Menschen ab 50 besonders betroffen

Covid-19: Risikofaktor für Herpes zoster

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Berlin -

Eine Erkrankung mit Sars-CoV-2 kann neusten Erkenntnissen zufolge das Risiko für eine Infektion mit Herpes zoster erhöhen. Ältere Menschen können sich durch eine Impfung schützen.

Eine Auswertung von Krankenversicherungsdaten aus den USA im Zeitraum zwischen März 2020 und Februar 2021 zeigt, dass Menschen ab 50 Jahren ein erhöhtes Risiko für eine Herpes-Infektion nach der Covid-Erkrankung aufweisen. Die Ergebnisse der Untersuchung sind im „Open Forum Infectious Diseases“ vorgestellt worden.

Herpes-Risiko um 15 Prozent erhöht

Bei der Analyse wurden die Daten von knapp 395.000 Patient:innen über 50 Jahren mit nachgewiesener Covid-Infektion mit denen von mehr als 1,5 Millionen Personen über 50 Jahren ohne Covid-Erkrankung verglichen. Über einen Beobachtungszeitraum von 100 Tagen zeigte sich in der Covid-Gruppe ein um 15 Prozent erhöhtes Risiko, in den Wochen nach der Erkrankung einen Herpes zoster zu entwickeln. Bei schweren Covid-Verläufen stieg das Risiko sogar auf 21 Prozent. Frauen hatten insgesamt ein größeres Risiko als Männer. Personen über 65 Jahre waren stärker betroffen als 50- bis 64-Jährige.

Es zeigte sich, dass die Herpes-Infektion meist relativ schnell innerhalb der ersten 30 Tage auftrat. Bei manchen kam es jedoch auch erst drei bis sechs Monate nach der Covid-Erkrankung zum Ausbruch. Mehr als die Hälfte der Betroffenen zeigte bereits innerhalb der ersten Woche nach Covid-Diagnosestellung Herpes-Symptome. Nach einem halben Jahr konnte kein erhöhtes Risiko mehr ermittelt werden.

Wie führt Covid-19 zu Gürtelrose?

Das Herpes-auslösende Varizella-Zoster-Virus (VZV) schlummert nach einer Infektion in den Spinalganglien des Rückenmarks. Durch verschiedene Faktoren kann es dann zu einer Reaktivierung kommen, wodurch sich entsprechende Symptome zeigen. Das Forscherteam geht davon aus, dass Covid-19 durch eine Schädigung der Immunzellen zur VZV-Reaktivierung beiträgt: Bei vielen Patient:innen komme es zu einer Lymphopenie, welche mit einer Verringerung von Immunzellen im Blut einhergeht. Bei Menschen über 50 könnte es dadurch zu einer Schwächung des Immunsystems kommen, die dazu führt, dass es nicht mehr in der Lage ist der Reaktivierung des VZV entgegenzuwirken. Weitere Studien sollen die Hypothese nun untermauern.

Schutzimpfung kann helfen

Eine Schutzimpfung kann den Ausbruch von Herpes zoster verhindern. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die Impfung gegen Gürtelrose als Standardimpfung vor allem Erwachsenen ab 60 Jahren. Außerdem sollen auch Personen ab 50 Jahren bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge einer Grunderkrankung wie beispielsweise einer angeborenen oder erworbenen Immundefizienz, Rheumatoider Arthritis, Systemischem Lupus erythematodes, Chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, Chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen, Asthma und Diabetes die Indikationsimpfung erhalten.

Als Standardimpfstoff für alle Personen ≥ 60 Jahren wird von der Stiko seit Dezember 2018 der Totimpfstoff Shingrix (GSK) empfohlen. Auf dem Markt ist außerdem der attenuierte Lebendimpfstoff Zostavax (MSD). Allerdings wird dieser aufgrund der eingeschränkten Wirksamkeit und seiner begrenzten Wirkdauer nicht als Standardimpfung empfohlen. Zudem ist der Lebendimpfstoff nicht zur Impfung von Personen mit geschwächtem Immunsystem geeignet, die aufgrund einer Immunschwäche oder einer immunsuppressiven Therapie ein erhöhtes Risiko haben, an Herpes zoster zu erkranken.

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