Garmisch-Partenkirchen

G7: Apotheken im Ausnahmezustand

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Garmisch-Partenkirchen -

Im bayerischen Urlaubsort Garmisch-Partenkirchen herrscht Ausnahmezustand: Im nahe gelegenen Schloss Elmau findet am Sonntag und Montag der G7-Gipfel statt. Sicherheitskräfte sind auf das Treffen der Regierungschefs und erwartete Demonstrationen vorbereitet. Auch die Apotheken vor Ort haben Vorkehrungen getroffen.

„Wir sind von der Gemeinde und Polizei schlecht informiert worden“, so der Inhaber der St. Antonius Apotheke, Michael Haug. Erst als er nachhakte, wie die Großhändler durch die Straßensperrungen kommen sollen, sei ihm erklärt worden: Wenn die Lieferanten ihr Ziel nennen, werden sie nach Angaben der Stadt auch durchgelassen.

Doch Haug hat Zweifel: „Wenn die Straße mit Demonstranten verstopft sein sollte, dann müssen die Lieferanten umdrehen. Wir werden also sehen.“ Derzeit haben seine Großhändler eine Verspätung von durchschnittlich einer Stunde gehabt. Hauk befürchtet, während des Gipfels selbst Probleme zu haben, durch die Kontrollen zu kommen.

Verena Bockhorni, Inhaberin der Alten Apotheke in Garmisch, berichtet, dass es am Mittwochnachmittag zur ersten Lieferverspätung von etwa einer halben Stunde gekommen sei. Seither seien die Lieferanten aber pünktlich gewesen. „Es geht ja erst am Wochenende richtig los, vielleicht ergeben sich dann längere Verzögerungen“, vermutet die Apothekerin. „In jedem Fall kommen aber Lieferanten und auch Anlieger durch die Absperrungen“, sagt sie optimistisch. Es werde wohl nur alles etwas länger dauern. Inzwischen zögen auch schon die ersten kleineren Demonstrationsgruppen durch die Stadt, berichtet Bockhorni.

Zum Teil seien wegen der erwarteten Demonstrationen sogar Läden verbarrikadiert worden, so Haug. Die St. Antonius Apotheke werde nicht verschalt. „Die Polizei wird vor allen Geschäften stehen, auch vor der Apotheke“, erklärt er. Daher rechne er nicht damit, dass bei ihm etwas passiere. „Wenn es so ruhig verläuft wie die bisherigen Demonstrationen in München, dann haben wir nichts zu befürchten“, sagt Haug.

Bockhorni hat einige Vorkehrungen getroffen, um sich auf das G7-Wochenende vorzubereiten. Zwar werde auch ihre Apotheke nicht verbarrikadiert. „Wir wollen uns schließlich nicht als Geisterstadt präsentieren“, so die Apothekerin. Sie habe nun stattdessen eine zusätzliche Versicherung abgeschlossen, auch die Fahrradständer von draußen werde sie wegstellen. „Aber pro Einwohner wird an dem Wochenende ein Polizist vor Ort sein, von daher wird es schon gut gehen“, sagt Bockhorni.

Einen drastischen Kundenrückgang habe es bislang auch nicht gegeben, so Bockhorni. Denn ihre Apotheke versorge viele Einheimische, nicht nur Touristen. „Aber es ist schon ruhiger als sonst“, fügt sie hinzu. Haug dagegen rechnet am Wochenende mit wenigen Kunden. Er hält es für unnötig, dass er seine Apotheke überhaupt öffnen muss. „Es ist verrückt. Schon jetzt ist es hier wie ausgestorben“, sagt er.

Etwa die Hälfte der Geschäfte in der Straße habe bereits geschlossen, berichtet auch Bockhorni. Ein Ladenbesitzer sei in den Urlaub gefahren, um dem Trubel zu entgehen. Sie habe auch in Erwägung gezogen, bei der Kammer eine Sondergenehmigung zu beantragen und ihre Apotheke während der Zeit zu schließen. Doch das hätte Geld gekostet und sich nicht gelohnt. Sie werde also in der Alten Apotheke in Garmisch sein.

Merkel wird mit den Regierungschefs der anderen sechs Wirtschaftsmächte auch gesundheitspolitische Themen diskutieren. Dazu gehört die weltweit zunehmenden Antibiotika-Resistenzen. 700.000 Menschen sterben laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) aktuell jedes Jahr an den Folgen einer nicht therapierbaren Infektion. Beim Gipfeltreffen soll der Antibiotika-Einsatz in der Viehzucht ebenso debattiert werden wie das übermäßige Verordnen bei leichten Krankheiten.

Auf der Agenda des G7-Gipfels stehen darüber hinaus armutsassoziierte, vernachlässigte Krankheiten. Insbesondere die Ebola-Epidemie in Westafrika soll im Vordergrund der Gespräche stehen.

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