KBV/ABDA-Modell

Hausärzte fürchten Konkurrenz durch Apotheker

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Rückschlag für Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und ABDA: Der Deutsche Hausärzteverband will das gemeinsame Modell zur Arzneimittelversorgung nicht mit tragen. Im Vorfeld einer Abstimmung auf der Delegiertenversammlung stellte sich Verbandschef Ulrich Weigeldt offen gegen eine Abtretung ärztlicher Kompetenzen an die Apotheker. In Wirklichkeit könnte die Zustimmung zum Konzept auch dem Gerangel unter den Ärzteverbänden zum Opfer fallen.

Gegenüber der Süddeutschen Zeitung (SZ) sagte Weigeldt, das Modell bringe keinerlei Vorteile für die Patienten: „Es sind vor allem die Apotheker, die von diesem Modell profitieren.“ Er könne nicht verstehen, dass die KBV ärztliche Kompetenzen abgeben wolle, um einen anderen Berufsstand zu unterstützen: „Das ist ein Apotheken-Fütterungsprogramm.“

Warum Weigeldt nicht zumindest die Ablösung der Regresse gut findet, sagt er in dem Interview nicht. Stattdessen geht der Allgemeinmediziner in Fundamentalopposition: „Ich bin sicher, dass wir uns auf unserer Delegiertenversammlung dagegen aussprechen werden.“ Der Hausärzteverband werde Mittel und Wege finden, um das Modell zu verhindern.

Die Drohung ist durchaus ernst zu nehmen: Der Hausärzteverband hat nach eigenen Angaben 32.000 Mitglieder; insgesamt gibt es in Deutschland laut KBV mehr als 60.000 Hausärzte. Ganz überraschend kommt der Vorstoß aber nicht: Vor allem in Süddeutschland, wo die Hausärzte vergleichsweise stark organisiert sind, gibt es Widerstand gegen so ziemlich alles, was von der KBV kommt - auch in den offiziellen Gremien: Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Baden-Württemberg, die neben Bayern, Hessen und Mecklenburg-Vorpommern zur so genannten „Freien Allianz der Länder-KVen“ gehört, hat bereits offiziell gegen das KBV/ABDA-Modell gestimmt.

Hinter der inhaltlichen Kritik könnte auch der Machtkampf um den Vertretungsanspruch der Ärzte stehen. Insofern kann nur darüber spekuliert werden, ob die Hausärzte sich auch in dieser Form den Apothekern verweigert hätten, wenn diese sich nicht mit der KBV zusammengeschlossen hätten.

Wie schwierig das Innenverhältnis in der ärztlichen Verbandslandschaft ist, zeigt auch der Werdegang von Weigeldt: Nach mehreren Jahren an der Spitze des Hausärzteverbandes wurde der Vertreter der Allgemeinmediziner 2005 in den Vorstand der KBV gewählt. Im Juli 2007 gab es bei der Vertretersammlung ein Misstrauensvotum - Weigeldt musste zurücktreten. Die damalige Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) kommentierte: „Es geht nur um Macht und Geld.“

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