Überklebte Pens

Ozempic-Fälschung: Das ist der Zwischenhändler

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Berlin -

Im Fall der gefälschten Ozempic-Spritzen führt die Spur zu einem Mehrfamilienhaus im Zentrum von Lörrach. Hier hat der Zwischenhändler Pharma Medtec seinen Sitz, der nach Informationen von APOTHEKE ADHOC im Fokus der Ermittler steht.

Pharma Medtec war erst 2020 gegründet worden, der Inhaber hatte früher jahrelang für Roche gearbeitet. Auf Nachfrage will er sich nicht zum Fall äußern: „Wir bitten um Ihr Verständnis, dass wir aufgrund der laufenden Ermittlungen derzeit keine weiteren Auskünfte hierzu geben können. Zu laufenden Ermittlungsverfahren äußern wir uns grundsätzlich nicht.“

Er weist vielmehr ganz allgemein darauf hin, dass die Staatsanwaltschaft gesetzlich verpflichtet sei, ein Ermittlungsverfahren einzuleiten, „auch ohne dass dies irgendeine Aussage über die tatsächliche Begehung von Straftaten trifft“.

Was es mit den Fälschungen auf sich hat und was seine Firma damit zu tun hat, bleibt damit vorerst offen. Das Unternehmen beschreibt sich selbst als „international agierenden Pharmavertrieb für Arzneimittel, Pharmaprodukte und Medizintechnik“. „Als Pharmagroßhandel sind wir das Bindeglied zwischen Apotheken und Pharmaunternehmen und stellen die Medikamentenversorgung für Patienten sicher“, heißt es auf der Website.

Qualitätsvorgaben nicht erfüllt

Die Erlaubnis zum Großhandel mit Arzneimitteln wurde im Februar 2021 durch das Regierungspräsidium Freiburg erteilt – und bislang nicht widerrufen, wie ein Sprecher der Behörde bestätigt. „Die Geschäftspartner des Großhändlers und alle Behörden wurden aber darüber informiert, dass dieser Großhändler derzeit die gesetzlichen Qualitätsvorgaben nicht erfüllt.“

Tatsächlich schlägt der Fall derzeit nicht nur in ganz Deutschland, sondern in ganz Europa hohe Wellen. So hat sich etwa die norwegische Behörde zuletzt nach dem Lieferanten und seinen Geschäftspartnern erkundigt.

Bislang gibt es keine Hinweise, dass die Ware hierzulande in Verkehr gebracht wurde. 199 Packungen kamen laut einer Anzeige des Regierungspräsidiums ursprünglich von einem österreichischen Großhändler und seien Anfang September 2023 an einen weiteren Pharmahändler in Großbritannien geliefert worden. Dort seien die Arzneimittel als gefälscht erkannt worden.

Dennoch hat das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) die Sache an sich genommen und die Apotheken aufgefordert hat, jede Packung vor der Abgabe zu öffnen und zu kontrollieren. Auch sollte jede Packung über Securpharm geprüft werden. Laut Regierungspräsidium liegen die Ergebnisse der Laboruntersuchungen noch nicht vor; sobald die Proben im Labor ausgewertet seien, werde man informieren.

Derweil laufen bei der Staatsanwaltschaft die Ermittlungen. Dabei gehe es auch um die genauen Vertriebswege und innerbetriebliche Verantwortlichkeiten. „Die strafrechtlichen Ermittlungen werden voraussichtlich einige Zeit in Anspruch nehmen.“

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