Tarifeinigung

Mehr Geld für Großhandelsmitarbeiter

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Korntal-Münchingen -

Der Poststreik läuft auf Hochtouren, im Einzelhandel erhöht Verdi mit Warnstreiks den Druck. Eine Erfolgsmeldung gibt es hingegen aus dem Großhandel im Südwesten. Der Abschluss der Tarifgespräche dürfte für diesen Bereich bundesweite Signalwirkung haben – und könnte ein Ende von Streiks im Pharmagroßhandel sein.

Der Tarifstreit im baden-württembergischen Groß- und Außenhandel ist beendet. Die Gewerkschaft Verdi und die Arbeitgeber verständigten sich am Dienstagabend in Korntal-Münchingen darauf, die Löhne und Gehälter rückwirkend zum Juni 2015 um 2,7 Prozent anzuheben. Im April 2016 soll ein Plus von 2,0 Prozent folgen. Der Vertrag gilt bis Ende März 2017. Hinzu kommt eine Einmalzahlung von 90 Euro im kommenden Jahr. Sowohl Verdi als auch die Arbeitgeber bestätigten die Einigung. Sie ist die erste bundesweit in dem Tarifstreit, daher wird ihr eine Signalwirkung zugeschrieben.

Im Südwesten fanden zähe Verhandlungen in vierter Runde ein Ende. Erst nach einem zwölfstündigen Verhandlungsmarathon gab es am Dienstag grünes Licht. „Das ist ein fairer Abschluss, bei dem beide Seiten an die Grenzen des Zumutbaren gegangen sind“, sagte Gerhard Schorr vom Genossenschaftlichen Arbeitgeberverband. „Beide Seiten mussten sich erheblich bewegen.“

Ursprünglich hatten die Arbeitgeber nur 2,0 Prozent im ersten Jahr beziehungsweise 1,5 Prozent Lohn- und Gehaltserhöhung im zweiten Jahr geboten, während Verdi ein Plus von 5,5 Prozent bei einer Laufzeit von nur einem Jahr gefordert hatte.

Verdi-Sprecher Wolfgang Krüger zeigte sich trotz der Abstriche zufrieden: „Es ist ein guter Abschluss, wir konnten für die Beschäftigten deutliche Reallohnsteigerungen durchsetzen.“ Im Groß- und Außenhandel im Südwesten arbeiten etwa 175.000 Menschen. Zu dem Handelsbereich zählen neben den Pharmagroßhändlern die Großmärkte von Edeka und Metro.

Auch in anderen Bundesländern laufen derzeit Verhandlungen im Bereich Groß- und Außenhandel. Die dort geltenden Tarifverträge endeten im Frühjahr. Die Forderungen von Verdi unterscheiden sich in den einzelnen Bundesländern, zum Teil wird eine 5,5-prozentige Erhöhung der Gehälter gefordert, in anderen Fällen mindestens 140 Euro. Von solchen pauschalen Erhöhung sollen vor allem die niedrigeren Einkommensgruppen profitieren.

Zahlreiche Großhändler waren von Streiks betroffen, in der vergangenen Woche etwa die Niederlassung von Alliance Healthcare in Ludwigshafen und die Phoenix-Niederlassung in Mannheim. Es war nicht der erste Streik, den Alliance stemmen muss: Unlängst wurde die Niederlassung in Frankfurt bestreikt, ebenso der Standort im sächsischen Meerane.

Von Streiks war Anfang Juni auch die Sanacorp-Niederlassung in Hannover betroffen. Zuvor hatte es Ende Mai in Nordrhein-Westfalen Warnstreiks im Pharmagroßhandel gegeben: Phoenix in Bielefeld, Herne und Köln, Alliance in Köln und die Sanacorp in Düsseldorf waren betroffen. Ursprünglich sollten die Streiks den ganzen Tag dauern, doch laut Verdi lief der Betrieb ab 10 Uhr wieder normal.

Davor hatte es 2013 Streiks im Großhandel gegeben. Angestellte und Arbeitgeber einigten sich dann auf 3 Prozent mehr sofort und weitere 2,1 Prozent ab 2014.

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