Gesundheitsminister zu Besuch

Einführung in Apotheken-Wahnsinn für Manne Lucha

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Berlin -

Der baden-württembergische Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) besuchte vergangene Woche die Rathaus-Apotheke in Asperg. Vor Ort gaben der Inhaber Gunter Dorda und seine Frau ihm einen Überblick, vor welchen Herausforderungen Apotheken aktuell stehen. „Das ist den Politikern auch nicht immer ganz bewusst, wie es wirklich läuft“, sagt Sandra Dorda und ist froh, bei diesem Termin die Chance zum Aufklären bekommen zu haben.

45 Minuten nahm sich der prominente Gast Zeit – und der Inhaber und seine Frau, die in der Apotheke die Verwaltung übernimmt, sind sich einig, dass sie ihre Themen gut vermitteln konnten. „Das hat man ja nicht oft, dass man dafür ausgesucht wird. Natürlich haben wir uns da gefreut.“ Dabei ging es vor allem um die täglichen Herausforderungen, Lieferengpässe und das aktuelle Thema Entlassmanagement. „Wir haben mit Herrn Lucha darüber gesprochen, welche Risiken wir da eingehen, wenn wir die Patienten zeitnah versorgen wollen“, so Dorda.

Gerade das Entlassmanagement mache dem Team gerade zu schaffen. „Die Rezepte sind momentan zu mindestens 80 Prozent auf falschen Formularen ausgestellt.“ Dass die Apotheken bei den Verhandlungen rund um das Thema nicht mit an den Tisch geholt wurden, blieb auch für Lucha ein Rätsel. Hierbei geht es um die falsche Codierzeile. Auf Nachfrage des Inhabers, ob das geheilt werden kann, hätten die Krankenkassen erst einmal zugesagt, dass es keine Retaxationen geben wird. „Wir haben aber nichts schriftlich“, so Dorda zur Retax-Falle.

Hinzu kamen noch die Themen Nachwuchskräftemangel, das Apothekenhonorar sowie die Honorierung der Mitarbeiter:innen. Dabei vermittelte der Inhaber und seine Frau den Wert der Apotheke vor Ort, sowohl im Hinblick auf die Patientenversorgung als auch bezüglich der Arbeitsplätze vor Ort sowie der immens hohen Frauenquote. „Wir sind mehr als nur Medikamentenabgabestelle“, versuchte das Paar dem Minister mit Blick auf die Reformpläne von Karl Lauterbach zu vermitteln. Dabei sei das Argument der Kosteneinsparungen hinfällig, immerhin „ersparen wir den Kassen Milliarden“, so Dorda nachdrücklich.

Lucha auf Branchen-Terminen

Der Termin kam zustande, nachdem der Grünen-Landtagsabgeordneten Silke Gericke die Posts der Apotheke rund um die Protestaktionen aufgefallen waren. Als Lucha nun unterwegs war, um sich im Bereich Pharma umzusehen, traf die Wahl auf die Dordas. „Das war eine ganz tolle Plattform für uns. Wichtig ist, dass wir im Gespräch mit den Politikern stehen und aufklären. Auch den bürokratischen Aufwand konnten wir gut rüberbringen.“

Lucha sei davon sichtlich beeindruckt gewesen – da müsse man noch mal ran – und habe auch eingesehen, warum aus Sicht der Apotheken die Pläne von Lauterbach nicht zielführend sind. Mit dabei waren neben den Dordas und Lucha auch die angestellte Apothekerin Julia Ritschel und Baden-Württembergs Kammerpräsident Dr. Martin Braun sowie Silke Gericke.

Neben der Rathaus-Apotheke stand an dem Tag auch die Besichtigung von Roche Diagnostics in Ludwigsburg auf dem Plan. Dazu schrieb das Ministerium auf Instagram: „Die pharmazeutische Industrie ist ein wichtiger Wirtschaftszweig in Baden-Württemberg. Über 26.000 Menschen im Land sind in dieser Branche beschäftigt. Mit mehr als 300 Betrieben liegt Baden-Württemberg bei der Anzahl der Arzneimittelunternehmen auf Platz drei in Deutschland. […] Dabei informierte er sich über den Pharma- und Arzeimittelstandort Baden-Württemberg und die aktuelle Situation der Branche.“

Lucha stärkte den Apotheken auch zum Protest im November den Rücken: „Apothekerinnen und Apotheker kritisieren zu Recht, dass sie mehr als zehn Jahre lang ohne Anpassungen an die wirtschaftliche Entwicklung auskommen mussten“, sagte Lucha. Die Dordas hoffen nun, dass ihr Einblick seinen Rückhalt bestärken konnte. Sensibilisiert ist er immerhin für das Thema, erst im August besuchte er auf seiner Sommertour auch die Hohenzollern-Apotheke in Krauchenwies.

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