Parkinsonmedikamente

Tolcapon macht Egoisten gerechter

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Berlin -

Sie nehmen sich das letzte Stück Schokolade und halten niemandem die Tür auf: Egoisten. US-Forscher haben jetzt herausgefunden, dass es dagegen eine Pille gibt. Demnach bringt der Wirkstoff Tolcapon Menschen dazu, gerechter zu teilen. Die Neurologen und Wirtschaftswissenschaftler der University of California veröffentlichten ihre Ergebnisse im Fachjournal Current Biology.

Tolcapon ist zur Behandlung von Parkinson zugelassen. Der COMT-Inhibitor verlängert die Wirkung des Neurotransmitters Dopamin, der mit Belohnung und Motivation im präfrontalen Kortex im Zusammenhang steht.

In einer doppelt verblindeten Studie gaben die Forscher 35 Probanden entweder den Wirkstoff oder ein Placebo. Danach sollten sie in einem Spiel Geld zwischen sich selbst und einem Unbekannten aufteilen. Der COMT-Hemmer erhöhte egalitäre Tendenzen bei den Teilnehmern – wer Tolpacon erhalten hatte, teilte fairer.

„Wir halten den Sinn für Gerechtigkeit normalerweise für eine stabile Charaktereigenschaft,“ sagte Ming Hsu, einer der Autoren der Studie. „Das widerlegt die Studie auch nicht, aber sie zeigt doch, dass diese Eigenschaft über die neurochemischen Leitbahnen im Gehirn beeinflusst werden kann.“

Die aktuelle Forschung gibt neue Hinweise darauf, wie soziale Verhaltensweisen – zum Beispiel Fairness – im Gehirn ausgelöst werden. Sie baut auf früheren Studien auf, die zeigten, dass ökonomische Ungleichheit im präfrontalen Kortex wahrgenommen wird.

„Wir sind einen großen Schritt weitergekommen im Verständnis, wie unsere Abneigung gegen Ungerechtigkeit von chemischen Vorgängen im Gehirn gesteuert wird“, sagte Hauptautor Dr. Ignacio Sáez.

„Studien des letzten Jahrzehnts haben gezeigt, wie die neuronalen Schaltkreise unser Verhalten in sozialen Situationen bestimmen. Wir haben jetzt einen möglichen 'Schalter' im Gehirn gefunden, den wir beeinflussen können“, so Sáez. Das Forscherteam erhofft sich nun auch mögliche Ansätze für die Behandlung von psychischen Krankheiten, die auf einer Dopamin-Fehlregulation beruhen.

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