Nutzen und Nebenwirkungen

Fresh-Up: COX-2-Hemmer

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Berlin -

Nicht immer entscheiden sich Ärzt:innen bei Schmerzzuständen für die Verschreibung von Ibuprofen oder Diclofenac. Insbesondere bei entzündlichen Prozessen kommen die sogenannten COX-2-Hemmer zum Einsatz. Innerhalb der Beratung sollte auf die Vorteile und die Bedeutung dieser Arzneistoffgruppe eingegangen werden. Aufgrund der Nebenwirkungen lehnen vor allem ältere Patient:innen die Einnahme ab.

Alle antiphlogistischen Analgetika wirken über eine Hemmung der Cyclooxygenase. Diese Enzyme regulieren die Ausschüttung von Prostaglandinen, Thromboxanen und weiteren Entzündungsmediatoren. Die Cyclooxygenase teilt sich in COX-1 und COX-2 auf. COX-2 wird vor allem in entzündetem und geschädigtem Gewebe exprimiert und sorgt dort für die Prostaglandin-Freisetzung. Aspirin, Ibuprofen und Diclofenac wirken nach heutigem Wissensstand auf beide Cyclooxygenasen. Die Coxibe hingegen nur auf die COX-2, deshalb gelten sie als magenschonender.

Gibt es eine COX-3? Aktuell sind sich Wissenschaftler:innen einig, dass es ein weiteres Enzym in der Reihe der Cyclooxygenasen gibt. Das Vorhandensein einer COX-3 könnte die nicht-antientzündliche Wirkungsweise von Paracetamol erklären.

Drei von sechs Wirkstoffen nicht mehr zugelassen

Ende der 90er kamen die Coxibe auf den Markt und sollten zunächst als Durchbruch in der Schmerzmedizin gefeiert werden. Heute sind viele der Arzneistoffe vom Markt genommen, darunter Lumiracoxib, Rofecoxib und Valdecoxib. Die Marktrücknahme von Lumiracoxib (Prexige) erfolgte aufgrund von hepatotoxischen Nebenwirkungen. Der Arzneistoff Rofecoxib (Vioxx) zeigte ein schlechtes Nebenwirkungsprofil und führte zu einem erhöhten Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte. Der Dritte im Bunde – Valdecoxib (Bextra) – verfügt in der EU ebenfalls nicht mehr über eine Zulassung. Gründe für die Marktrücknahme waren Berichte über schwere kardiovaskuläre Störungen sowie Hautreaktionen.

Kardiovaskuläre Ereignisse beeinflussen Therapietreue

Bei einer Verordnung von Coxiben fragen sich einige Patient:innen, weshalb ein einfaches Ibuprofen-Rezept nicht ausgereicht hätte. Hier sollten PTA in den Dialog gehen und die gute antientzündliche Wirkung erläutern. Für einen kurzen Einnahmezeitraum können Arcoxia & Co. eine sehr gute Wirkung erzielen und Patient:innen aus ihrem Teufelskreis der Schmerzen herausholen. Vor allem bei Gelenkentzündungen und degenerativen Entzündungsprozessen (Arthritis) ist die Gabe der COX-2-Hemmer empfehlenswert. Dennoch: Über die absoluten Kontraindikationen sollte im Rahmen des Beratungsgespräches hingewiesen werden. Ganz unbegründet ist die Angst der Patient:innen nämlich nicht. Coxibe weisen absolute Kontraindikationen und wichtige Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten auf.

So sollten die Wirkstoffe bei vorliegendem peptischem Ulkus oder einer sonstigen gastrointestinalen Blutung nicht eingenommen werden. Bei vorliegender Hypertonie oder Herzinsuffizienz sollte die Einnahme nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen. Coxibe sollten überdies nicht bei koronarer Herzkrankheit, peripherer arterieller Verschlusskrankheit und zerebrovaskulären Erkrankungen eingenommen werden. Das Risiko arzneimittelbedingter Interaktionen erfordert gerade bei älteren Patient:innen eine vorsichtige Dosierung. So kann es bei gleichzeitiger Einnahme von Celecoxib und Fluconazol beispielsweise zu einer sehr starken Anreicherung des Coxibs. Diese Wechselwirkung hängt mit dem Abbau über CYP2C9 zusammen. Auch bei Ketoconazol, Voriconazol und Rifampicin sind Wechselwirkungen zu erwarten.

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