Import-Rabattverträge

KKH: Kein Freibrief für Originale

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Berlin -

Ende des Monats laufen Rabattverträge der KKH über neun Originalprodukte aus. Anders als üblich hat die Kasse keine Folgeverträge geschlossen. Zunächst soll der Erfolg der Verträge intern bewertet werden. Grundsätzlich will die KKH aber an Ausschreibungen zu Originalen festhalten und damit auch weiterhin Verträge mit Reimporteuren schließen.

Wegen der Lieferschwierigkeiten und aufgetretener Fälschungen bei einem Reimporteur hatte sich Niedersachsens Kammerpräsidentin Magdalene Linz im Namen der HIV-Apotheker über die Rabattverträge der KKH beschwert. Kassenchef Ingo Kailuweit hatte in seinem Antwortbrief erklärt, dass die KKH Ausschreibungen zu Arzneimitteln mit ausschließlichem Importwettbewerb grundsätzlich neu bewerten werde.

Abgeschrieben hat man Rabattverträge in diesem Bereich in Hannover aber nicht: „Grundsätzlich wird die KKH auch zukünftig nicht auf die Möglichkeit von Ausschreibungen für patentgeschützte Arzneimittel verzichten, um Kostensteigerungen im Bereich der patentgeschützten Arzneimittel zu kompensieren“, hieß es auf Nachfrage.

Auch Rabattverträge mit Reimporteuren sehe man „grundsätzlich positiv“, so die Kasse. „Es handelt sich um die gleichen hochwertigen Arzneimittel, bei denen nur durch das Vorhandensein von Importeuren ein Wettbewerb entsteht, der es den Kassen ermöglicht, auch im Bereich der patentgeschützten Arzneimittel Einsparungen für die Versicherten zu realisieren.“

Bei den Ausschreibungen will die Kasse die Hersteller aber in die Pflicht nehmen: „Ein wichtiges Kriterium bei der Vertragsgestaltung muss die kontinuierliche Lieferfähigkeit des Vertragspartners sein“, teilte die Kasse mit. Bei den ersten Verträgen waren diese Vorgaben dem Vernehmen nach nicht ganz so streng.

Die KKH war unter den Kassen Vorreiter, was die öffentliche Ausschreibung von Rabattverträgen zu Originalprodukten betrifft. Im Juli 2012 schloss die Kasse Verträge über die Wirkstoffe Fosamprenavir, Abacavir, Atazanavir, Glatiramer, Risperidon sowie die Kombinationen Lamivudin/Zidovudin, Abacavir/Lamivudin und Abacavir/Lamivudin/Zidovudin. Alle Zuschläge gingen seinerzeit an den Reimporteur CC Pharma. Außerdem ging Pegfilgrastim an Emra. Diese Verträge laufen Ende Juni nach zweijähriger Laufzeit regulär aus.

Im vergangenen Jahr gab es eine noch größere Rabattrunde zu 23 patentgeschützten Arzneimitteln. Unter den ausgeschriebenen Wirkstoffen waren wiederum zahlreiche HIV-Präparate wie Darunavir, Tenofovir, Tenofovir disoproxil/Emtricibatin, Emtricibatin/Tenofovir, Disoproxil/Efavirenz, Lopinavir/Ritonavir und Raltegravir sowie die Krebsmedikamente Imatinib und Sunitinib. Die Kasse suchte auch einen Rabattpartner für Sildenafil, das als Revatio zur Behandlung von pulmonal-arterieller Hypertonie noch patentgeschützt ist.

Neu ausgeschrieben wurden diese Wirkstoffe vorerst nicht: „Nach Ablauf der Vertragslaufzeit wird die KKH eine Nachbetrachtung durchführen und weitere Schritte für die Zukunft ableiten. Diese Bewertung erfolgt unabhängig des Indikationsgebietes HIV“, so die Kasse.

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