HIV-Therapie

Antikörper gegen HIV: Ibalizumab zugelassen

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Berlin -

Ibalizumab erhielt im vergangenen Jahr die Zulassungsempfehlung der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) zur Behandlung von therapieresistenten HIV-1-Infektionen. Nun wurde das Fertigarzneimittel Trogarzo des taiwanesischen Herstellers TaiMed Biologics durch die EU-Kommission zugelassen. Der monoklonale Antikörper kommt als Konzentrat zur Infusion und kann ab dem 18. Lebensjahr angewendet werden.

Trogarzo ist zur Behandlung einer multiresistenten HIV-1-Infektion bei Erwachsenen indiziert. Die Behandlung soll in Kombination mit anderen antiretroviralen Arzneimitteln erfolgen. Die Lizenzrechte für die Vermarktung in der EU hält Theratechnologies mit Firmensitz in Kanada.

Hoffnungsträger für bestimmte Patientengruppen

Patienten mit einer multi-drug-resistenten HIV-1-Infektion können bislang nur schwer behandelt werden. Der monoklonale Antikörper blockiert den CD4-Rezeptor – ein Glykoprotein, das auf der Oberfläche von Zellen des Immunssystems lokalisiert ist – und verhindert so den Viruseintritt in die Zellen. Außerdem verhindert der Entry-Inhibitor die Bindung des HIV-1-Glykoroteins gp120 mit den Corezeptoren CCR5 und CXCR4. Die Bindung von CD4 und gp120 wird von Ibalizumab jedoch nicht gehemmt. Aufgrund des neuen Wirkmechanismus besteht nur ein geringes Risiko für Kreuzresistenzen mit derzeit verfügbaren Wirkstoffen. Kombinationstherapien sind somit auch längerfristig möglich.

Das Medikament ist als Konzentrat à 200 mg zur Herstellung einer Infusionlösung verfügbar. Zu Beginn erhalten die Patienten eine hohe Initialdosis von 2000 mg zur Aufsättigung. Die Erhaltungsdosis von 800 mg wird alle zwei Wochen verabreicht. Wird eine Erhaltungsdosis ausgelassen, so muss eine erneute Infusion von 2000 mg zeitnah erfolgen. Erst dann erneut mit 800 mg alle 14 Tage therapiert werden. Als Verabreichung kommt nur die intravenöse Infusion infrage. Schnellinjektionen und Bolusinjektionen sind kontraindiziert. Für die erste Injektion sollte die Dauer 30 Minuten betragen. Nach der Verabreichung sollte der Patient für mindestens eine Stunde beobachtet werden.

Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen innerhalb der Erkrankungen des Nervensystems Schwindel, Kopfschmerz und Parästhesien. Auch gastrointestinale Beschwerden wie Diarrhoe, Übelkeit und Erbrechen gehören zu den häufigen unerwünschten Arzneimittelwirkungen. Darüberhinaus kann es zu trockner Haut mit Ausschlag und Dermatitis kommen. Auch allgemeine Ermüdung kann auftreten. Gebärfähige Frauen sollen während der Behandlung eine zuverlässige Verhütungsmethode anwenden. Eine Therapie mit Trogarzo während Schwangerschaft und Stillzeit wurde nicht untersucht. Es ist nicht bekannt, ob Ibalizumab oder dessen Metaboliten in die Muttermilch übergehen. Generell wird HIV-positiven Müttern vom Stillen abgeraten.

In den USA seit zwei Jahren zugelassen

In den USA wurde Trogarzo bereits 2018 zugelassen. Sicherheit und Wirksamkeit wurden unter anderem in einer klinischen Studie an 40 schwer behandelbaren Patienten mit multi-drug-resistenter (MDR) HIV-1-Infektion untersucht. Die Probanden wiesen trotz antiretroviraler Therapie (ART) weiterhin eine hohe Viruslast auf. Viele der Teilnehmer waren zuvor mit zehn oder mehr Arzneimitteln behandelt worden.

Trogarzo erhielt von der FDA den Status Orphan drug sowie die Bezeichnungen Fast Track, Priority Review und Breakthrough Therapy. „Trogarzo ist das erste Medikament in einer neuen Klasse von antiretroviralen Medikamenten, das Patienten, die für die keine verfügbare Therapie in Frage kommt, einen signifikanten Nutzen bieten kann“, so Jeff Murray, MD, stellvertretender Direktor der Abteilung für antivirale Produkte im FDA-Zentrum für Arzneimittelbewertung und -forschung. In den USA weisen nach Angaben des Herstellers bis zu 25.000 Menschen Resistenzen gegen die verfügbaren antiretroviralen Wirkstoffe vor. Etwa die Hälfte von ihnen brauche dringend ein neues Medikament.

 

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