Boris Osmann expandiert. Der Apotheker aus Magdeburg übernimmt die Arnika-Apotheke in Leipzig. Weil beide Städte rund 150 Kilometer entfernt liegen, braucht es einen Brückenkopf in Halle.
Osmann betreibt in Magdeburg die Stern-Apotheke am Hasselbachplatz sowie die Maxxipharm-Apotheke in Stadtfeld. Seit einer Woche ist er auch in Leipzig aktiv: Am 23. Oktober feierte er die Wiedereröffnung der Arnika-Apotheke im Stadtteil Stötteritz; der Betrieb war Mitte vergangenen Jahres geschlossen worden. Die Landesdirektion Sachsen (LDS) hatte dem vorherigen Inhaber die Betriebserlaubnis entzogen, weil es allzu viele Unregelmäßigkeiten gegeben hatte. Ein Versuch, die Apotheke zu retten, scheiterte – die Aufsicht gab dem Inhaber keine weitere Chance.
Dagegen sah Osmann das Potenzial: Die Apotheke belieferte Praxen, aber auch Pflegeheime und Pflegedienste. Mit seiner Projektgesellschaft „Stötteritzer Eck“ hatte der vorherige Inhaber mehrere Ärztehäuser aufgebaut, die Bild-Zeitung nannte ihn einst „Ärztehaus-König“ von Leipzig. Osmann sprach mit den früheren Kundinnen und Kunden und ist zuversichtlich, dass er an die Arbeit seines Vorgängers anknüpfen kann. „Wir haben hier ein gepflegtes Wohngebiet, dazu Praxen im Umfeld sowie Pflegeheime und Pflegedienste, mit denen Geschäftsbeziehungen bestanden. Ich denke, es lohnt sich.“

Hinzu kommt, dass der Apotheker aus Magdeburg ein ähnliches Geschäftsmodell hat. Die Stern-Apotheke ist als Spezialversorger aktiv, versorgt ebenfalls Heime und Kliniken und hat sich als Impfstofflieferant einen Namen gemacht. Bis vor einigen war Osmann sogar mit einem eigenen Blisterzentrum aktiv. Dabei gab es seit jeher ein großes Einzugsgebiet, das zeitweise von Salzwedel bis Bitterfeld reichte. „Die Arnika-Apotheke ist eine gute Ergänzung“, sagt Osmann.
Damit er aber den Schritt nach Leipzig wagen konnte, brauchte er einen Brückenkopf. Denn Filialverbünde müssen laut Apothekengesetz (ApoG) innerhalb desselben Kreises oder derselben kreisfreien Stadt oder in einander benachbarten Kreisen oder kreisfreien Städten liegen. Hinzu kommen Distanzregelungen, die in der Rechtssprechung herausgearbeitet wurden: Mehr als 100 Kilometer und eine Fahrtzeit von 60 Minuten werden von den Behörden nicht akzeptiert.
Also kaufte Osmann in Halle die Rosen-Apotheke. Der Standort ist zentral gelegen, es handelt sich aber um einen kleinen Betrieb, wie Osmann selbst einräumt. Und so ist nun dieser Standort zur Hauptapotheke geworden; die Großversorger in Magdeburg und Leizpig sind nun die Filialbetriebe. „Apothekenrechtlich ging es nicht anders“, so der Apotheker. Durchgewunken wurde der strukturelle Umbau des Verbunds von der Behörde in Sachsen-Anhalt, die für ihn zuständig ist.
Gegenüber „Tag24“ sagte Osmann, er habe eine Affinität zum Stadtteil, da er hier bis 2004 von Magdeburg aus Heime versorgt habe. Den Kontakt hergestellt hatte demnach ein Apothekenberater. Das 16-köpfige Team bleibe das alte, der neue Filialleiter komme aus Bayern.
Dass er die Praxen und Heime zurückgewinnen kann, dürfte noch einen anderen Grund haben. Seinem Vorgänger sind dem Vernehmen nach die Ärztehäuser geblieben – nur die Apotheke musste er abgeben. Der Versuch, den Betrieb an eine Apothekerin zu übergeben, war zuvor gescheitert. Mit Osmann hat er nun einen Nachfolger gefunden, der sein Lebenswerk fortschreiben kann.
Tatsächlich weist die Arnika-Apotheke eine turbulente Geschichte auf. Im Februar 1997 hatte der Apotheker seinen Betrieb im Stadtteil Stötteritz eröffnet, über Jahre hinweg war er immer in Konflikt mit der Aufsicht geraten. Neunmal war er zwischen 2005 und 2022 kontrolliert worden, und so gut wie jedes Mal tauchten neue Probleme auf. Wegen verschiedener Verstöße wurden seit 2014 in sieben Fällen Bußgelder verhängt; hinzu kam 2019 ein Zwangsgeld, weil der Inhaber die Auflage ignoriert hatte, zur Gewährleistung des ordnungsgemäßen Betriebs einen Approbierten einzustellen.
Hinzu kamen ein Zwangsgeld, weil der Inhaber die Auflage ignoriert hatte, zur Gewährleistung des ordnungsgemäßen Betriebs einen Approbierten einzustellen, sowie zwei Verurteilungen – einmal wegen vorsätzlichen unerlaubten Inverkehrbringens gefälschter Arzneimittel und einmal wegen „Computerbetrugs“.
Zuletzt wurde der Apotheker im Juni wegen Betruges in 57 Fällen zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Es ging um Absprachen mit einem Arzt. Im Mai 2018 war der Betrieb von der Staatsanwaltschaft durchsucht worden.
