Köln

AfD-Parteitag: Ausnahmezustand für Apotheker

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Köln -

Die Rechtspopulisten halten Köln auf Trab: Gegen den Bundesparteitag der AfD im Maritim Hotel demonstrieren am 22. April das Festkomitee Kölner Karneval und fünf Aktionsbündnisse. Die Apotheken in der Nachbarschaft gehen ganz unterschiedlich mit der Ausnahmesituation und möglichen Lieferengpässen um.

Die nur wenige hundert Meter vom Epizentrum Heumarkt gelegene Augustiner-Apotheke in der Martinstraße macht für den Tag gleich ganz dicht. „Das will ich weder meinen Angestellten noch meinen Kunden zumuten“, sagt der Inhaber Michael Wortberg. „Da verzichte ich lieber auf den Umsatz.“

Keinen Grund zur Schließung wegen des Parteitags oder möglicher Ausschreitungen sieht dagegen seine Kollegin in der Gürzenichstraße. „Wir werden keine Schippen oder Aufsteller herausstellen, die als Wurfgeschosse missbraucht werden können. Eine Mitarbeiterin hat mich vorsorglich schon mal gefragt, ob sie in der Apotheke übernachten könne“, sagt Dr. Marion Kottwitz von der Gürzenich-Apotheke. „Aber ich sehe das nicht so verbissen. Wir liegen ja nicht im direkten Sperrbezirk.“ Auch Heike Hübers von der Stern-Apotheke am Waidmarkt hält den normalen Betrieb aufrecht. „Wir sind zwar in der Einflugschneise vom Maritim, und hier in der Gegend wird auch abgesperrt, aber ich glaube, dass die Berichte übertrieben sind.“

Steffen Kuhnert will seine Maxmo Apotheke in der Hohe Straße zumindest bis 13 Uhr offen halten. „Wir werden mit der normalen Teambesetzung arbeiten. Die Polizei ist gut aufgestellt, aber sollte es zu heiß werden, dann machen wir innerhalb von zehn Sekunden zu und bedienen durch die Notdienstklappe.“ Auch Erik Tenberken, Betreiber der zwei Haltestellen entfernten Birken-Apotheke und Westend-Apotheke will flexibel reagieren.

Das unterschiedliche Vorgehen ist mit den Dienstvorschriften gedeckt, sagt Dr. Stefan Derix. „Sie stellen es den Betreibern grundsätzlich frei, ob sie am Samstag öffnen oder ihre Öffnungszeiten den aktuellen Umständen anpassen“, so der Geschäftsführer der Apothekerkammer Nordrhein. „Das gilt allerdings nicht für Apotheken, die Notdienstbereitschaft haben.“

Der Großhandel hat seine Kunden auf mögliche Ausfälle vorbereitet. Vereinzelt könne es zu Lieferengpässen kommen, warnten etwa Phoenix und Sanacorp die Apotheken per Faxrundschreiben. Kein ungewöhnlicher Vorgang, betont ein Sanacorp-Sprecher. „Das machen wir bei jeder Kölner Großveranstaltung, bei der es zu Verkehrseinschränkungen kommen kann, dazu zählen auch Karneval und CSD.“

Auch die Apotheker vor Ort bleiben gelassen. „Ich fürchte keinen Engpass, wir haben einen guten Vorrat an den wichtigsten Medikamenten“, betont Kottwitz. „Sollte etwas kurzfristig nicht verfügbar sein, werden wir unsere Kunden um Verständnis bitten müssen“, meint Kuhnert. Ärgerlicher seien die finanziellen Folgen: „Den Umsatz eines Samstags zu verlieren, ist für mich und meine Kollegen von Einzelhandel und Gastronomie eine absolute Katastrophe.“

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