Konzerne

Alliance Boots „zieht“ in die Schweiz

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Der paneuropäische Pharmahandelskonzern Alliance Boots will den Sitz der Konzernholding von London in die Schweiz verlagern. Bereits im März wurden die Alliance Boots GmbH sowie die Alliance Boots Services GmbH mit Sitz in Zug gegründet. Während Konzernangaben zufolge der Umzug die Internationalität des Unternehmens unterstreichen soll, suchen manche Beobachter die Gründe in der Steuer- und Unternehmensarchitektur.

Man habe beschlossen, die übergeordnete Verwaltung in die Schweiz zu verlagern, um so die Position des Konzerns als einer der führenden internationalen Apothekenbetreiber und Pharmahändler weiter ausbauen zu können, sagte eine Unternehmenssprecherin gegenüber APOTHEKE ADHOC. Vor diesem Hintergrund sei auch die künftige Nachbarschaft zu den weltweit führenden Pharmakonzernen mit ausschlaggebend gewesen. Tatsächlich haben in den vergangenen Jahren neben den schweizerischen Traditionsunternehmen auch internationale Gesundheitskonzerne wie Nycomed ihre Zelte in der Schweiz aufgeschlagen.

Auf das Tagesgeschäft, auch das der Tochterunternehmen, habe der „Umzug“ jedoch keinerlei Einfluss. So werde das operative Geschäft nach wie vor in der Firmenzentrale im britischen Nottingham geleitet. Lediglich die Treffen der Aufsichtsgremien finden demnach künftig in den Alpen statt.

Doch auch finanzielle und verwaltungsrechtliche Erwägungen könnten für den Standortwechsel den Ausschlag gegeben haben: So dürfte die schweizerische Neugründung ausschließlich eine bislang in London geführte Holdingstruktur ersetzen. Das eigentliche Joint-Venture von Firmenpatriarch Stefano Pessina und der Investgruppe Kohlberg, Kravis, Roberts & Co. (KKR) bleibt nach wie vor in Gibraltar angesiedelt.

Pessina, als Privatperson in Monaco zu Hause, und seine US-Partner verwalten ihre Beteiligungsunternehmen ohnehin in verschiedenen Steuerparadiesen weltweit: Außer in Luxemburg und Kanada finden sich die Invest-Vehikel der beiden Firmeneigner an exotischen Orten wie den Cayman-Inseln oder Guernsey.

Bei soviel unternehmerischer Cleverness bleibt für die Schwierigkeiten der tradierten Finanzkreise wenig Empathie: Die Verluste, die verschiedene Kreditinstitute im Zuge der Bankenkrise bei der Finanzierung der Übernahme des Konzerns durch Pessina und KKR eingefahren hatten, seien bedauerlich, hätten ihn aber nicht um den Schlaf gebracht, sagte Pessina vor wenigen Tagen der Financial Times.

Acht verschiedene Banken, darunter die Deutsche Bank, hatte kurz vor der Kreditkrise neun der ingesamt elf Milliarden Britischen Pfund für die Übernahme vorgestreckt. Die ersten Häuser haben nach heftigen Debatten untereinander in den vergangenen Wochen damit begonnen, ihre Außenstände zu 91 Prozent des ursprünglichen Wertes an Finanzinvestoren zu verkaufen.

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