträge völlig ausreichend“, sagt er.

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