Durchbruch in der Galenik

Pflaster gegen Alzheimer

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Berlin -

Alzheimer gehört zu den Indikationen, bei denen Studien aufgrund zu geringer Wirksamkeit immer wieder gestoppt werden. Zahlreiche Konzerne verzeichnen auf diesem Gebiet Rückschläge. Zuletzt traf es im vergangenen Jahr Biogen mit seinem Hoffnungsträger. Dennoch steht die Forschung nicht still. Gute Nachrichten kommen jetzt vom Miesbacher Unternehmen Luye Pharma. Hier ist zumindest galenisch ein Erfolg zu verzeichnen: Zukünftig sollen Alzheimer-Patient:innen, die mittels Pflaster therapiert werden, nur noch zweimal wöchentlich einen Pflasterwechsel vornehmen müssen.

Die Ursachen für Demenzerkrankungen wie Morbus Alzheimer sind bis heute nicht vollständig geklärt. Das macht eine gezielte Prävention besonders schwierig. Umso wichtiger ist eine gute Therapie der Krankheit. Doch hier kommt hinzu, dass forschende Pharmaunternehmen immer wieder von vorne mit der Suche nach potentiellen Wirkstoffkandidaten starten müssen – in kaum einem anderen Indikationsgebiet werden so häufig Rückschläge verzeichnet wie bei Alzheimer. Zahlreiche Wirkstoffkandidaten kommen über die Phase-I-Studien nicht hinaus. Von daher setzen Hersteller auch auf die Weiterentwicklung bereits zugelassener Arzneistoffe – so auch Luye.

Rivastigmin-Pflaster mit langer Tragedauer

Der Arzneistoff Rivastigmin ist nicht neu. Es sind bereits Tabletten und Pflaster mit dem Cholinesteraseinhibitor am Markt. Der Wirkmechanismus beruht auf der Hemmung der Acetyl- und Butyrylcholinesterase. Hierdurch kommt es zu einem verminderten Abbau von Acetylcholin. Den cholinerg vermittelten kognitiven Defiziten der Demenz kann hierdurch entgegengewirkt werden. Das Original Exelon stammt aus dem Hause Novartis. Mittlerweile gibt es zahlreiche Anbieter von Rivastgmin-haltigen Präparaten. Die bisher am Markt verfügbaren Pflaster müssen alle 24 Stunden gewechselt werden.

Die Innovation: Das Pflaster von Luye muss nur zweimal die Woche gewechselt werden. Eine konstante Wirkstoffabgabe ist bis zu vier Tage gegeben. Andere Pflaster auf dem Markt müssen täglich gewechselt werden. „Trotz der längeren Tragedauer hat unser System in den klinischen Studien eine gute lokale Verträglichkeit gezeigt,“ berichtet Firmenchef Jörg Scheidle. Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen würden durch die dermale Aufnahme des Arzneistoffes reduziert.

Luye setzt die transdermale Therapie in den Fokus der galenischen Forschung. Die Anwendung von Pflastern hat im Vergleich zur oralen oder subcutanen Therapie einige Vorteile:

  • schmerzfrei
  • für Patienten mit Schluckbeschwerden geeignet
  • exakte Dosierung
  • Unterbrechung der Arzneistoffzufuhr durch Abnahme des Pflasters
  • Umgehung des Magen-Darm-Trakts (weniger gastrointestinale Nebenwirkungen)
  • Umgehung des First-Pass-Effektes
  • Vermeidung von Plasmakonzentrationsspitzen
  • Wirkstofffreisetzung über eine Dauer von bis zu einer Woche
  • Reduzierung der Applikationsfrequenz
  • leichtere Behandlung von Pflegebedürftigen
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