Arzneimittelversorgung

Apothekenbusse und Video-Apotheken

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Berlin -

Die Apothekenzahl sinkt. Die Politik ist auf der Suche nach

Lösungen, um die flächendeckende Versorgung auch künftig zu

garantieren. Überlegungen gibt es viele: von Erleichterungen für

Filialapotheken über Apothekenbusse zu Videoapotheken. In der

politischen Diskussionsrunde beim Kongress des Bundesverbands Deutscher

Versandapotheken (BVDVA) sprachen die Vertreter der Parteien aber auch

über alternative Vergütungsmodelle.

Der gesundheitspolitische Sprecher der Union, Jens Spahn (CDU), sieht in der Verbreitung von Filialapotheken eine Chance: „Das ist heute ein gutes Instrument, um mit Satelliten die Versorgung auf dem Land sicherzustellen.“ Er selbst hätte sich auch vorstellen können, mit der Novelle der Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) die Auflagen für Filialapotheken zu lockern. „Aber es ist der deutschen Apothekerschaft gelungen, das über den Bundesrat zu verhindern“, kritisiert Spahn.

Das Wort „Apothekenbusse“ komme übrigens in keinem Positionspapier der Union vor, stellte Spahn klar. Die Debatte müsse man aber führen: In zehn Jahren werde es in sehr ländlichen Gebieten vermutlich weder einen Arzt noch einen Apotheker geben. „Dann müssen wir Wege finden, wie wir das Arzneimittel zum Patienten bringen“, so Spahn. Es gelte die Flexibilität einer rollenden Apotheke zu nutzen und trotzdem die Qualität der Versorgung zu sichern. Im Übrigen gebe es schon heute Lieferdienste von Apotheken, so Spahn.

Dr. Marlies Volkmer (SPD) könnte sich für schlecht versorgte Gebiete auch Video-Apotheken vorstellen. Sie berichtete von einer „Telefonzelle“ in einem sächsischen MVZ, das von einer Görlitzer Apotheke beliefert werde. „Das ist aus meiner Sicht eine gute Möglichkeit, online und offline zu verbinden. Solche Modelle müsste es viel mehr geben“, sagte Volkmer.

Die gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen, Biggi Bender, kritisierte, dass Angebote wie die CoBox gerichtlich verboten worden seien. „Hier müsste die Politik mehr Spielräume schaffen, damit es flexible Modelle für die Versorgung gibt“, sagte Bender in Richtung der schwarz-gelben Koalition.

Bender würde sich aber auch wünschen, dass die Versorgung in Deutschland weniger arztzentriert erfolge. So könnten die Apotheken aus ihrer Sicht beim Medikationsmanagement mehr Aufgaben übernehmen. „Nur Packungen über die Theke geben oder in den Briefkasten werfen, dazu braucht es eigentlich kein Personal, das fünf Jahre lang studiert hat“, so Bender. Es sei wichtig, die pharmazeutische Kompetenz zu stärken.

Die Beratung sei schon heute das Alleinstellungsmerkmal der Apotheker, konterte Volkmer. Aus ihrer Sicht müssten die Apotheker aber beim Thema Prävention noch mehr tun – etwa durch Aktionen in Schulen oder Kindergärten. „Das wird sicher nicht bezahlt, aber das erwarte ich von den Apothekern als gesellschaftliches Engagement“, so die SPD-Politikerin.

Spahn könnte sich vorstellen, über die Vergütung Anreize zu setzen. Die Notdienstpauschale sei ein erster wichtiger Schritt. „Natürlich weiß ich, dass 250 Euro pro Notdienst die betriebswirtschaftlichen Kosten nicht abdecken. Aber es ist eine Anerkennung“, so der CDU-Politiker. Vielleicht müssten auch an Landapotheken irgendwann Zuschläge gezahlt werden, wie es sie bei den Ärzten schon gebe.

Grundsätzlich müsse man bei der Honorierung der Apotheken aber darüber nachdenken, pharmazeutische Dienstleistungen zu vergüten: „Ob das mehr wird oder nur anders verteilt, darüber müsste man dann reden“, so Spahn. Er erwarte aber eigene Vorschläge aus den Reihen der Apotheker.

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