Verzögerungen auch bei Einzelimporten

Ilapo kämpft gegen Engpässe

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Berlin -

Im Kampf gegen Lieferengpässe gelten Einzelimporte als Joker, zuletzt im Zusammenhang mit Antibiotika. Doch Branchenprimus Ilapo (Internationale Ludwigs-Arzneimittel) hat mittlerweile selbst mit Verzögerungen zu kämpfen. Dafür gibt es verschiedene Gründe.

Das Team von Ilapo recherchiert weltweit in internationalen Arzneimittellisten und -datenbanken, um dringend benötigte Medikamente zu finden und zuverlässig an ihre Kund:innen in die Vor-Ort-Apotheken ausliefern zu können. Mit Lieferanten in mehr als 30 Ländern arbeitet das Münchener Unternehmen zusammen – und musste trotzdem zuletzt seine Kunden auf drohende Lieferverzögerungen hinweisen. „Wir geben unser Bestes, die Lieferzeiten so kurz wie möglich zu halten.“

Von den Herstellern erhalte man zwar keine Informationen, warum Arzneimittel nicht lieferbar seien. Jedoch sei allgemein bekannt, dass Rohstoffe nur noch an wenigen Standorten weltweit produziert würden, etwa in China und Indien, so Jennifer Feische, Import-Managerin und Apothekerin bei Ilapo. Komme es dann zu einem Lieferstopp, einem Rohstoffmangel oder zur Schließung einer Pharmafirma, habe dies „brutale Auswirkungen auf die Medikamentenversorgung“. Zu allem Überfluss erlebe man auch mal Chargenrückrufe.

Bei Ilapo arbeitet man mit Hochdruck daran, die aktuell breitgefächerte Masse an Engpässen durch Einzelimporte abpuffern zu können. Ist ein Medikament in Deutschland nicht verfügbar, kommt hierzu eine Meldung des Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Hier beginnt bereits die Recherchearbeit von Ilapo: Die Mitarbeiter:innen bedienen sich internationaler Stofflisten und Lieferantenkataloge, um ausfindig machen zu können, wo es das entsprechend benötigte Arzneimittel noch gibt. Im besten Fall kann Ilapo es dann schnell importieren.

Ursachen für Verzögerungen

Aktuell könne es hin und wieder zu Problemen beim Import kommen, weil die Ware oft kontingentiert sei oder das Ministerium gar einen Exportstopp ausspreche. „Das ist dann ein Hin- und Her-Geschiebe.“ Bei solchen Lieferverzögerungen müsse man schnell umswitchen und die Suche erneut aufnehmen. Dies beanspruche kostbare Zeit.

Bezüglich des Weltgeschehens sei die Arbeit auch beim Zoll umfangreicher, gleichzeitig die Personaldecke dünner geworden: „Sie kontrollieren viel mehr und schauen noch genauer hin. Leider merken wir, dass die Mitarbeiter:innen sich oft nicht ausreichend mit der Materie von Arzneimittelimporten auskennen. Sie halten durchaus Ware mit Argumenten fest, die pharmazeutisch nicht tragbar sind.“

Aber auch die Transportdienste seien von einem erheblichen Personalmangel betroffen. Hinzu kämen veränderte, teils gesperrte Flugrouten aufgrund des Russlandkrieges. Ebenso auffällig seien Lieferverzögerungen seit dem Brexit in Großbritannien beobachtet worden.

Nachfrage breit gefächert

Die Ware werde mit Datenloggern temperaturgeführt auf den Weg gebracht. Sind die Pakete allerdings zu lang unterwegs, kann die Temperatur nicht mehr gehalten werden und es kommt zu Abweichungen. Dann werde die Ware am Zielort gesperrt. Ob sie wieder freigegeben werden kann, entscheiden entsprechende Stabilitätsdaten, die zunächst vom Hersteller angefordert werden müssen. All dies verzögere erneut die Auslieferung der Medikamente. „Im Zweifel muss die Ware sogar entsorgt werden. Dann geht alles wieder von vorne los.“

Glücklicherweise komme es nur sehr selten vor, dass man ein Medikament nicht importieren und ausliefern kann. „Über eventuelle Verzögerungen sind die Kund:innen natürlich nicht glücklich, aber dennoch froh, überhaupt was zu bekommen.“

Momentan importiere man nicht nur eine bestimmte Produktgruppe: „Im vergangenen Jahr gab es eine deutliche Nachfrage zu Tamoxifen. Aktuell suchen wir sehr breit gefächert.“ Abgesehen von Betäubungsmitteln ist von Insulinen, Augentropfen, Antibiotika, Psychopharmaka über Hepatitis-A-Impfstoffe, Cortisonpräparate und Antiallergika bis hin zu Migränemitteln ist alles dabei.

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