Pharmalogistiker

Investor übernimmt Trans-o-flex

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Berlin -

Trans-o-flex ist Branchenprimus in der Pharmalogistik, doch auch Marktführer sind vor Problemen nicht gefeit. Die Österreichische Post zieht jetzt die Reißleine und verkauft die Tochterfirma an einen strategischen Investor aus Deutschland. Der neue Eigentümer und der Verkaufspreis wurden bislang nicht bekannt gegeben. An der Beteiligung beim Großhändler AEP will die Post festhalten.

Trans-o-flex sei seit einigen Jahren „stark vom schwierigen Marktumfeld am wettbewerbsintensiven deutschen Paket- und Logistikmarkt gefordert“, schreibt die Post. Dazu kommen interne Probleme, die den Mutterkonzern immer wieder zu Abschreibungen gezwungen haben. Ende vergangenen Jahres wurden noch einmal 126 Millionen Euro aus den Büchern genommen. Materielle Werte und Firmenwert wurden damit auf Null gesetzt.

Das Unternehmen kommt im Pharmabereich auf einen Marktanteil von 70 Prozent, doch große Logistikkonzerne wie DHL und TNT drängen ins Geschäft. Mit der auf temperaturkontrollierte Transporte spezialisierten Tochterfirma Thermomed legte Trans-o-flex einen holprigen Start hin. Parallel gab es Probleme mit einigen Systempartnern. Auch Medikamentendiebstähle belasteten das Image. Zuletzt hatte es mehrere Wechsel in der Geschäftsführung gegeben: Frank Iden, ehemaliger Chef von Hermes, hat als Nachfolger von Max Moser den Vorsitz übernommen. Weitere Geschäftsführer sind Christian Knoblich (Marketing/Vertrieb), Stefan Gerber (Thermomed) und Michael Stadlmann (Finanzen).

Im Schnelllieferdienst kommt das Unternehmen pro Jahr auf rund 50 Millionen Sendungen, zuzüglich der Sendungen von Thermomed. Der Umsatz lag zuletzt bei rund 500 Millionen Euro; Wachstum gibt es seit einigen Jahren nicht. Unter dem Strich standen immer hohe Millionenverluste. Das Hauptgeschäft entfällt mit 50 Prozent auf Lieferungen im Pharmabereich. Das Unternehmen beliefert Apotheken auch direkt für Hersteller. Weitere Kerngeschäfte sind die Bereiche Beauty und Consumer Electronics.

Den Betrieb der 40 Niederlassungen und Umschlagszentren im Schnelllieferdienst hatte Trans-o-flex 2003 an Subunternehmer übertragen, die wiederum selbstständige Fahrer haben. Heute werden noch 28 Häuser durch Systempartner betrieben. Eigene Standorte hat Trans-o-flex mit Firmenzentrale und Lager in Weinheim und Alzenau. Auch die beiden Thermomed-Hubs in Kassel sowie die Lager in Kerpen und Frechen bei Köln, Heidelberg, Hamburg und Roth bei Nürnberg gehören zum Unternehmen. Trans-o-flex hat 1320 Angestellte; weitere 4800 Mitarbeiter beschäftigen die Systempartner.

Der neue Eigentümer werde den eingeschlagenen Weg und die Fokussierung auf das Kerngeschäft fortsetzen, so der Sprecher. Die Wettbewerbsbehörden müssen dem Verkauf noch zustimmen. Die Identität des Käufers soll im Laufe des Tages bekannt gemacht werden.

Die Österreichische Post war seit 2008 alleiniger Inhaber von Trans-o-flex. „Mit der eingeschlagenen Lösung haben wir eine klare Entscheidung getroffen, die auch eine positive Entwicklungsperspektive für die Trans-o-flex darstellt“, sagte Konzernchef Dr. Georg Pölzl. Bereits seit 2015 wurden in einem Evaluierungsprozess die strategischen Optionen geprüft.

An AEP werde die Österreichische Post weiter festhalten, sagt ein Sprecher. Das Geschäft mit dem Großhändler laufe gut. Insgesamt hat der Konzern einen Umsatz von 2,4 Milliarden Euro erwirtschaftet (plus 2 Prozent). Das operative Ergebnis wuchs um 3 Prozent auf rund 198 Millionen Euro.

Bei AEP ist die Österreichische Post mit 45 Prozent Mehrheitsanteilseigner. Pölzl zählt wie Professor Dr. Nikolaus Fuchs zu den Gründungsgesellschaftern des Großhändlers. Ebenso Dr. Martin Bartenstein, Pharmaunternehmer und Ex-Minister, der 25 Prozent hält. Fuchs selbst ist mit zwei Kapitalgesellschaften zu 10 Prozent beteiligt, ebenso wie Dr. Andreas Eckert von Eckert & Ziegler Strahlen- und Medizintechnik.

Auch bei AEP weiß man noch nicht, an wen Trans-o-flex verkauft wurde. Der Großhändler sieht sich aber aufgrund langfristiger Verträge von dem Deal auch nicht unmittelbar betroffen. Die Übernahme könne für AEP sogar eher positiv sein, weil ein strategischer Investor vermutlich die Pharmakompetenz ausbauen werde. An den Eigentumsverhältnissen bei AEP ändert sich nichts. Die Österreichische Post sehe den Großhändler als strategisches Investment und sei damit sehr zufrieden, heißt es bei AEP.

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