Sanofi will OTC-Sparte verkaufen

Thomapyrin, Mucosolvan & Co.: Zukunft ungewiss

, , Uhr
Berlin -

Der französische Pharmakonzern Sanofi stellt sein OTC-Geschäft offenbar auf den Prüfstand. Noch sei keine Entscheidung über die Sparte für rezeptfreie Medikamente gefallen, doch das Management führe derzeit Gespräche mit Beratern, um die Reaktion der Aktionäre abzuschätzen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg mit Verweis auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.

Zu den möglichen Optionen dürften auch eine Abspaltung sowie eine Fusion gehören, hieß es weiter. Diesen Weg waren in der Vergangenheit bereits andere Wettbewerber gegangen, gerade sind GlaxoSmithKline (GSK) und Pfizer dabei. Sanofi könne sich dadurch besser auf derzeitige Wachstumsmärkte wie die Onkologie konzentrieren. Andererseits könne ein Festhalten an der Sparte helfen, die Umsätze vor dem Hintergrund des hohen Preiswettbewerbs stabil zu halten. Im dritten Quartal lagen die Erlöse des Konzerns mit 9,5 Milliarden Euro nur knapp im Plus.

Bloomberg bezifferte den Wert der auf dem Prüfstand stehenden Sparte auf 30 Milliarden US-Dollar (27 Milliarden Euro). Noch gebe es keine Entscheidungen, hieß es weiter. Der neue Konzernchef Paul Hudson will seine Investoren am 10. Dezember im Zuge eines Strategieupdates über das weitere Vorgehen informieren.

Die Sparte geht zu einem großen Teil auf das traditionsreiche OTC-Geschäft von Boehringer Ingelheim zurück, das 2016 im Rahmen eines Spartentauschs an Sanofi gegangen war. Der französische Konzern hatte im Gegenzug seine Veterinärsparte Merial abgegeben. Diese wurde mit 11,4 Milliarden Euro bewertet, Boehringers OTC-Geschäft und die ebenfalls zum Deal gehörende Thomae-Akademie mit 6,7 Milliarden Euro. Die Differenz von 4,7 Milliarden Euro zahlte Boehringer in bar – was wiederum die Kassen von Sanofi für weitere Zukäufe füllte.

Sanofi ist mit einem Anteil von rund 4 Prozent die Nummer 3 im weltweiten OTC-Markt hinter Bayer und GSK/Pfizer und vor Johnson & Johnson und Reckitt Benckiser. Boehringer brachte Erlöse von rund 1,5 Milliarden Euro im OTC-Bereich mit, Sanofi kam vor der Fusion auf 3,4 Milliarden Euro. In Europa, Asien und Lateinamerika konnte der Konzern mit dem Tausch seinen Umsatz deutlich ausbauen und in Deutschland und Japan weiße Flecken schließen.

Hierzulande ist Sanofi mit einem Umsatz von 360 Millionen Euro (AVP) laut Insight Health die Nummer 4 unter den OTC-Herstellern. Allerdings trat das Geschäft zuletzt auf der Stelle, während der Markt um 3 Prozent zulegte. Weitere bekannte Marken neben Thomapyrin, Mucosolvan und Dulcolax sind Buscopan, Laxoberal und Ibuflam. Zuletzt hatte der Konzern die Marken Boxagrippal und Heumann-Tee an Angelini verkauft.

Auch personell gab es nach Ablauf der vereinbarten Friedenfrist mehrere Veränderungen: Deutschlandchef ist seit Mitte August Sven Langeneckert; er trat die Nachfolge von Patricia Alison Hartley an, die Ende 2018 ausgeschieden war. Vertriebsleiter ist Torsten Knor, er hatte den Posten im vergangenen Herbst von Jean Bouvain übernommen, der mittlerweile Marketingleiter bei Klosterfrau ist. Marketingleiterin ist Géraldine Rey; sie kam für Dr. Thomas Went, der Anfang 2018 zurück zu Boehringer gewechselt war. Joss Hertle kam ebenfalls im Oktober 2018 als Leiter Digital Business Transformation an Bord.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Neuere Artikel zum Thema
Mehr zum Thema
Mehr aus Ressort
Angeschlagene Versender
Greift Redcare nach DocMorris?
Umsatzanteil wächst weiter
Phagro: Mehr als 40 Prozent Hochpreiser

APOTHEKE ADHOC Debatte