Generikakonzerne

Stada: Konzernchef vor dem Rauswurf?

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Berlin -

Der Vorstandschef des Generikakonzerns Stada, Dr. Matthias Wiedenfels, steht einem Bericht zufolge womöglich vor der Ablösung. Der Aufsichtsrat erwäge dies und komme am Morgen zusammen, um über einen Nachfolger zu beraten, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Dienstag unter Berufung auf mit der Situation vertraute Personen. Wiedenfels wurde zu der Sitzung ebenfalls eingeladen. Stada wollte dies nicht kommentieren.

Für Wiedenfels war das Scheitern der Übernahme durch Finanzinvestoren eine herbe Niederlage. Er hatte sich massiv für den Deal eingesetzt und ein hervorragendes Angebot ausgehandelt, wie er fand. Doch bereits im ersten Anlauf mussten Bain und Cinven die Annahmequote von 75 auf 67,5 Prozent senken und die Frist verlängern, weil nicht genug Stada-Aktionäre ihre Papiere angedient hatten. Trotzdem fehlten am Ende 2 Prozentpunkte, um den Deal über die Bühne zu bekommen. Obwohl sich Hedgefonds eingekauft hatten, um Kasse zu machen, waren auch viele Kleinanleger mit dem Verkauf nicht einverstanden. Die Kampagne, die sie überzeugen sollte, verpuffte.

„Wir respektieren das knappe Votum unserer Aktionärinnen und Aktionäre und verstehen es als Auftrag, unsere erfolgreiche Wachstumsstrategie weiter voranzutreiben“, sagte Wiedenfels, nachdem der Deal geplatzt war. „Wir betrachten diese Entscheidung aber auch als Vertrauensbeweis in die Leistungsfähigkeit von Stada, die unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor allem in den vergangenen Monaten eindrucksvoll unter Beweis gestellt haben.“

Wiedenfels hatte – gemeinsam mit Finanzchef Helmut Kraft – nach dem Rauswurf des langjährigen Konzernchefs Hartmut Retzlaff kommissarisch die Leitung übernommen. Der Jurist war erst wenige Jahre zuvor von der Kanzlei Ashurst zu Stada gekommen und für den Bereich Zentrale Dienste verantwortlich. Wenn also jemand das System Retzlaff kannte und deckte, dann Wiedenfels. Dennoch konnte er die Investoren überzeugen, ihm die Leitung auch auf Dauer anzuvertrauen. Er räumte Fehler ein und versprach Veränderungen. Zahlreiche Spitzenmanager mussten gehen.

Zuletzt war bekannt geworden, dass die Finanzinvestoren einen neuen Anlauf prüfen und erwägen, bei der Finanzaufsicht (Bafin) einen Antrag auf Befreiung von der einjährigen Sperrfrist zur Abgabe einer erneuten Offerte zu stellen. Stada hatte zugesagt, eine Zustimmung zu dem Antrag zu prüfen.

Bain und Cinven könnten in den nächsten Tagen im Zusammenhang mit einem erneuten Angebot auf Stada zukommen – unabhängig davon, ob Wiedenfels ausgetauscht werde, so Bloomberg. Die Investoren sollen bereits mit ihren eigenen Kandidaten für den Vorstandsvorsitz gesprochen haben, hieß es.

Bain und Cinven waren erst vor wenigen Tagen mit dem ersten Gebot über 66 Euro je Aktie, das Stada inklusive Schulden mit etwas mehr als 5,3 Milliarden Euro bewertet hatte, knapp gescheitert. Das Investorenduo verfehlte die erforderliche Annahmequote von 67,5 Prozent allerdings nur um rund 2 Prozentpunkte, sodass schnell die Gerüchte über eine neue Offerte die Runde machten. Stada selbst, das bis zuletzt für die Übernahme geworben hatte, hatte sich Ende Juni offen dafür gezeigt.

Dabei könnte ein neues Angebot schon diese Woche kommen, wie die Financial Times berichtet. So sei eine Zustimmung von Stada und Bafin binnen 48 Stunden möglich. Dabei berichtet die Zeitung aus informierten Kreisen, dass der Preis bei 66 Euro je Aktie bleibe, die Mindestannahmeschwelle aber auf 65 Prozent oder weniger gesenkt werden könnte. Zudem wäre eine verkürzte Andienungsfrist möglich.

Laut dem Bericht sollen die Investoren im Gespräch mit Hedgefonds sein, die Bain und Cinven ihre Stada-Aktien nicht angedient hatten. Cinven und Stada wollten dies nicht kommentieren. Bain war für eine Stellungnahme zunächst nicht erreichbar.

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