Das Apothekensterben ist inzwischen auch für die Bevölkerung deutlich spürbar. Nachdem zu Beginn des Jahres in Bayern der Notdienst per KI-Tool organisiert wird, sorgte die veränderte Verteilung vielerorts für Verwirrung. „Das Angebot scheint sich drastisch verkleinert zu haben“, bemerkt an diesem Wochenende beispielsweise das „Traunsteiner Tageblatt“. Lorenz Fakler, der die Traunsteiner Apotheke am Stadtpark betreibt, befürwortet die neue Verteilung und appelliert an die Menschen vor Ort, sich gegen den Versand von Arzneimitteln zu entscheiden, um die Apotheken der Stadt zu unterstützen.
Die neue Verteilung in Bayern fällt auf: Statt wie teilweise fünf Apotheken, die im Landkreis in einer Nacht Notdienst machten, sei es nun auch mal nur eine, attestiert das Regionalblatt. Fakler klärt hier über die Neuordnung auf, die aber nicht zwangsläufig bedeute, dass die Wege weiter werden, sondern dass die Dienste lediglich gebietsübergreifend besser verteilt sind. Innerhalb von 20 Kilometern sollen die meisten Bayern eine Notdienstapotheke finden. Für Fakler eine „auf alle Fälle positive“ Veränderung: Für ihn stehen mit seiner Apotheke jährlich noch 24 Notdienste im Jahr an statt der bisherigen 30.
Doch der Notdienst ist nicht das Problem, erklärt der Inhaber der Zeitung. Seine zweite Apotheke in der 22.000-Einwohner-Stadt hat er Ende 2024 geschlossen. „Die Geringschätzung der Politik gegenüber Apotheken ist schwer zu übertreffen“, so Fakler und berichtet von Nachwuchsmangel, ausbleibenden Honorarerhöhungen und den wachsenden Versendern. Letzterer grabe den Vor-Ort-Versorgern das Wasser ab, währen die Apotheke vor Ort den „Deppendienst“ mache, indem sie beispielsweise über den Notdienst eine Rund-um-die-Uhr-Versorgung gewährleiste.
Lösungen für die Apotheken-Misere gebe es dabei laut Fakler. So könnten Apotheken als erste Anlaufstelle bei Fällen von Erkältung oder Ähnlichem stärker eingebunden werden und damit auch die Hausarztpraxen entlasten. „Wir Apotheken haben bereits in der Pandemie gezeigt, dass wir mehr Verantwortung übernehmen können. Noch haben wir die Apotheken dafür“, so Fakler. Aktuell könnten Apotheken per pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL) unterstützen und beispielsweise impfen.
Den Ärzt:innen passt das oft nicht, weiß der Inhaber. Mehr Freiräume für niedrigschwellige Behandlungen und eine gerechte Bezahlung dieser durch die Krankenkassen sowie ein Abbau der Bürokratie, würden helfen, die Situation insgesamt zu entspannen. Extraleistungen werden bisher aber eher schlecht honoriert, sowie auch die 50 Cent Engpasspauschale „ein Schlag ins Gesicht“ seien. Die politischen Gegebenheiten seien also verzwickt, aber auch die Verbraucher:innen seien gefragt: „Der Versandhandel schadet – man kann sich die Frage stellen, ob man wirklich dort bestellen will, oder lieber in eine örtliche Apotheke gehen will“, so Fakler abschließend.
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