Vor der anstehenden Bundestagswahl können Inhaberinnen und Inhaber bei Politikerbesuchen in der Apotheke ihre Standpunkte nochmals deutlich machen. Das nutzte auch Daniela Hänel. Sie nahm sich vor, diesmal vorzurechnen, was dem Staat entgeht, wenn immer mehr Apotheken schließen.
Bundestagsmitglied Carsten Körber und Landtagsmitglied Daniela Pfeifer besuchten am Montag die Linda-Apotheke in der Nordvorstadt in Zwickau. In den zweieinhalb Stunden schilderte Hänel, welches wirtschaftliche Interesse der Staat an einer Apotheke habe. „Diesmal habe ich mir die Themen taktisch anders aufgebaut“, sagt sie. „Ich habe vorgerechnet, was der Staat dadurch an diversen Steuern verliert, einschließlich der Beiträge für unser Solidarsystem. Unter dem Aspekt habe es die Politik auch mit Blick auf den Haushalt nie betrachtet.
Hänel ist mit beiden im regelmäßigen Austausch. Sie zeigte auch auf, was Apotheken dem Solidarsystem ersparten, worüber nie gesprochen werde, weil es nicht berücksichtigt werde. „Wenn jede Apotheke nur einen Fall schwerer Interaktionen oder Intoxikationen pro Woche verhindert, kein notärztlicher Einsatz dadurch entsteht, keine intensivmedizinische Behandlung und Betreuung erfolgt, dann ersparen wir dem Solidarsystem jährlich über 10 Milliarden Euro.“ Hinzu kämen Einsparungen durch die Umsetzung von Rabattverträgen, der Importquote, der Teststreifenquote oder der Versorgung mit aufzahlungsfreien Hilfsmitteln zum Ge- oder Verbrauch.
Sie betonte, dass die Apotheken vor Ort die ersten Ansprechpartner in Sachen Gesundheit seien, wenn der Kundschaft etwas fehle. „Nicht jeder geht sofort zum Arzt aufgrund der Wartezeiten oder der Dauer, bis man einen Termin erhält. Viele Mitmenschen haben gar keinen Hausarzt mehr.“
In der Apotheke entschieden die Mitarbeitenden darüber, ob Selbstmedikation ausreiche oder ein Praxisbesuch ratsam sei. „Jeder OTC-Um- und Absatz, der durch die persönliche und individuelle Beratung erfolgt, entlastet ebenfalls das Solidarsystem.“ Diese Erlöse entsprächen rund 9 Milliarden Euro in 2023. „Auch darüber wird weder mit der Politik noch dem GKV-Spitzenverband gesprochen.“
Hänel, die auch Vorsitzende der Freien Apothekerschaft (FA) ist, erklärte, wie die Apotheken die Zukunft der Patientenversorgung, eine Entlastung der Notfallpraxen und niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten gewährleisten könnten.
„Wir müssen neu denken, die Finanzierung darf keinen Vorteil für Logistiker bringen, das Geld muss in unserem Land, im Wirtschaftskreislauf bleiben und der Hoheit der GKV muss Einhalt geboten werden. Sie erwirtschaften selbst nichts, sie verteilen nur das Geld der Solidargemeinschaft.“ Der Austausch sei gut gewesen mit „neuen Perspektiven, denn es geht letztendlich immer um die Finanzierung“.