Österreich

Ärzte wollen Schnelltests in Apotheken verbieten

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Berlin -

In Österreich bieten die ersten Apotheken Antikörper-Schnelltests für Covid-19 an. In den Apotheken sei die Nachfrage groß – den selbst zu zahlenden Betrag erachten die Kunden als gerechtfertigt. Die Ärztekammer möchte die Testungen in den Apotheken so schnell wie möglich unterbinden. Die Infektionsgefahr sei zu hoch – Diagnosestellung sei weiterhin eine rein ärztliche Tätigkeit.

Die Hersteller der IgM/IgG-Schnelltests stellen klar, dass diese Art der Tests rein rechtlich in die gleiche Kategorie zählen, wie Blutzuckertests. Apotheker und PTA dürfen dementsprechend solche Antikörpertests durchführen. Es gelten die gleichen Hygienemaßnahmen und Entsorgungsregeln wie beim Blutzuckermessen. In Österreich bieten Apotheken diese Testungen nun an – die Nachfrage ist groß. Erst vor wenigen Tagen startete die erste Wiener Apotheke mit der Durchführung – nach jedem Test erfolgt eine Auswertung mit Hinweis darauf, was der Test kann und was er nicht kann.

Ärzte wollen Durchführung in Apotheken verbieten

Für die Österreichische Ärztekammer steht fest: Solche Schnelltests mit Blutabnahme und Diagnosestellung sei eine rein ärztliche Tätigkeit. Die Kammer rät, das Vorgehen schnellstmöglich zu unterbinden, Patienten sollten die Testungen ausschließlich in Arztpraxen und Kliniken durchführen lassen. „Dass einige Apotheken aktuell Schnelltests auf Covid-19 anbieten, gehört sofort abgestellt“, appelliert Thomas Szekeres, Präsident der Österreichischen Ärztekammer. „Zum einen sind Blutabnahme und Diagnose eindeutig ärztliche Tätigkeiten, die unter den entsprechend vorgeschriebenen Hygienestandards durchgeführt werden müssen. Zum anderen bedeutet die – auch medial dokumentierte – Unsicherheit dieser Schnelltests ein unglaubliches Risiko, dass sich negativ getestete Personen in falscher Sicherheit wiegen.“

Die Ärztekammer hatte bereits allgemein vor kommerziellen Antikörper-Schnelltests gewarnt. Szekeres zufolge sind die Tests aufgrund ihrer Funktionsweise für die akute Diagnostik nicht geeignet und könnten zu falsch-negativen Ergebnissen führen. „Sowohl falsch positive als auch falsch negative Resultate bergen ein großes Risiko.“ Die Apotheker halten dagegen, dass die Aussagekraft und Zuverlässigkeit der Tests durchaus bekannt seien. Jeder Test hat Sensitivitäts- und Spezifitätswerte, die der Apotheker im Gespräch mitberücksichtigen müsste und erläutern könnte. „Die Zuständigen müssen diesen verantwortungslosen Praktiken dringend ein Ende setzen“, so Szekeres.

Unzuverlässige Tests in Deutschland

Die ersten verwendeten Schnelltests stehen nun in der Kritik: Die Zuverlässigkeit soll nicht ausreichend gewesen sein. So prüft das Land Sachsen-Anhalt derzeit zahlreiche Corona-Tests. Es besteht demnach die Gefahr, dass diese Tests keine zuverlässigen Ergebnisse geliefert haben. Betroffen seien 1675 Testsets, die vom Bund bereitgestellt wurden, bestätigte das Sozialministerium. Diese stehen im Verdacht, vor allem für Bakterien aber nicht für Viren geeignet zu sein. Das Landesamt für Verbraucherschutz untersuche nun, ob die Tests keine aussagekräftigen Ergebnisse lieferten, sagte Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD) am Donnerstag.

Wie viele dieser Tests bereits eingesetzt wurden, ist unklar. Es sei jedoch wahrscheinlich, dass Experten den Tests bereits ansehen könnten, dass diese vor allem für Bakterien gedacht seien, heißt es aus dem Sozialministerium. Wenn sich herausstelle, dass die Tests tatsächlich keine zuverlässigen Ergebnisse liefern, werden sie den Worten von Grimm-Benne zufolge an den Bund zurückgeschickt.

PCR-Test vs. Schnelltest

Der PCR-Test erkennt das Virus oder Virusteile an sich, ein Schnelltest erkennt im Blut vorhandene Antikörper. Der PCR-Test ist die momentan standardmäßig angewandte Diagnostik zum Nachweis einer Sars-CoV-2-Infektion. Er eignet sich optimal ab Tag 1 der Infektion bis zum Zeitpunkt der Symptomentstehung. PCR-Tests können auch in der frühen Erkrankungsphase als diagnostisches Mittel eingesetzt werden.

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