Arzneimittelfälschungen

Reimporteure: Grauware ist keine Fälschung

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Berlin -

Die Reimporteure kritisieren das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), das aus ihrer Sicht Apotheker und Patienten vorschnell verunsichert: Auch in Deutschland würden Medikamente von Apotheken an Großhändler verkauft. „Mit Arzneimittelfälschungen hat dieser Handel rein gar nichts zu tun“, so der Verband der Arzneimittelimporteure Deutschlands (VAD).

In Spanien gebe es keine staatliche Subventionierung von Arzneimitteln; vielmehr berechneten Hersteller einen günstigeren Inlandspreis und einen höheren Preis für exportierte Produkte. Aus diesem Grund kauften Apotheken günstiger als Großhändler, also gebe es einen entsprechenden Rückverkauf von Apotheken.

Das sei auch in Deutschland gängige Praxis, zum Beispiel bei Generika und OTC-Präparaten, die Apotheker günstiger als Großhändler einkaufen könnten. „Dieser Handel zwischen Apotheken und Großhändlern bedingt keinerlei Sicherheitsgefährdungen, da sowohl Apotheken wie Großhändler gleichermaßen Fachleute im Umgang mit Arzneimitteln sind“, schreibt der VAD.

Der Verband räumt ein, dass der „inverse Handel“ in Spanien verboten sei; deswegen kauften aber Parallelhändler nicht per se illegale Ware, so ein Sprecher. Die Mitgliedsfirmen – ACA Müller, AxiCorp, Emra, Haemato und Kohlpharma – hätten ihre Arzneimittel jedenfalls ausschließlich von lizenzierten Großhändlern bezogen, die nicht auf der Liste der Ermittlungsbehörden stünden, betont der VAD. „Diese Arzneimittel wären jedoch selbst dann legal bezogen worden, wenn sie aus Rückkäufen bei spanischen Apotheken stammen würden.“ Es bestehe daher keinerlei Anlass, Apotheker und Patienten „vorsorglich“ zu verunsichern.

Das staatlich vorgeschriebene Dual Pricing ist nach Auffassung des VAD übrigens europarechtswidrig und bereits Gegenstand laufender Beschwerdeverfahren vor der EU-Kommission und spanischen Gerichten.

Das PEI hatte darauf hingewiesen, dass die betroffenen Medikamente nach spanischem Recht nur an Patienten im Inland abgegeben werden dürfen. Über Scheinfirmen soll die Ware an Großhändler verkauft worden sein. Diese hätten die Arzneimittel dann in andere Staaten weiterverkauft, unter anderem nach Deutschland, so das PEI. Es könne noch nicht abgeschätzt werden, in welchem Ausmaß dies geschehen sei, so das PEI.

Obwohl bislang keine tatsächlichen Manipulationen der gehandelten Arzneimittel bekannt geworden sein, wies die Behörde vorsorglich darauf hin, bei Arzneimitteln spanischen Ursprungs auf mögliche Manipulationen zu achten und Verdachtsfälle zu melden.

In den vergangenen Monaten sind mehrfach Arzneimittel zurückgerufen worden, weil sie aus illegalen Quellen stammten. Für die größte Aufmerksamkeit hatte in Italien gestohlene Klinikware gesorgt. Auch aus Rumänien, wo Apotheken Medikamente nur an Patienten abgeben dürfen, wurden Probleme gemeldet.

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