Seit 2022 gibt es in Sachsen eine Landarztquote. 6,5 Prozent der Medizinstudienplätze werden an Bewerber vergeben, die später für mindestens zehn Jahre in der Provinz arbeiten.
Diagnose Ärztemangel: Sachsen sieht sich bei der Suche nach Ärzten für ländliche Gebiete auf einem guten Weg. Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) legte bei der Kabinettssitzung einen Zwischenbericht zu dem 2022 aufgelegten Nachwuchsprogramm vor. Das Fazit der Ministerin: „Das, was wir bisher kennen, ist erfolgreich.“ Sachsen plane nun auch eine Quote für Zahnärzte auf dem Lande.
Das Gesetz zur Landarztquote sieht vor, bis zu 40 Prozent oder 6,5 Prozent der Medizinstudienplätze an Bewerberinnen und Bewerber zu vergeben, die später als Ärztin oder Arzt auf dem Lande arbeiten. Für sie gilt kein Numerus clausus. Sie müssen sich aber verpflichten, mindestens zehn Jahre in einer Region zu arbeiten, in der Bedarf besteht. Andernfalls müssen sie 250.000 Euro zurückzahlen.
Nach Angaben von Köpping hat sich die Zahl der Bewerber stetig erhöht – von 67 im Jahr 2022 auf 130 im vergangenen Jahr. Das Durchschnittsalter liege inzwischen bei 21 Jahren, zwei Drittel der Bewerber sind weiblich. Studienabbrüche habe es bisher nur selten gegeben. Köpping räumte ein, dass die Evaluierung des Programmes bislang noch keine „Wirkungsanalyse“ zeigen könne. Denn die Absolventen würden nach Abschluss des Studiums und der Facharztausbildung erst 2033/2034 einsatzbereit sein.
„Der Ärztemangel ist kein spezifisch sächsisches Problem, sondern stellt eine bundesweite Herausforderung dar, der wir uns gemeinsam mit unseren Partnern wie der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen stellen“, betonte Köpping.
Zugleich verwies die Ministerin auf bereits bestehende und drohende Defizite in der Gesundheitsversorgung. Aktuell gebe es in fünf von insgesamt 48 Planungsbereichen eine Unterversorgung – in Werdau, Reichenbach, Stollberg, Torgau und Riesa. In 30 Bereichen drohe eine Unterversorgung. Laut Definition liegt das vor, wenn die Soll-Werte in einem Bereich um mehr als 25 Prozent der Hausärzte beziehungsweise 50 Prozent der Fachärzte unterschritten werden.
„Das Sächsische Landarztgesetz ist ein richtiger und wichtiger Baustein, um junge Medizinerinnen und Mediziner für eine Tätigkeit in ländlichen Regionen Sachsens zu gewinnen“, erklärt der Vorstand der AOK Plus, Rainer Striebel. Allerdings werde das Gesetz allein den Ärztemangel nicht lösen. Vor allem der Fachkräftemangel sei einer „der limitierenden Faktoren unseres Gesundheitssystems“, so Striebel. Er fordert daher Strukturreformen im Gesundheitswesen, unter anderem mit digital gestützter Versorgung und verlässlichen Rahmenbedingungen für Arbeit und Leben gerade im ländlichen Raum.
Köpping zufolge gibt es in Sachsen momentan rund 2600 Hausärzte bei 371 unbesetzte Hausarztstellen im ländlichen Raum. Man habe auch Engpässe bei Fachärzten, etwa in der Kinder- und Jugendmedizin, Dermatologie und Neurologie. Zwar sei seit 1991 die Anzahl der Ärzte in Sachsen von 12.124 auf nunmehr 19.693 gestiegen. Trotzdem gebe es viele Ursachen, warum das nicht ausreichend ist, darunter Eintritte in den Ruhestand, steigende Teilzeitquoten und eine wachsende Zahl älterer multimorbider Patienten.
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