Impfstopp

Laschet fürchtet Impf-Chaos, Grüne fordern Sondersitzung

, , Uhr
Berlin -

Das vorübergehende Aussetzen von Covid-19-Impfungen mit dem Präparat von AstraZeneca wird nach Einschätzung des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet die Impfpläne durcheinander bringen. „Das wird viele Strategien wieder
verändern“, sagte der CDU-Bundesvorsitzende am Montag in der ZDF-Sendung „Was nun, Herr Laschet?“. Derweil fordern die Grünen eine Sondersitzung des Gesundheitsausschusses.

„Wir haben darauf gesetzt, dass wir jetzt sehr schnell, sehr breit impfen, den Stoff sogar zu den Hausärzten geben. Und jetzt ist er gar nicht mehr da, jedenfalls nicht die nächsten Tage.“ Hier müsse Politik wieder reagieren. In Nordrhein-Westfalen seien die Impfungen sofort gestoppt und die Bürger informiert worden.

Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) hatte zuvor mitgeteilt, man setze deutschlandweit die Impfungen mit Astrazeneca vorerst aus. Es handele sich um einen vorsorglichen Schritt. Das Ministerium berief sich auf eine Empfehlung des in Deutschland für Impfstoffe zuständigen Paul-Ehrlich-Instituts (PEI). Dieses hatte wegen Meldungen über Thrombosen in Hirnvenen dazu geraten, die Impfungen mit Astrazeneca zunächst zu stoppen.

Kordula Schulz-Asche, Berichterstatterin für Infektionsschutz bei den Grünen, kritisiert das Vorgehen, nachdem noch am Freitag kein Handlungsbedarf gesehen wurde: „Die Nachricht von der Aussetzung der Impfung mit AstraZeneca wird die ohnehin schon große Verunsicherung verstärken. Gerade weil die Sicherheit von Impfstoffen so wichtig ist, kann ein Gesundheitsminister eine Entscheidung solcher Tragweite nicht einfach so nebenbei verkünden und damit die Impfzentren überrumpeln.“

Die Impfkampagne brauche Vertrauen, so Schulz-Asche. „Das hat Jens Spahn heute ein weiteres Mal beschädigt. Das Krisenmanagement der Regierung ist katastrophal. Bürgerinnen und Bürger werden mit der Information der Aussetzung der Impfung alleine gelassen.“ Ihre Bundestagsfraktion fordere deshalb eine Sondersitzung des Gesundheitsausschusses.

Das Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung (ZI) rechnet laut Handelsblatt damit, dass es den Impfzeitplan der Bundesregierung um mehrere Wochen zurückwerfen könnte, wenn der Impfstoff von AstraZeneca nicht mehr eingesetzt würde. „Dies würde das Impfergebnis um einen Monat rechnerisch nach hinten verschieben“, wird ZI-Chef Dominik von Stillfried zitiert. Dann hätten statt im August erst im September alle Bürger eine zweite Impfung erhalten. Die Angehörigen der fünften Risikogruppe, also alle Menschen über 60, wären erst Anfang Juli durchgeimpft. Das ZI geht in dem Modell davon aus, dass die bislang zugelassenen Mittel von Johnson & Johnson, Moderna und Biontech/Pfizer in den zugesagten Mengen geliefert werden und die Hausärzte frühstmöglich impfen können.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Lesen Sie auch
Neuere Artikel zum Thema

APOTHEKE ADHOC Debatte