60 Prozent der Fälle mit familiärer Häufung

Lipödem: Besonderheiten der chronischen Wundversorgung

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Berlin -

Bei Lipödem-Patient:innen ist die Haut besonders empfindlich. Wunden können schmerzhaft sein und langsam heilen. In der Apotheke spielt die Beratung zur richtigen Wundversorgung, geeigneten Produkten und begleitenden Pflegemaßnahmen eine zentrale Rolle. Mit fachkundigem Blick und empathischem Gespräch leisten Apotheken einen wichtigen Beitrag zur Lebensqualität der Betroffenen.

Das Lipödem ist eine chronisch progrediente, häufig schmerzhafte Fettverteilungsstörung, die durch eine symmetrische Zunahme des subkutanen Fettgewebes gekennzeichnet ist – primär an den unteren Extremitäten und der Hüftregion, in einigen Fällen auch an den Oberarmen. Charakteristisch ist, dass Hände und Füße nicht betroffen sind. Typische Begleitsymptome sind Ödeme, Spannungsgefühl, Druckschmerz sowie eine erhöhte Neigung zur Hämatombildung.

Die Erkrankung betrifft nahezu ausschließlich Frauen und zeigt eine fortschreitende Ausprägung insbesondere in hormonellen Umstellungsphasen wie Pubertät, Schwangerschaft oder Menopause. Laut S1-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie wird in bis zu 60 Prozent der Fälle eine familiäre Häufung beobachtet.

Der klinische Verlauf wird in drei Stadien eingeteilt: Stadium I zeigt eine glatte Hautoberfläche mit feinknotiger Fettstruktur, Stadium II ist durch eine unregelmäßige Hautoberfläche und grobknotiges Gewebe geprägt, während Stadium III mit massiver Umfangsvermehrung, überhängenden Fettlappen und teils erheblichen Funktionseinschränkungen einhergeht.

Herausforderungen bei Lipödem

Auch wenn das Lipödem nicht direkt mit offenen Wunden einhergeht, können sekundäre Hautschäden – insbesondere bei fortgeschrittenem Stadium (oft in Kombination mit Adipositas oder Lymphödem) – auftreten. Die folgenden Faktoren erschweren dabei die Wundversorgung:

  • Empfindliche Haut: Die betroffenen Areale sind oft druckempfindlich und verletzlich. Bereits geringfügige Reibung oder kleinere Traumata können zu Hautschäden führen.
  • Schlechte Mikrozirkulation: Durch die vermehrte Fettgewebsansammlung ist die Durchblutung häufig eingeschränkt, was die Wundheilung verlangsamt.
  • Feuchtigkeitsstau: Besonders in Hautfalten (zum Beispiel an den Oberschenkeln oder in den Kniekehlen) kann es zu Intertrigo (dem so genannten Hautwolf, also Hautentzündungen durch Feuchtigkeit und Reibung) kommen.
  • Kombination mit Lymphödem: Wenn zusätzlich ein Lymphödem vorliegt, erhöht sich das Risiko für Ulzerationen und chronische Wunden erheblich.

Empfehlungen für die Wundversorgung

Die Versorgung sollte individuell und interdisziplinär erfolgen – idealerweise in Zusammenarbeit zwischen Arztpraxis, Wundmanagement, Physiotherapie und gegebenenfalls dem Sanitätshaus. Wichtige Grundsätze sind:

  • Schonende Reinigung und atraumatische Verbandswechsel: Milde, pH-neutrale Reinigungsmittel sowie weiche, nicht verklebende Wundauflagen schützen die empfindliche Haut.
  • Geeignete Wundauflagen: Moderne Wundauflagen wie Silikonbeschichtungen, Schaumverbände oder hydrokolloide Materialien helfen, das Wundmilieu zu regulieren und Schmerzen zu reduzieren.
  • Hautpflege und Prophylaxe: Regelmäßige Pflege mit rückfettenden, hautfreundlichen Cremes unterstützt die Barrierefunktion. In stark gefährdeten Bereichen kann ein Intertrigo-Schutz durch Puder, Salben oder spezielle Textilien sinnvoll sein.
  • Kompressionstherapie: Sie ist ein essenzieller Bestandteil der Lipödem-Therapie. Bei Wunden muss eine individuelle Anpassung erfolgen – beispielsweise durch speziell konfektionierte Kompressionsstrümpfe mit Aussparungen oder weichem Polstermaterial.
  • Ernährungsberatung und Bewegungstherapie: Zur ganzheitlichen Versorgung gehört auch eine stoffwechselgerechte Ernährung und Bewegung, um das Fortschreiten der Erkrankung und Sekundärschäden zu verhindern.
  • Psychosoziale Unterstützung: Viele Betroffene leiden unter chronischen Schmerzen, Frustration durch Therapieresistenz und Stigmatisierung. Eine umfassende Versorgung sollte diese Aspekte mitberücksichtigen.
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