Wirtschaftliche Schwierigkeiten bringen immer mehr Apotheken unter Druck – und die Suche nach einer geeigneten Nachfolge wird zunehmend zur Herausforderung. Für die Apothekerin Maria Dannert und ihren Mann Damian Dannert fand diese Suche jedoch ein glückliches Ende: Anfang Mai übernahm Fadi Ahmad die Kirchbrunnen-Apotheke im baden-württembergischen Langenbrettach.
Seit dem 1. Mai ist der gebürtige Syrer bereits neuer Inhaber der Kirchbrunnen-Apotheke. Er habe schon lange den Wunsch gehabt, sich selbstständig zu machen, und suchte etwa ein Jahr lang nach der passenden Apotheke. Dabei sei es wichtig, zunächst genau zu wissen, was man sucht, erklärt Ahmad. Apotheken unterscheiden sich stark, und es sei nicht einfach, die richtigen Kriterien festzulegen. Die Nachfolgersuche sei generell schwierig, und die Preisgestaltung oft schwer nachvollziehbar. Viele Apotheken müssten schließen, was er sehr bedauere.
Sein Team besteht aktuell aus einer Apothekerin, zwei PTA, einer PKA, einem Botendienst und einer Bürokraft. Fast das gesamte Team wurde übernommen, zwei Mitarbeitende sind in den Ruhestand gegangen.
Ahmad kam 2015 zum Studium nach Deutschland. 2022 absolvierte er das zweite Staatsexamen, gefolgt vom Praxisjahr. Er hat ein Diplom in Naturstoffforschung von der Universität Freiburg. Außerdem arbeitete er ein halbes Jahr in einer Apotheke und legte schließlich das dritte Staatsexamen in Stuttgart ab.
„Das Gesundheitssystem kann nicht ohne Apotheken funktionieren“, betont er. Die Apotheke vor Ort sei vor allem die erste Anlaufstelle für Patientinnen und Patienten – nicht nur als Abgabestelle für Medikamente. Die Herausforderungen in der Branche seien groß: Personalengpässe, bürokratische Hürden, Lieferprobleme sowie die wirtschaftlich-politische Lage machten vielen Apotheken zu schaffen.
Er sieht die aktuelle Situation als Teil einer allgemeinen Entwicklung: „In jeder Branche fehlen Fachkräfte. Entscheidungsträger müssen sich fragen, wo wir Fehler gemacht haben.“ Das derzeitige Chaos gehöre dazu, aber er zeigt sich zuversichtlich: „Ich hoffe, dass sich die Lage stabilisiert, wenn Ärzte, Politiker und Apotheker an einen runden Tisch kommen und offen über die Probleme reden.“
Als neuer Inhaber ist Ahmad motiviert, die Apotheke weiterzuentwickeln – vor allem in den Bereichen Digitalisierung und persönliche Beratung. Seine Vision: „Ich möchte die Apotheke zu einem echten Gesundheitszentrum machen, mit starkem persönlichem Kontakt. Jeder Patient soll sich gut beraten und verstanden fühlen.“ Außerdem setzt er auf digitale Erreichbarkeit und Kooperationen mit Arztpraxen. Die Apotheke solle eine starke und verlässliche Säule im Gesundheitssystem sein – auch mit Angeboten zur Prävention.
Auch pharmazeutische Dienstleistungen (pDL) möchte er künftig stärker in den Fokus rücken. Das bestehende Angebot – etwa Beratungen oder die Anleitung zur richtigen Inhalationstechnik – soll weiter ausgebaut werden. In Zukunft sollen zudem Impfungen direkt in der Apotheke möglich sein. Ahmad hofft, dass neben COVID-19 und Grippe bald auch weitere Impfungen erlaubt werden.
Der Bereich Digitalisierung müsse weiter ausgebaut werden. Ebenso sei die Zusammenarbeit mit anderen Leistungserbringern im Gesundheitswesen von großer Bedeutung. „Wir müssen miteinander kooperieren“, betont er. Toll an der elektronischen Patientenakte (ePA) sei, dass man einen Überblick habe – oder vielmehr haben dürfe. Ein ganzheitliches Bild sei entscheidend, um Wechselwirkungen zu erkennen und zu vermeiden. „Es gibt schlimme Wechselwirkungen, die entstehen, weil der Überblick fehlt. Das wird vieles erleichtern.“