Homeoffice statt Face-to-Face

Außendienst: Potenzielle Infektionsquelle?

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Berlin -

Nicht nur die Apothekenmitarbeiter sind täglich mit zahlreichen Menschen in Kontakt, auch die Außendienstmitarbeiter der Hersteller wandern von Apotheke zu Apotheke. Die Sorge über eine potenzielle Ansteckung oder mögliche Risiken ist daher groß. Viele Unternehmen haben bereits geeignete Maßnahmen getroffen.

Bis zu zehn Apotheken täglich stehen auf dem Plan – man habe also ein erhöhtes Kontakt- und auch Verbreitungsrisiko, erklärt ein Außendienstmitarbeiter, der gerne anonym bleiben möchte. In seinem Unternehmen habe man lediglich das Versprechen erhalten, Handdesinfektionsmittel bereitgestellt zu bekommen – passiert sei jedoch bisher nichts. „Wir haben allgemein bekannte Verhaltenshinweise bekommen, wie Abstandhalten, Händewaschen und so weiter – das was man überall liest.“ Er selbst sei sehr vorsichtig, gehe nicht zu nahe an das Apothekenpersonal heran und versuche nichts anzufassen. „Ist schwierig, aber was soll man machen.“ Zudem sei das Apothekenpersonal derzeit aufgrund der Situation sehr gestresst und habe wegen Überlastung ohnehin nicht wirklich viel Zeit – etliche Apotheken würden Besuche im Moment sogar absagen.

Es sei eine „hochkritische Gefahrenlage für Außendienstmitarbeiter, die Apotheken besuchen“ – und dadurch auch für das gesamte Apothekenpersonal und deren Kunden. Die Außendienstarbeiter würden selbst zurAusbreitungsgefahr werden: „Es besteht die Gefahr, dass Außendienstmitarbeiter das Virus von Apotheke zu Apotheke verbreiten können und dadurch die Versorgung durch die Apotheken nicht mehr gewährleistet wäre“, erklärt der Mitarbeiter. „Wir sollen zwar jetzt Desinfektionsmittel bekommen, warten aber schon über eine Woche.“ Unter den Außendienst-Kollegen herrsche derzeit „viel Angst und Unsicherheit“, erklärt er. „Viele fragen sich, wann wir nur noch im Homeoffice arbeiten.“

Viele Hersteller haben daher bereits reagiert: Auf Anfrage erklärten sie, dass mittlerweile Vorsichtsmaßnahmen getroffen wurden: Bei Beiersdorf werde die sich kontinuierlich verändernde Situation sorgfältig und tagesaktuell bewertet: „Wir berücksichtigen dabei jeweils jüngste Entwicklungen in den Ländern und Regionen, in denen wir mit unseren Standorten und Mitarbeitern präsent sind“, erklärt eine Sprecherin. „Immer unter der Maxime: Die Sicherheit und Gesundheit unserer Mitarbeiter, Verbraucher und Partner hat oberste Priorität.“ Sowohl in den Büros als auch in den Produktionsstandorten wie auch für die Außendienstmitarbeiter seien rechtzeitig betriebliche Maßnahmen zur Risikominimierung ergriffen worden. „Dazu gehört unter anderem die Ausstattung mit Produkten zur Desinfektion.“ Bisher sei jedoch kein bestätigter Fall einer Covid-19-Infektion unter Beiersdorf-Mitarbeitern bekannt.

Auch Hexal und GlaxoSmithKline (GSK) haben entsprechend reagiert: Im Hause Hexal werden laut einer Sprecherin bis auf Weiteres „die Face-to-Face-Kontakte, wo es möglich ist, durch virtuelle Kontakte ersetzt“. GSK hat in den Produktionsstätten in China Schutzmasken, Thermometer, Desinfektionsmittel und Notfallausrüstung verteilt, die bei Bedarf eingesetzt werden können. „Unsere Mitarbeiter in Deutschland können je nach Situation von zu Hause aus arbeiten“, erklärt eine Sprecherin. Bisher habe es auch bei GSK keine bestätigte Infektion gegeben.

Ratiopharm hatte in der vergangenen Woche den Außendienst eingestellt: „Wir werden vorübergehend Apotheken ausschließlich telefonisch durch unsere Außendienstmitarbeiter betreuen und keine persönlichen Besuche bei den Kunden durchführen“, erklärte ein Sprecher. „Zum einen wollen wir dadurch den Empfehlungen und Vorgaben der Regierung und Behörden nachkommen, die dazu dienen, die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen. Zum anderen ist es in der aktuellen Situation wichtig, dass sich das Fachpersonal in den Apotheken voll und ganz auf die Versorgung ihrer Patienten konzentrieren kann.“

Auch bei Stada hat man das weitere Vorgehen gerade im deutschen Führungsgremium diskutiert: „Es wurde besprochen, dass die Arztaußendienste nicht mehr unterwegs sind, den Apothekenreferenten ist es freigestellt, ob sie bereits vereinbarte Termine wahrnehmen“, so ein Sprecher. In jedem Fall müssten die Kollegen vorher nachfragen, ob es für den Apotheker passt, auch weil die gerade ja viel beschäftigt sind.“ Bei Hermes hat man dem Außendienst noch nicht kein Besuchsverbot erteilt. „Wir beobachten und bewerten die Situation täglich neu“, sagt Geschäftsführer Jörg Wieczorek. Pfizer hat derweil seine Mitarbeiter am Standort in Berlin ins Homeoffice geschickt. So trage man aktiv dazu bei, das Coronavirus einzudämmen und Mitarbeiter, Patienten, Ärzte und weitere Mitarbeiter im Gesundheitswesen bestmöglich zu schützen. Ab Montag werden entsprechende Regelungen für den Standort Berlin und den Pharmaaußendienst umgesetzt. „Die Arbeit wird von zuhause fortgesetzt und verstärkt digitale Kanäle genutzt. Diese Regelungen gelten vorerst für zwei Wochen.“

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