Eine abgedrehte Heizung und Sandhaufen vor der Rosen-Apotheke im schleswig-holsteinischen Nahe: Kürzlich gipfelte ein Disput zwischen Inhaber Arsalan Hidary und seiner Vorgängerin und Vermieterin vor dem Amtsgericht Bad Segeberg. Hidary bekam Recht, der Sand ist mittlerweile passé – trotzdem hätte er sich einen anderen Ausgang der Sache gewünscht.
Hidary übernahm die einzige Apotheke im Ort offiziell im Mai 2024 – den Betrieb konnte er allerdings erst am 2. Juli aufnehmen. „Ich konnte die Apotheke nicht betreten, weil die Vermieterin mir den Zugang verweigerte.“ Obwohl die Räume unzugänglich waren, zahlte er die volle Miete. „Ich habe im Monat Juni die Miete schon bezahlt, denn das war ihre Voraussetzung – aber ich durfte nicht in die Apotheke reingehen.“
Von Anfang an gab es Konflikte – unter anderem wegen der Heizung. „Sie drohte mir, wenn sie den Schlüssel von der Nachtschleuse nicht sofort wiederbekomme, würde sie die Heizung nicht anstellen.“ Er berichtet, die Vermieterin habe ihm mitgeteilt: „Wenn ich das Thermostat nicht in Betrieb nehme, ist das mein Problem. Das habe ich alles schriftlich.“ Die Folge: kalte Arbeitsbedingungen. „Ich war andauernd krank, vor allem, wenn ich Notdienst hatte.“ Auch seine Kollegin sei durchgehend erkältet gewesen.
Ein weiteres Problem: Die Nachtschleuse blieb vorerst gesperrt – mit Flatterband. „Es steht da: Betreten verboten. Und das, obwohl es ein gemieteter Raum ist.“ Die Lieferanten hätten große Mühe, unter diesen Bedingungen zuzustellen. Dennoch zahlte er fünf Monate lang die volle Miete, „um den Betrieb aufrechtzuerhalten“.
Ein weiterer Streitpunkt war die Bewertung des Warenlagers. Die ehemalige Inhaberin bestand auf 120.000 Euro. „Die Bewertung ergab knapp 94.000 Euro“, wie ein unabhängiger Gutachter feststellte. Auch über Fahrzeuge und Zubehör aus dem Kaufvertrag gab es Streit, ebenso über Rückzahlungen. „Sie wollte mir den Botendienstwagen, der mir laut Vertrag gehört, für 200 Euro im Monat vermieten“, sagt er. Letztlich musste er 2100 Euro beim Anwalt hinterlegen, um den Fahrzeugbrief zu erhalten.
Im Frühjahr 2025 eskalierte der Konflikt erneut. „Am 16. April hat sie einfach einen Sandhaufen auf den Parkplatz gekippt.“ Am 1. Mai kam es zur nächsten Blockade: „Sie kam mit ihrem Sohn und einem Angestellten und blockierte auch noch das Notdienstfenster.“ Am Folgetag, dem 2. Mai, hatte Hidary dann tatsächlich Notdienst. „Ich habe innerlich gezittert. Ich dachte: Oh mein Gott, das wird gesperrt.“
Neben den baulichen und juristischen Auseinandersetzungen belastete Hidary besonders der Umgang der Vermieterin mit seinem Personal. „Sie ist einfach reingekommen und hat meine Kollegin – die 80 Kilometer zu mir fährt – gefragt, warum sie gerade Pause macht. Und ob sie zum Kaffee trinken hier sei.“ Er habe ihr schließlich deutlich sagen müssen, dass sie sich nicht in seine Mitarbeiterführung einzumischen habe – und er jetzt die Apotheke leite.
Die Mitarbeitenden seien ihm sehr wichtig. „Ich frühstücke mit meinen Kollegen. Wenn jemand krank ist, sage ich: Bitte geh nach Hause. Deine Gesundheit geht vor.“ Der Zusammenhalt sei groß, trotz der Umstände. „Eine Kollegin fährt 80 Kilometer, eine andere 100 Kilometer – und sie machen das für uns, für die Apotheke, für die Menschen hier.“
Trotz alledem denkt Hidary nicht ans Aufgeben. „Es geht mir vor allem um die Menschen und um meine Angestellten.“ Die Kundschaft gebe ihm Kraft. „Viele Kunden sagen mir, dass ich nicht aufgeben soll.“ Einige hätten ihn auch vor Gericht begleitet. Die Haltung des Apothekers ist klar: „Ich gebe nicht auf. Wenn das Gericht sagt, ich muss etwas nachzahlen, dann tue ich das natürlich. Aber ich lasse mich nicht erpressen.“
Der Fall landete schließlich vor dem Amtsgericht Bad Segeberg – und Hidary bekam recht. „Ich habe erwartet, dass das Urteil zu meinen Gunsten ausgeht, was mich natürlich freut“, bekundet der Apotheker. Dennoch finde er es „sehr schade, dass wir überhaupt vor Gericht ziehen und kämpfen müssen, nur um zu unserem Recht zu kommen“. Er hätte sich einen anderen Umgang mit der Situation gewünscht: „Es wäre viel schöner gewesen, wenn meine Vermieterin – die ja auch meine Kollegin ist – die Bereitschaft gehabt hätte, unsere Konflikte direkt und mit mir gemeinsam zu lösen.“
Die Sandberge hat sie mittlerweile entfernt.