Unsicherheit bei FFP2-Masken

ZDF-Wiso: „Schlechte Masken aus Apotheken“

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Berlin -

Aufgrund der steigenden Infektionszahlen spielt auch das Thema Masken wieder eine zunehmende Rolle. Bei den Verbrauchern herrscht oft viel Unsicherheit, Apotheken bekommen diese ebenfalls zu spüren. Derzeit sorgt ein Beitrag der ZDF-Sendung „Wiso“ für Zündstoff: Auch in Apotheken würden schlechte Masken an Kunden abgegeben. Apotheken sind empört über die Darstellung – sie versuchen Aufklärungsarbeit zu leisten.

Der Maskenmarkt ist groß, das Angebot umfangreich. Viele Verbraucher haben daher schon lange den Überblick verloren. Immer wieder werden verschiedene Modelle getestet. Die Ergebnisse sorgen für Verunsicherung. Dies zeigt auch ein Beitrag der ZDF- Sendung „Wiso“ vom 26. Oktober. Im Beitrag wurde die Qualität von FFP2-Masken untersucht – auch Apothekenware war dabei. „Nach dem Bericht sind die Leute doch recht unsicher geworden“, erklärt Apothekerin Laura Abels aus Erftstadt. „Wir sind von der Qualität unserer Masken überzeugt.“ Die Masken seien von verlässlichen Händlern abgenommen worden, nach eingehender Prüfung – „soweit dies im März und April möglich war“, erklärt sie.

Maske aufschneiden und testen

Im ZDF-Beitrag werden zu Beginn zwei verschiedene FFP2-Masken gezeigt – eine aus China, eine aus Europa. „Zum Verwechseln ähnlich“, heißt es. Ob die jeweilige Maske ausreichend Schutz biete, lasse sich manchmal „ganz einfach feststellen“. Dazu soll die Maske aufgeschnitten und die mittlere Lage genauer unter die Lupe genommen werden. Beim Halten gegen das Licht wird die Durchlässigkeit deutlich: „Wenn kein Licht durchscheint, kann man relativ sicher sein, dass man gute Qualität hat“, erklärt Christian Vorbau von der Firma Sentias, welche Masken in Wuppertal produziert. Wenn hingegen Lichtpunkte durchscheinen, sei die Maske minderwertig. Denn durch die zahlreichen kleinen Löcher könnten ausreichend Viren hindurchkommen.

Genau diese im Beitrag vorgestellte Maßnahme setzt Abels nun in ihren drei Apotheken im Raum Erftstadt um: Um den Kunden die Unsicherheit ein wenig zu nehmen, wird jeweils eine der FFP2-Masken aufgeschnitten als Muster zur Schau gestellt. Von dem Vlies der mittleren Lage wurde ein Stück herausgeschnitten und in einen durchsichtigen Plastikbeutel gegeben, um den Kunden das Material besser zeigen zu können. „Jeder Kunde, der unsicher ist, kann sich das anschauen und selbst entscheiden – das ist das Einzige, was wir im Moment tun können“, erklärt die Apothekerin. „Wir haben vorgesorgt, als nichts zu bekommen war, und jetzt wird alles schlecht gemacht, nur wegen einiger schwarzer Schafe.“

Apotheker Simon Krivec aus Moers pflichtet dem auf Instagram bei: „Es ist uns schlicht nicht möglich, in der Apotheke entsprechende Messungen oder andere Prüfungen vorzunehmen.“ Täglich erhalte die Apotheke zig Angebote, Masken aus unbekannter Herkunft über obskure Händler zu beziehen – „diesem haben wir uns von Anfang an verweigert“, schreibt er. Der Apotheker bittet daher um Verständnis, dass es in einer globalisierten Welt für Apotheken nicht mehr zu leisten sei, jedes Produkt mit all seinen Spezifikationen zweifelsfrei zu überprüfen.

Minderwertige Masken im Handel

Bei der Testung einiger als FFP2 gekennzeichneter Masken konnten einige nicht halb so gut schützen wie vorgeschrieben – denn eigentlich dürfen FFP2-Masken maximal 6 Prozent der Aerosole durchlassen. Nun so werden Träger und Mitmenschen geschützt. Milliarden von minderwertigen Masken seien im Umlauf, hieß es im Wiso-Beitrag. Aufgrund der erhöhten Nachfrage zu Beginn der Pandemie kam es zu massiven Engpässen. Daher kamen sogar Masken ohne Prüfung und Kennzeichnung in den Handel. Viele davon wurden aus China importiert, um der Nachfrage gerecht werden zu können. „Natürlich arbeitet der chinesische Markt anders als der deutsche, was Nachweise angeht, deshalb ist aber nicht alles schlecht“, meint Abels.

Masken, die von der Dekra das Kennzeichen „CE 0158“ erhalten, haben alle Tests bestanden. Nur mit diesem Kennzeichen dürfen die FFP2-Masken normalerweise verkauft werden. Um die Massen schneller testen zu können, wurde ein Schnelltest mit geringeren Prüfvorgaben vorgeschrieben. Schätzungen zufolge seien jedoch rund vier Milliarden Masken ungetestet im Umlauf, erklärt die Dekra. „Als Endverbraucher haben sie keine Möglichkeit, das zu unterscheiden.“ Ausschließlich mit den entsprechenden Dokumenten des Verkäufers sei das möglich.

Apotheken werden kritisiert – und wehren sich

Im Beitrag werden Masken in verschiedenen Apotheken gekauft. „Dort wo man höchste Qualität erwartet“, kommentiert der Sprecher. Auf Nachfrage habe jedoch keine Apotheken die amtliche Bestätigung der Masken vorzeigen können. Viele Apotheker sind empört über die negative Darstellung: „Wir geben die Informationen, die wir zu unseren Masken haben selbstverständlich weiter“, erklärt Abels. Krivec übt ebenfalls Kritik am Beitrag: Die „Panikmache“ eines öffentlich-rechtlichen Senders und die Unterstellungen in Richtung der Apotheken sei in diesen Zeiten mehr als befremdlich. „Wir leisten das, was für uns möglich ist – an der Globalisierung und all ihren Auswüchsen können wir jedoch auch nichts ändern.“

Oftmals sei zwar eine CE-Kennung aufgebracht, allerdings ohne die vierstellige Prüfziffer 0158, erklärt das ZDF. Diese gebe jedoch Aufschluss darüber, wo die Masken geprüft wurden, daher sei die Angabe verpflichtend. Von 24 getesteten Masken fielen 12 direkt durch – sie erfüllten nicht einmal die Bedingungen der Schnelltest-Standards – auch jede zweite Apothekenmaske war davon betroffen. „Extreme Unterschiede also – und sogar schlechte Masken aus Apotheken“, resümiert der Sender den Beitrag.

Seit 1. Oktober müssen alle neu in den Markt gebrachten Masken CE-geprüft sein, die bisher möglichen Schnelltest sind nicht mehr erlaubt. Alle zuvor importierten Masken dürfen jedoch weiterhin verkauft werden – auch ungeprüfte. Einziges sicheres Kriterium seien daher Masken mit kompletter CE-Kennzeichnung.

 

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