Colitis ulcerosa

Entyvio & Stelara: Konkurrenz zu TNF-Hemmern

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Berlin -

Bei der Therapie der Colitis Ulcerosa stehen unter den Biologika die TNF-Blocker an erster Stelle. Dabei können auch Biologika mit anderen Wirkansätzen helfen: Zwei größere Studien zeigen nun, dass die Wirkstoffe Vedolizumab – bekannt aus Entyvio– und Ustekinumab – bekannt aus Stelara – ähnlich gute, oder sogar bessere Ergebnisse wie TNF-Blocker erzielen.

In Deutschland leiden rund 320.000 Menschen an einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung – kurz: CED. Neben der Colitis ulcerosa zählt auch Morbus Crohn dazu.Beide Erkrankungen gehen mit Entzündungen des Verdauungstraktes einher, die sich unter anderem mit schweren Durchfällen und starken Bauchschmerzen äußern. Dabei verlaufen die Krankheiten in Schüben. Oft sind Patienten monatelang beschwerdefrei, bevor es erneut zu Symptomen kommt.

Zum Einsatz kommen häufig TNF-Blocker, die den Tumor-Nekrose-Faktor hemmen. Dieser gehört zu den körpereigenen Zytokinen und ist an Entzündungsreaktionen beteiligt. Erhöhte Konzentrationen können typische inflammatorische Symptome wie Rötung, Schwellung und Schmerz hervorrufen. Während Kortikosteroide nur die Symptome bekämpfen, kommt es unter Anwendung der TNF-Blocker meist zu einem Abheilen der entzündeten Darmregionen. Daher sind sie unter den Biologika besonders beliebt.

Takeda hat 2014 das Biologikum Vedolizumab unter dem Handelsnamen Entyvio als Reservemittel auf den Markt gebracht. Der Wirkstoff wird bei fehlendem Ansprechen auf TNF-Blocker verwendet und besitzt einen anderen Angriffspunkt: Er bindet spezifisch an das Alpha-4-beta-7-Integrin, welches vor allem auf der Darmschleimhaut vorkommt. Durch die Darmselektion wird der Entzündungsprozess unterbrochen, ohne eine systemische Immunsuppression mit sich zu bringen.

In der „Varsity-Studie“ hat Takeda die Wirkung von Vedolizumab mit dem TNF-Hemmer Adalimumab verglichen, um eine Überlegenheit herauszustellen. Denn Vedolizumab ist ohnehin benachteiligt: Während der Wirkstoff als Infusion verabreicht werden muss, kann der TNF-Blocker Adalimu­mab als subkutane Injektion erfolgen und ist damit bequemer zu applizieren.

An der Studie nahmen knapp 800 Patienten teil. Sie wurden entweder mit Vedolizumab oder Adali­mu­mab behandelt. Primärer Endpunkt war die klinische Remission in der 52. Woche. Diese wurde definiert als zwei oder weniger Punkte auf der „Mayo-Skala“. Diese bewertet vier endoskopische Krank­heitszeichen mit 0 bis 3 Punkten – der Maximalwert beträgt demnach zwölf Punkte.

Unter den Teilnehmern der Vedolizumab-Gruppe erreichten 31,3 Prozent den Endpunkt. In der Adalimumab-Gruppe waren es nur 22,5 Prozent. Zudem wurde eine endoskopische Ver­besserung bei 39,7 Prozent der Vedolizumab-Patienten erzielt, gegenüber nur 27,7 Prozent in der Adalimumab-Gruppe. Unter Vedolizumab kam es zudem seltener zu Infektionen. Zu erwähnen ist jedoch, dass Vedolizumab häufig in Kombination mit Kortikosteroiden zur Remission führte: Ohne Kortison erzielten in der Adalimumab-Gruppe mit 21,8 Prozent mehr Teilnehmer eine Remission als in der Vedolizumab-Gruppe mit nur 12,6 Prozent.

Nicht nur zu Entyvio, auch zu Stelara (Ustekinumab) wurde eine Vergleichsstudie durchgeführt. Es handelt sich um einen monoklonalen Antikörper, welcher die Interleukine 12 und 23 neutralisiert. Neben der Behandlung von CED ist er auch zur Therapie von Psoriasis und Pso­riasis-Arthritis zugelassen.

Ustekinumab wurde in der „Unifi-Studie“ an knapp 1000 Patienten mit Colitis ulcerosa getestet, die auf TNF-Hemmer, Vedolizumab oder Nicht-Biologika nicht angesprochen haben oder eine Unverträglichkeit aufwiesen. Die Teilnehmer wurden in drei Gruppen eingeteilt: Patienten erhielten entweder eine intravenöse Infusion mit 130 mg Ustekinumab, eine gewichtsbasierte Dosis von 6mg/kg oder Placebo. Bei der 130 mg-Dosis kam es bei 15,6 Prozent zu einer Remission, bei der gewichtsbasierten Dosierung waren es 15,5 Prozent. Unter der Placebo-Infusion waren es nur 5,3 Prozent. Anhaltspunkt war auch hier die „Mayo-Skala“. Unter der Pla­cebo-Infusion erreichten nur 5,3 Prozent der Patienten das Behandlungsziel.

Der zweite Teil der Studie bestand darin, den Patienten in Remission Ustekinumab oder Placebo subkutan zu verabreichen: Placebo oder Ustekinumab in der Do­sis von 90 mg wurden entweder alle acht oder alle zwölf Wochen injiziert. Der primäre Endpunkt war der Anteil der Patienten, die nach 44 Wochen weiterhin in Remission waren. 38,4 Prozent der Patienten, die Ustekinumab alle zwölf Wochen erhielten und 43,8 Prozent derer, die es alle acht Wochen erhielten, erreichten den Endpunkt. In der Placebo-Gruppe waren es nur 24 Prozent.

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