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Berlin -

Der Logistikmarkt in Deutschland ist hart umkämpft. Das hat auch die Österreichische Post zu spüren bekommen. In nicht einmal zehn Jahren wurde bei Trans-o-flex ein höherer dreistelliger Millionenbetrag verbrannt – jetzt stößt der Konzern die problembehaftete Tochter ab. Der Verkauf könnte auch für den Großhändler AEP Folgen haben.

Auf dem ersten Blick wirkt Trans-o-flex gesund. In Apotheken sind die Fahrer mit den schwarz-orangenen Uniformen fast täglich präsent. Die meisten Hersteller wickeln ihr Direktgeschäft über das Unternehmen ab, das seit jeher für B2B-Transporte steht. Im Pharmabereich kommt Trans-o-flex auf einen Marktanteil von 70 Prozent; branchenübergreifend sind es dagegen weniger als 5 Prozent.

Doch so richtig glücklich war in den vergangenen zehn Jahren keiner der Eigentümer. Denn das Unternehmen brachte kein Geld, sondern verschlang es. Verständlich, denn wo Konzerne wie DHL, UPS und TNT in den Markt drängen, weht schnell ein eiskalter Wind. Dass Trans-o-flex seine Position behaupten konnte, mag dem besonderen Leistungsniveau geschuldet sein – oder eben teuer erkauft.

Im vergangenen Jahr zogen neue dunkle Wolken auf: Die Stada übertrug ihre Logistik komplett an DHL und brachte die Post-Tochter damit ins Geschäft. FedEx wiederum kaufte TNT Express – beide Logistiker hatten schon zuvor ein Auge auf den Pharmamarkt geworfen. Vorteil der Multis: Sie können Aufträge gleich auf globaler Ebene abwickeln.

Und AEP? Ein Verkauf soll nicht zur Diskussion gestanden haben respektive kein Interesse seitens der Käufer vorhanden gewesen sein. So wollen auch die Österreicher an ihrem Anteil festhalten. Entweder glaubt Konzernchef Dr. Georg Pölzl nach wie vor an das Projekt, das bereits eine halbe Milliarde Euro Umsatz erwirtschaften und nach zwei verlustreichen Jahren 2015 erstmals in die Nähe der schwarzen Null gekommen sein soll. Oder er hatte keine andere Wahl.

Firmengründer Professor Dr. Nikolaus Fuchs kann sich nach eigenem Bekunden keinen besseren Partner bei Trans-o-flex vorstellen. Immerhin will der neue starke Eigentümer die Fokussierung auf den Arzneimittelbereich vorantreiben. Verwiesen wird auf langjährige Verträge.

Die neuen Strippenzieher bringen langjährige Erfahrung und vermutlich genügend Kapital mit, um Trans-o-flex wieder aufzupäppeln. Beides lässt auch AEP offensichtlich durchatmen, da dadurch die Basis des eigenen Geschäftsmodells gesichert ist. Nicht auszudenken, wenn ein neuer Eigentümer eine andere Sparte im Fokus gehabt hätte. Und: Die Sanierung ist dem neuen Inhaber bereits einmal gelungen. Die neue Verwandtschaft zum bayerischen Logistiker Loxxess könnte dabei behilflich sein.

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