Selbsttests waren für die Belegschaft bestimmt

Medice-Chef erklärt Netto-Angebot

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Berlin -

Die Antigen-Schnelltests von Medice werden bei Netto für 2,99 Euro pro Stück angeboten. Nicht viele Apotheken können bei dem Preis mithalten. Der Verkauf über den Discounter sorgt deshalb mitunter für Unverständnis. Geschäftsführer Dr. Richard Ammer erklärt, wieso der Discounter die apothekenexklusiven Laientests verkauft und warum der Pharmagroßhandel noch Medicovid anbietet.

Der Medice-Selbsttests verlor seine Sonderzulassung als Laientest Mitte September. Das Familienunternehmen hatte nach langem Warten die Sonderzulassung für den Test zur Eigenanwendung durch Laien im März erhalten. „Retailer“ seien nie direkt beliefert worden, sagt Ammer. Nach Bekanntwerden des Netto-Angebots hätten sich vereinzelt Apotheker:innen in beim Familienunternehmen in Iserlohn gemeldet. Insgesamt gehe es um eine Menge von 500.000 Stück. Die Ware sei wegen des Endes der Sonderzulassung an einen Zwischenhändler verkauft worden. Dieser habe mitgeteilt, Schnelltests für Einzelhändler zum Eigenbedarf zu benötigen.

Medice habe sich veranlasst gesehen, die Lager zu räumen. Denn der Hersteller durfte die eigenen Tests nach Ablauf der Sonderzulassung nicht mehr selber auf den Markt bringen. Insgesamt ging es um eine Menge von 2,8 Millionen Stück. Da überlege man schon, ob man „wegen Formalia nun zehn Millionen Euro abschreiben“ müsse, so Ammer. „Wir mussten mit Hochdruck unser Lager abbauen, weil die Sonderzulassungen nicht verlängert worden sind, obwohl dies als reine Formsache vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) artikuliert war.“ Da die European Article Number auf „unserem Test für die Retailer nicht geeignet schien, erstaunt es umso mehr, dass die Tests nun auch im Verkauf gelandet sind.“

Wegschmeißen wollte man die Laientests in Iserlohn nicht, da sie noch verkehrsfähig seien. Zudem habe das BfArM zugesichert, dass Kunden, mit denen Rahmenvereinbarungen bestehen, die Tests weiter vom Hersteller erhalten können. Dazu zählen etwa Pharmagroßhändler, Krankenhäuser oder Krankenkassen. Deshalb können Apotheken Medicovid auch weiterhin bestellen. Die Verunsicherung, die das Angebot bei Netto ausgelöst habe, sei nicht beabsichtigt gewesen, so Ammer. „Ich bedaure auch, dass die Politik es versäumt hat, die Tests vom Arzt (bis März 2021) in die Apotheke zu verlagern, mit Beratung zur richtigen Anwendung, sondern es zuließ, dass die Selbsttests (seit April 2021) direkt beim Retailer gelandet sind.“

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