Optimierung der L-Dopa-Therapie

Lecigon: Pumpe statt Tablette

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Berlin -

Mitte Februar hat Stada mit Lecigon die Dreifach-Kombination aus Levodopa, Carbidopa und Entacapon in Pumpenform auf den Markt gebracht. Die moderne Therapie bringt verschiedene Vorteile in der Parkinson-Behandlung mit sich. Der Weg zu heutigen Therapiestandards war lang – er ist jedoch noch lange nicht zu Ende.

Mittlerweile gilt die Behandlung mit Levodopa als Goldstandard in der Parkinson-Behandlung. Das war jedoch nicht immer so, wie Professor Dr. Werner Poewe von der Universitätsklinik für Neurologie in Innsbruck erläutert. Erstmals wurde die Erkrankung als „Shaking palsy“ bekannt. Die Behandlungsversuche im 19. Jahrhundert basierten vorwiegend auf physikalischen und mechanischen Maßnahmen, so wurden beispielsweise gestaute Hirnvenen als vermeintliche Ursache ausgemacht. Später kamen Belladonna-Extrakte zum Einsatz, die – wie man heute weiß – aufgrund ihrer anticholinergen Wirkung eine Symptomlinderung brachten.

„Bis zum ersten richtigen Durchbruch hat es jedoch länger gebraucht“, meint Poewe. Das zugrundeliegende Dopamindefizit wurde erst später entdeckt. Der Wirkstoff Levodopa wurde dann zunächst im Tiermodell und 1967 auch am Menschen getestet. Heute ist die Substanz fest etabliert. „Die Wirksamkeit von Levodopa gilt nach wie vor als Goldstandard in der Behandlung und hilft in den ersten Jahren der Erkrankung sehr gut, die motorischen Symptome in den Griff zu bekommen“, so der Neurologe.

Probleme der L-Dopa-Therapie

Dennoch kann es unter der Behandlung zu Problemen kommen: Häufig treten mehrfach pro Tag Wirkverluste auf, die sogenannten „On-Off-Schwankungen“. Außerdem kann es zu Dyskinesien kommen: Darunter versteht man Überschussbewegungen in den On-Phasen, die sich durch unkontrollierte Bewegungen und starke Unruhe bemerkbar machen. Es gilt daher die Levodopa-Therapie weiter zu optimieren, um Bioverfügbarkeit und Halbwertszeit zu verbessern und Wirkschwankungen zu reduzieren.

Orale Präparate mit einer kontrollierten Wirkstoff-Freisetzung können die Beschwerden unter der Behandlung oftmals zwar reduzieren, jedoch nicht gänzlich verhindern. Dann können sogenannte „On-demand-Therapien“, eine Tiefe-Hirnstimulation (THS) oder Infusionspumpen zum Einsatz kommen. Trotz aller Fortschritte fehle es noch immer an Therapien für spätere Krankheitsstadien mit Gleichgewichtsschwankungen, Sprech- und Schluckstörungen, Blutdruckschwankungen oder Blasenentleerungsstörungen. Der Fokus liege deshalb klar auf einem Stopp der Progression, erläutert Poewe.

Pumpe optimiert die Bioverfügbarkeit

Stada hat mit Lecigon in Deutschland nun eine solche Pumpe auf den Markt gebracht. In Österreicht wird die Infusionspumpe unter dem Namen Lecigimon angeboten. Sie eignet sich zur Behandlung von Parkinson im fortgeschrittenen Stadium. Die drei Wirkstoffe Levodopa, Carbidopa und Entacapon liegen dabei in einer neuartigen Gelformulierung vor, die direkt in den Dünndarm appliziert wird. Dadurch soll eine Verbesserung der On-Zeiten im Vergleich zu oralen Darreichungsformen erfolgen.

„Die neue Dreifach-Wirkstoff-Kombination mit Entacapon wirkt sich positiv auf die Bioverfügbarkeit von Levodopa im Körper aus. Darüber hinaus wurde die Gelformulierung wasserlöslich gemacht, sodass eine kleine, leichte und leise Pumpe zur Verabreichung der Medikation über eine Sonde in den Dünndarm ausreicht. Die Erfahrungen aus Schweden, wo die Therapie schon länger im Einsatz ist, zeigen die alltagsrelevanten Vorteile für Patienten“, erklärt Professor Dr. Georg Ebersbach, Chefarzt des Parkinson-Zentrums Beelitz-Heilstätten.

Lecigon kann eingesetzt werden zur Behandlung der fortgeschrittenen Parkinson-Erkrankung mit schweren motorischen Fluktuationen und Hyperkinesie oder Dyskinesien, wenn verfügbare orale Kombinationen nicht zu zufriedenstellenden Behandlungsergebnissen führen. Bei der Einstellung der Therapie seien die ersten beiden Wochen entscheidend, erklärt Ebersbach. Denn während der Titrationsphase könne es zu Infektionen, Bauchschmerzen, Blähungen oder Durchfällen kommen. Außerdem muss die korrekte Lage der Sonde überprüft werden. Danach sei die Behandlung jedoch komplikationsarm.

In der Pumpe können mehrere Fließgeschwindigkeiten programmiert werden, um die Patientenbedürfnisse individuell anpassen zu können. Die Parkinson-Pumpe kann außerdem zwischendurch abgenommen werden – auch Baden, Duschen oder Schwimmen sind möglich. Die Kassette enthält 50 ml, wird per Bluetooth gesteuert und kann zu Hause gewechselt werden. Daher wird sie über Apotheken vertrieben. Allerdings sei die Unterstützung durch speziell ausgebildete Pflegekräfte wichtig, um Patienten und Angehörige zu unterstützen, erläutert Dr. Reinhard Ehret aus Berlin.

Mit Apo-Go hat Stada bereits ein Produkt für die Therapie von fortgeschrittenem Parkinson im Portfolio. Im vergangenen Jahr hat der Konzern bei der US-Arzneimittelbehörde FDA den Zulassungsantrag für die Darreichung per Infusionspumpe gestellt – allerdings geht es hier vor allem um den Einsatz in der Klinik. Sie soll eine kontinuierliche Behandlung von On-Off-Phasen bei Erwachsenen mit Parkinson-Syndrom (PD) ermöglichen.

 

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