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Doppelter Abgang bei Wort & Bild

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Berlin -

Zwiebeltürme und Bergpanorama: Von Baierbrunn aus sieht die Welt beschaulich aus. Doch beim Wort & Bild Verlag geht es derzeit alles andere als friedlich zu. Nach dem überraschenden Abgang von Verlagsdirektor Dr. Felix Stoecker gibt es erneut Wechsel in der Geschäftsleitung – und zwar auf allerhöchster Ebene. Firmenchef Dr. Hartmut Becker zieht sich aus dem operativen Geschäft zurück. Dr. Jens Emmer hat den Verlag überraschend verlassen.

„Kontinuität durch Wandel“, lautet die offizielle Lesart: Nach dem Tod von Verlagsgründer Rolf Becker im vergangenen Jahr wandele man sich zum „Familienunternehmen mit Fremdmanagement“. In den Zeiten eines andauernden Umbruchs in der Medienbranche bleibe man so in der Lage, „durch zukunftsorientiertes, dynamisches Management erfolgreich zu sein“. Dieser Schritt sei lange geplant gewesen und werde nun einfach etwas früher als geplant vollzogen. Die „Neuorientierung“ von Emmer sei im Gesamtkontext zu sehen.

Bislang kümmert sich Becker als Herausgeber um alle redaktionellen Belange. Emmer war in der Geschäftsführung für alle pharmazeutischen und wirtschaftlichen Themen verantwortlich; Roger Schwarz leitet seit 2013 die Bereiche Verlags-IT, Online und Herstellung.

Emmer ist von Hause aus Apotheker und war bereits seit 1999 im Unternehmen. Der 46-Jährige ist der Sohn eines ehemaligen Vertriebsmitarbeiters und war ein enger Vertrauter des Seniorchefs. Mit dessen Sohn soll das Verhältnis dagegen nicht das Beste gewesen sein. Um Emmer einen Gesichtsverlust zu ersparen, soll Becker seinen Ausstieg auf den 7. Juli, seinen 67. Geburtstag, vorverlegt haben.

Jetzt wird ein neuer Verlagschef gesucht, der zugleich den kaufmännischen Bereich übernehmen soll. Emmers Aufgaben hat kommissarisch Schwarz übernommen, Beckers Ressort übernimmt ad interim Dr. Dennis Ballwieser. Der 35-Jährige hatte bis 2009 in München Medizin studiert und nebenher an der Journalistenschule eine Redakteursausbildung absolviert. Zuletzt war er unter anderem für Spiegel Online, Süddeutsche Zeitung, Stern und den Wort & Bild Verlag tätig, zumeist als freier Mitarbeiter. In Baierbrunn hat er seit Februar 2014 den Posten eines „Verlagskoordinators“.

Becker hatte den Verlag seit dem Abschied seines Vaters aus dem operativen Geschäft im Jahr 2007 alleine geleitet. Weitere Gesellschafter sind Nina Gühring, die bereits in der Marketingabteilung des Verlags gearbeitet hat, und Dr. Marc Becker, der als Laborarzt in einer Gemeinschaftspraxis in München tätig ist. Beide sind die Kinder von Dr. Thorsten Becker; der zweite Sohn des Firmengründers verstarb ebenfalls im vergangenen Jahr überraschend im Alter von 69 Jahren.

In der Verlagsdirektion sind Harald Pohl und Dr. Florian Schmidt-Wudy für den juristischen Bereich zuständig, Brigitta Hackmann leitet den Anzeigenverkauf. Vertrieb und Logistik sind bei Hans Endres angesiedelt, Verkaufsleiter ist Markus Allenstein. Die Werbung des Verlags betreut Ansgar Deelmann, um Herstellung/Einkauf/EBV kümmert sich Christian Kitzmüller.

1956 zum ersten Mal in einer Auflage von 50.000 Exemplaren erschienen, hat die Umschau in ihrer Geschichte ungefähr alle zehn Jahre ihre Auflage verdoppelt. Aktuell werden pro Monat rund 9,6 Millionen Exemplare in den Apotheken verteilt; vor vier Jahren hatte der Verlag kurzzeitig sogar die Marke von 10 Millionen Heften übersprungen. Seitdem hat sich Zahl stabilisiert: Rein rechnerisch kauft jede Apotheke dem Verlag knapp 230 Exemplare pro Ausgabe ab. Dazu kommen noch einmal knapp 250 Hefte von „Diabetes Ratgeber“ und „Senioren Ratgeber“ sowie „Baby und Familie“ und „medizini“ pro Monat.

Der Verlag beschäftigt rund 230 Mitarbeiter und erwirtschaftet Erlöse von rund 140 Millionen Euro, von denen schätzungsweise ein Drittel auf Anzeigenerlöse und zwei Drittel auf Abonnements entfallen.

Inhaltlich ist der Verlag bereits dabei, sich fit für die Zukunft machen. Dazu gehören neue digitale Formate, an denen sich die Macher der Apotheken Umschau in den vergangenen Jahren ohne größeren Erfolg versucht hatten. Bei der Expopharm in München hatte der Verlag eine iPad-App vorgestellt, dieauf den Namen der jeweiligen Apotheke läuft und erstmals auch einen redaktionellen Bereich enthält.

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